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In memoriam Christoph Aspöck

Christoph-Aspöck-Symposium

Am 25. Februar dieses Jahres ist der bekannte Hygieniker Assoc. Prof. Dr. Christoph Aspöck, Primarius und Vorstand des Klinischen Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am Universitätsklinikum St. Pölten, kurz vor seinem 57. Geburtstag nach schwerer Krankheit, dennoch unerwartet und vor allem viel zu früh verstorben.

In einem eigenen Christoph-Aspöck-Symposium im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) in Bad Ischl erinnerten und ehrten Kollegen und Weggefährten das Schaffen und Wirken des Verstorbenen.

Beruflicher Lebensweg

Christoph Aspöck studierte an der Universität Wien Medizin und entdeckte schon früh seine Leidenschaft für das Fachgebiet Hygiene. Seit 1997 war er Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, 2007 wurde ihm auch das Additivfach für Infektiologie und Tropenmedizin zuerkannt.

Für viele Jahre war Aspöck am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien an der Klinischen Abteilung für Krankenhaushygiene unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Walter Koller tätig, welche er auch in der Funktion des stellvertretenden Abteilungsleiters mit aufgebaut hatte. Nosokomiale Ausbrüche und der Aufbau einer funktionierenden Infektionserfassung sowie der Ausbau einer gelebten Krankenhaushygiene in all ihren Facetten gehörten schon damals zu seinem umfangreichen Betätigungsfeld.

2002 erfolgte die Berufung Aspöcks als Primarius und Vorstand des neu gegründeten Institutes für Hygiene und Mikrobiologie am Landesklinikum St. Pölten. Dabei verstand er es, durch fachliche Argumentation, Beharrlichkeit und kommunikatives Geschick die mikrobiologische Diagnostik vom Institut für Pathologie weg zum Kernfach der Hygiene und Medizinischen Mikrobiologie zurückzuführen. Unter seiner Leitung konnten in der Folge erstmalig auch Fachärzt*innen im Fach Mikrobiologie und Hygiene am späteren Universitätsklinikum St. Pölten ausgebildet werden. Aus der Stabsstelle der Ärztlichen Direktion des Krankenhauses St. Pölten wurde das Klinische Institut für Hygiene und Mikrobiologie. Im Jahr 2014 wurde Aspöck zum assoziierten Professor und Leiter der Universitätsklinik für Hygiene und Mikrobiologie der Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften ernannt.

Beliebter Lehrender …

Immer schon war ein besonderes Anliegen von Christoph Aspöck die fundierte Ausbildung und Lehre junger Kolleg*innen. Die universitären Agenden mit Vorlesungen und Praktika, in denen klinische Grundfertigkeiten vermittelt werden, wurden von ihm schon in jungen Jahren mit viel Herzblut im Rahmen des verpflichtenden Hygienepraktikums des Medizinstudiums mitgestaltet, koordiniert und begleitet. Dass dies auf fruchtbaren Boden fiel, zeigen Bewertungen der damaligen Zeit, in denen Studierende schrieben: „Dieser Teil des Praktikums war der hilfreichste für unsere weitere Laufbahn. Es war schön, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten.“ Über viele Jahre war Aspöck auch bei der Facharztprüfung für Hygiene und Mikrobiologie aktiv involviert und sowohl bei seinen mitprüfenden Fachkolleg*innen, wie auch bei den Prüfungskandidat*innen selbst für seine genaue, vor allem aber wertschätzende Art und Weise bekannt.

Aspöck besaß das Talent, komplexe Inhalte gut verständlich aufzubereiten, was er in umfangreicher Unterrichts-, Lehr- und Vortragstätigkeit gerne unter Beweis stellte und viele von uns damit begeisterte. Priv.-Doz. Dr. Markus Hell zeigte in seinen Erinnerungen unter dem Titel „Die Anfänge der molekularen Ausbruchsabklärung in Österreich“ auf, mit welchem Engagement und Sinn für das Detail Aspöck seine Vorträge gestaltete, um dem Publikum Zusammenhänge und vor allem die Bedeutung von Hygiene oder Krankenhaushygiene nahezubringen.

…und engagierter Hygieniker

Die wissenschaftliche Tätigkeit von Christoph Aspöck lag vor allem im Bereich Krankenhaushygiene mit den Schwerpunkten Antibiotikaresistenzen und Infektionsepidemiologie. Aspöck war zudem der Herausgeber des Buches „MRSA und ESBL“ (UNI MED, 2012) und Mitautor der Bücher „Angewandte Hygiene in Krankenhaus und Arztpraxis“. Die Vernetzung des Faches Hygiene mit anderen Fachgebieten, die Zusammenarbeit mit Behörden und Ministerien sind essenzielle Aufgaben eines Hygienikers. Hier begleitete Aspöck ab dem Jahr 2000 den Hygienefachkreis Burgenland, war ab dem Jahr 2002 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Krankenhaushygiene in Niederösterreich und ab 2005 Experte für das Fach Hygiene, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene im Landessanitätsrat Niederösterreich. Viele zeitgemäße krankenhaushygienische Programme sind in diesen Jahren damit von ihm initiiert bzw. begleitet worden. Aspöck war seit 2010 Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin und hat auch hier zahllose Ideen eingebracht, Diskussionen angeregt und Projekte begleitet.

Vor rund 10 Jahren, die Vorarbeiten dazu aber sicherlich noch weiter zurückliegend, war Primarius Aspöck als einer der federführenden Experten Teil der Erarbeitung der PROHYG-Leitlinie zur Organisation und Strategie der Krankenhaushygiene (BMG, 1. Auflage 2002 und 2. Auflage 2011), welche in der Folge bei vielen Fragestellungen im Bereich der Krankenhaushygiene von Behörden herangezogen wurde und wird.

27 Jahre HYGIENE MONITOR und die Präzision der Sprache

Unvergessen wird die Symbiose von Aspöck und dem HYGIENE MONITOR bleiben. Seit 1995 und damit unglaubliche 27 Jahre war er redaktionell und inhaltlich verantwortlich für diese vierteljährlich erscheinende Zeitschrift, welche zunächst in Papierform erschien und später digital auf der Seite der ÖGHMP unter www.oeghmp.at/wissenswertes abrufbar war und ist.

Im HYGIENE MONITOR wurden die unterschiedlichsten Themen aus dem breiten Betätigungsfeld der Hygiene thematisiert, es wurden Leitlinien diskutiert, Merkblätter dargestellt oder Fragen aus der Infektiologie, Krankenhaushygiene sowie der Mikrobiologie dargestellt. Neben einem Gefühl für interessante und praxisorientierte Themen sowie einem Streben nach Aktualität zeichnete Christoph Aspöck auch eine Liebe zum Detail aus. In seinem Beitrag „Die Präzision der Sprache“ erinnerte Prof. Dr. Ojan Assadian an detaillierte Rückmeldungen und Kommentare. Nächtliche Mails, weit ab einer normalen Arbeitszeit waren durchaus möglich bis üblich und wiesen Aspöck als einen Kollegen aus, der für seine Arbeit brannte. Die Inhalte von beinahe drei Jahrzehnten HYGIENE MONITOR, zusammengefasst von Univ.-Prof. Dr. Andrea Grisold, zeigen den Wandel, den einzelne Themen im Laufe der Zeit erlebten. Weitsicht zeichnete Christoph Aspöck auch aus, als er im HYGIENE MONITOR 2006 über den Influenza-Pandemie-Plan schon damals schrieb: „…der Plan stellt insgesamt ein lebendes Dokument dar.“ Wie häufig Änderungen in solchen Pandemieplänen möglich oder nötig sind, hat uns die aktuelle Covid-19-Pandemie deutlich vor Augen geführt.

Eine Konstante im beruflichen Leben von Aspöck war sein unermüdlicher Einsatz um das Thema Händehygiene. Zahlreiche Pressemitteilungen und die Organisation von unzähligen Veranstaltungen zeugen auch hier vom Engagement von Aspöck für die Belange der (Krankenhaus-)Hygiene. Dieses Thema griff auch Dr. Alexander Blacky in seinen Erinnerungen „Mind the gap“ auf, mit einer Gegenüberstellung von Hygienerichtlinien und der Realität im Alltag – und einem flammenden Appell, sich zu jeder Zeit der Bedeutung von Hygienerichtlinien oder der Folgen bei Missachtung derselben bewusst zu sein.

Univ.-Prof. Dr. Birgit Willinger, die den beruflichen, aber auch den privaten Lebenslauf von Christoph Aspöck zusammenfasste, erinnerte daran, dass er nicht nur Hygieniker, Arzt, Lehrer und Kollege mit großer Begeisterungsfähigkeit für sein Fachgebiet war, sondern dass viele von uns ihn auch als humorvollen und kunstsinnigen Menschen erleben durften, der mit seiner Liebe zur Musik und seinem Spiel am Cello sowie am Klavier viele Anlässe verschönert hat.

Für alle Teilnehmer des Christoph-Aspöck-Symposiums berührend waren die Schlussworte seines Vaters, Univ.-Prof. Dr. Horst Aspöck, der zusammen mit seiner Gattin, Frau Univ.-Prof. Dr. Ulrike Aspöck,an diesem Symposium teilgenommen hat und die Unumkehrbarkeit der Situation nochmals in Worte fasste.

Wir verabschieden uns von einem Kollegen und Freund, der trotz seiner schweren Erkrankung immer Optimismus ausgestrahlt hat und so vieles in seinem Fachbereich, in dem er so engagiert tätig war, erreicht hat. Mit Prim. Assoz. Prof. Dr. Christoph Aspöck haben wir einen Kollegen verloren, der mit seinem Tod eine große Lücke in der Gemeinschaft der Hygieniker*innen und Mikrobiolog*innen in Österreich hinterlässt.

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