
Chinolone heute: eine Bestandsaufnahme
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Fluorchinolone sind hoch wirksame orale Antibiotika, auf die man keinesfalls verzichten sollte. Richtig eingesetzt, können sie äußerst nützlich sein und finden in zahlreichen Indikationen Anwendung, erklärte der Wiener Infektiologe Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer von der MedUni Wien.
Das erste Fluorchinolon war Norfloxacin, das 1980 eingeführt wurde, 1986 folgte Ciprofloxacin, das schon zur zweiten Generation zählt“, so Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Infektiologe an der MedUni Wien. Levofloxacin repräsentiert die dritte, Moxifloxacin die vierte und Delafloxacin die fünfte Generation der Fluorchinolone. „Wir haben hier eine potente Substanzklasse, die allerdings gewissen Einschränkungen im Sinne unerwünschter Wirkungen unterliegt“, so Thalhammer.
Wirksame orale Antibiotika
„Ich würde sagen, dass Fluorchinolone neben den Betalaktamen die wirksamste orale Antibiotikaklasse sind, für die es immer noch zahlreiche Indikationen der ersten Wahl gibt“, so Thalhammer. Mit Delafloxacin liegt das erste auch gegen Methicillin-resistentenStaphylococcus aureus (MRSA) wirksame Fluorchinolon vor, das keine Phototoxizität und keine QT-Zeit-Verlängerung bewirkt, gut in Abszesse penetriert und bei saurem pH-Wert hochaktiv ist. Dies unterscheidet Fluorchinolone übrigens von anderen Antibiotika wie Makroliden oder Aminoglykosiden, die im sauren Milieu eine Wirkungsabschwächung erfahren. „Das ist wichtig für die Wirkung von Fluorchinolonen gegen Abszesse“, betonte Thalhammer. Weiters wirkt Delafloxacin auch gut gegen Ciprofloxacin-resistentePseudomonas aeruginosa. Das Wirkspektrum von Delafloxacin ist in Tabelle 1 dargestellt.
Zu den Indikationen für Fluorchinolone zählen unter anderem der diabetische Fuß,manche Harnwegsinfektionen, etwa die Pyelonephritis, oder die Prostatitis. Auch bei der Legionellen-Pneumonie sind moderne Chinolone Mittel der Wahl. Und Delafloxacin weist auch eine Aktivität gegen Biofilme auf.
Moxifloxacin ist eines der wenigen Antibiotika, das keine Interaktion mit oralen Kontrazeptiva zeigt. Und großen Metaanalysen zufolge üben Fluorchinolone keine negativen Wirkungen auf eine Schwangerschaft aus.
Eine wichtige Einschränkung besteht darin, dass Ciprofloxacin nicht gegen Pneumokokken wirkt. „Hingegen spricht nichts dagegen, Pneumokokken mit einem moderneren Chinolon zu behandeln. Infrage kommen Levo-, Moxi- oder Delafloxacin“, erklärte der Infektiologe.
Kein Grund zur Nichtverwendung
„Chinolone sind aber sicherlich kontraindiziert bei Bagatellinfektionen“, schränkte der Infektiologe ein. „Und wir sollten die Patienten ausreichend über mögliche Nebenwirkungen aufklären. Klar sei auch, dass durch Massenverschreibungen auch sehr seltene Nebenwirkungen gelegentlich auftreten können, wie z.B. neurologische Schäden oder periphere Neuropathien. „Alles in allem würde ich aber sagen, dass es keinen Grund gibt, Chinolone nicht mehr zu verwenden“, so Thalhammer abschließend.
Quelle:
„Chinolone – Neubewertung 2022“, Vortrag im Rahmen von Symposium 4 des ÖIK am 23. März 2022, Saalfelden
Literatur:
beim Verfasser
Das könnte Sie auch interessieren:
Lokale Antibiotikatherapie: einige Indikationen mit guter Evidenz
Eine Lokaltherapie mit einem Antibiotikum ist nicht nur an der Haut möglich, sondern kann beispielsweise im Respirationstrakt mittels Inhalation erfolgen. Allerdings besteht bei Weitem ...
Phytotherapie bei Infektionen der Blase und der Atemwege
Heilpflanzen finden seit den frühen Tagen der Menschheit Anwendung bei unterschiedlichsten Erkrankungen. Aktuell besteht das Bemühen, die empirische Anwendung mit Evidenz aus klinischen ...
Hat der Pap-Test in Zeiten der HPV-Impfung noch Zukunft?
Die Inzidenz von Zervixkarzinomen infolge von HPV-Infektionen konnte durch zytologisches Screening in etwa halbiert werden. Mit Einführung der HPV-Impfung besteht nun die Möglichkeit, ...