<p class="article-intro">Mehr als acht Millionen Menschen infizieren sich jedes Jahr mit Tuberkulose. Ein Problem ist die Zunahme multiresistenter Erreger. Bei der Suche nach neuen Wirkprinzipien gegen den Tuberkuloseerreger greift man auf die Natur zurück und bedient sich antimikrobieller Peptide mit neuen Wirkmechanismen.</p>
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<p class="article-content"><p>Die weltweite Bedeutung der Tuberkulose kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, betonte Prof. Dr. Steffen Stenger, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Ulm. „Wir haben eine weltweite Inzidenz von 128 pro 100 000, das bedeutet 8,6 Millionen Neuinfektionen pro Jahr, eine Prävalenz von 14 Millionen und 1,3 Millionen jährliche Todesfälle, das sind etwa 3700 pro Tag.“ Auch in Deutschland ist die Zahl der Neuerkrankungen an Tbc wieder angestiegen und liegt derzeit bei ca. 6000 pro Jahr.<br /> Das zweite große Problem ist die weltweite Zunahme der Fälle von multiresistenter (MDR) Tuberkulose, besonders in Russland, aber auch in Indien, China und manchen afrikanischen Ländern. Weltweit treten jährlich 480 000 neue Fälle von MDR-Tbc auf, das sind 3,3 % aller neuen Fälle und 21 % aller zuvor behandelten Patienten. 9,5 % aller MDR-Fälle werden als extrem medikamentenresistent (XDR) eingestuft. Der Therapieerfolg bei MDRTuberkulose liegt bei lediglich 52 % .</p>
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<p class="article-intro">Mehr als acht Millionen Menschen infizieren sich jedes Jahr mit Tuberkulose. Ein Problem ist die Zunahme multiresistenter Erreger. Bei der Suche nach neuen Wirkprinzipien gegen den Tuberkuloseerreger greift man auf die Natur zurück und bedient sich antimikrobieller Peptide mit neuen Wirkmechanismen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Die weltweite Bedeutung der Tuberkulose kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, betonte Prof. Dr. Steffen Stenger, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Ulm. „Wir haben eine weltweite Inzidenz von 128 pro 100 000, das bedeutet 8,6 Millionen Neuinfektionen pro Jahr, eine Prävalenz von 14 Millionen und 1,3 Millionen jährliche Todesfälle, das sind etwa 3700 pro Tag.“ Auch in Deutschland ist die Zahl der Neuerkrankungen an Tbc wieder angestiegen und liegt derzeit bei ca. 6000 pro Jahr.<br /> Das zweite große Problem ist die weltweite Zunahme der Fälle von multiresistenter (MDR) Tuberkulose, besonders in Russland, aber auch in Indien, China und manchen afrikanischen Ländern. Weltweit treten jährlich 480 000 neue Fälle von MDR-Tbc auf, das sind 3,3 % aller neuen Fälle und 21 % aller zuvor behandelten Patienten. 9,5 % aller MDR-Fälle werden als extrem medikamentenresistent (XDR) eingestuft. Der Therapieerfolg bei MDRTuberkulose liegt bei lediglich 52 % .</p> <h2>Präventionsmaßnahmen und neue Therapeutika</h2> <p>Die BCG-Impfung wird weltweit nach wie vor eingesetzt – allerdings nicht in Niedriginzidenzländern wie Deutschland oder Österreich, da hier die Kosteneffektivität nicht gegeben ist. Rezent publizierte Studien mit neuen Impfstoffen waren bisher mäßig erfolgreich – hier sind weitere Studien abzuwarten. <br />Therapeutisch sind vor einigen Jahren zwei neue Tbc-Medikamente, Bedaquilin und Delamanid, auf den Markt gekommen. Hier fehlen jedoch noch Endpunktstudien, welche die klinische Effizienz eindeutig belegen. „Andererseits gibt es Berichte über schwere Nebenwirkungen, vor allem bei Bedaquilin“, ergänzte Stenger. Derzeit werden die beiden Medikamente als Reservemittel und nur in entsprechenden Kombinationstherapien eingesetzt. Aufgrund des hohen Preises ist ihr Einsatz vor allem in ärmeren Ländern kaum möglich.</p> <h2>Antimikrobielle Peptide</h2> <p>Der Einsatz antimikrobieller Peptide könnte als völlig neue Strategie Erfolg im Kampf gegen Tbc bringen. Antimikrobielle Peptide (AMP) sind sowohl exogen (in Tieren wie Schnecken oder in Pflanzen wie Johanniskraut) als auch endogen zu finden. Bei endogenen AMP lassen sich intrazelluläre von sezernierten Stoffen unterscheiden. <br />Zu den intrazellulären AMP gehört Granulysin, das vor allem in CD8<sup>+</sup>-Lymphozyten gebildet wird. Es wirkt zusammen mit zwei anderen Peptiden, die ebenfalls von CD8<sup>+</sup>-Zellen und natürlichen Killerzellen gebildet werden: Perforin und Granzym. Die Funktion von Perforin und Granulysin besteht vor allem darin, die Zellwand der Erreger zu durchlöchern. So können Granzyme (dies sind Serinproteasen) in den Erreger eindringen und mit seinem Stoffwechsel interagieren, was letztlich zur Apoptose führt. <br />Dies funktioniert grundsätzlich auch in der Abwehr von Parasiten, zum Beispiel Plasmodien. „Die Konzentration sogenannter polyzytotoxischer T-Zellen ist ein Maß dafür, wie gut der Patient geschützt ist bzw. wie die Krankheit verläuft; das gilt auch für Lepra“, erläuterte Stenger. <br />Um weitere AMP zu entdecken, werden derzeit Peptidbibliotheken aus diversen Körperflüssigkeiten und Geweben erstellt. So wurde Angiogenin entdeckt, das in gereinigter Form gegen Candida albicans und Streptococcus pneumoniae wirkt. „Ein aufgrund theoretischer Überlegungen optimiertes Fragment von Angiogenin, das wir Angie-1 genannt haben, zeigte eine hohe Aktivität gegen Mycobacterium tuberculosis“, so Stenger abschließend.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „Antimikrobielle Peptide“, Vortrag von Prof. Dr. Steffen
Stenger, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
am Universitätsklinikum Ulm, im Rahmen der 26. Jahrestagung
der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, 5. Oktober 2018,
Wien
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p>beim Vortragenden</p>
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