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Adenomyose – was gibt es Neues?

<p class="article-intro">Als Adenomyosis uteri wird der Nachweis von endometrialen Drüsen und Stroma im Myometrium in Kombination mit einer Hypertrophie des umgebenden Myometriums definiert.<sup>1</sup> Im folgenden Artikel werden die aktuellen diagnostischen Verfahren und Therapieoptionen beleuchtet.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Obwohl die Pathogenese und die &Auml;tiologie noch nicht restlos gekl&auml;rt sind, werden derzeit zwei Theorien favorisiert: die Invagination des basalen Endometriums in das umgebende Myometrium<sup>2</sup> und die Metaplasie ektoper pluripotenter Stammzellen. <sup>3</sup> Unklar blieben bisher auch die Faktoren, die zur Entstehung der Erkrankung f&uuml;hren. Die in der Literatur angegebene Inzidenz der Adenomyose variiert zwischen 5 und 70 % und hat die h&ouml;chste Pr&auml;valenz bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren.<sup>4</sup> Die klinischen Kardinalsymptome der Adenomyose stellen die Vergr&ouml;&szlig;erung der Geb&auml;rmutter, die Dysmenorrh&ouml;, chronische Unterleibsschmerzen und Menorrhagien dar. Zunehmende Evidenz macht einen negativen Effekt der Adenomyose auf die Fertilit&auml;t deutlich.<sup>5, 6</sup> Knapp die H&auml;lfte der Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose (TIE) entwickelt gleichzeitig eine Adenomyose, welche auch als Endometriosis genitalis interna bezeichnet wird.<sup>7</sup></p> <h2>Diagnostisches Vorgehen</h2> <p><strong>Ultraschall</strong><br /> F&uuml;r den klinischen Alltag in der Gyn&auml;kologie stellen der Ultraschall und speziell die transvaginale Sonografie (TVS) die Bildgebung erster Wahl dar. Die klassischen sonografischen Kriterien wurden durch die &bdquo;Morphological Uterus Sonographic Assessment&ldquo; (MUSA) Group im Konsens ausgearbeitet. Neben einer strukturierten Untersuchung bieten sie die Dokumentation mit standardisierter Terminologie des Myometriums an.<sup>8</sup> So soll eine einheitliche Befundung sowohl im klinischen Alltag als auch f&uuml;r Forschungszwecke stattfinden k&ouml;nnen. Dies ist wesentlich, um die Intra- und Interobserver- Variabilit&auml;t zu reduzieren, die definierten Kriterien zu validieren und schlie&szlig;lich den Effekt konservativer wie auch chirurgischer Therapien messen und die TVS mit anderen bildgebenden Verfahren vergleichen zu k&ouml;nnen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Kombination mehrerer Kriterien die Diagnosesicherheit erh&ouml;ht.<sup>4</sup> Durch Zuhilfenahme des Color- und Power- Dopplers w&auml;hrend der sonografischen Untersuchung gelingt eine bessere Abgrenzung der Adenomyose gegen&uuml;ber Myomen vor allem bei gleichzeitigem Auftreten beider Pathologien (Koexistenz in ca. 40 % der F&auml;lle, Bazot 2018).<sup>9</sup> Die Anwendung des 3DUltraschalls erm&ouml;glicht eine bessere Beurteilung der junktionalen Zone (JZ) bei Beurteilung in der koronaren Ebene.<sup>8</sup><br /><br /> <strong>MRT (Magnetresonanztomografie)<sup>9</sup></strong> <br />Die MRT des Uterus stellt eine Second- Line-Untersuchung in der Diagnostik der Adenomyose dar, vor allem bei nicht konklusiver Ultraschallevaluierung oder im Rahmen der pr&auml;operativen Vorbereitungen zur Planung einer individualisierten chirurgischen Intervention. Zus&auml;tzlich kann das MRT zwischen verschiedenen Subtypen der Adenomyose unterscheiden und pr&auml;ziser zwischen Adenomyose und Myomen differenzieren als die TVS. MRT-Experten weisen ebenfalls auf die Notwendigkeit einer einheitlichen Nomenklatur hin.<br /><br /> <strong>Invasive Diagnostik</strong><br /> Die definitive Diagnose erfolgt nach wie vor durch den histologischen Nachweis. Die hysteroskopische Gewinnung einer Gewebsprobe dient zur Diagnose &ndash; z. T. auch Therapie &ndash; der oberfl&auml;chlichen Adenomyose. Ver&auml;nderungen in der Tiefe des Myometriums k&ouml;nnen so aber nicht abgekl&auml;rt werden. Die Nadelbiopsie unter hysteroskopischer Sicht ist von geringer Aussagekraft, ebenso wie die stichprobenartige Biopsie aus dem Uterus w&auml;hrend einer Laparoskopie, und kann eine Adenomyose nicht ausschlie&szlig;en. Hierbei scheint die transvaginale Gewebsgewinnung unter sonografischer F&uuml;hrung ein vielversprechender Ansatz zu sein, vor allem im Falle einer fokalen Adenomyose.<sup>10, 11</sup> Eine weitere interessante Entwicklung k&ouml;nnte die Kombination der operativen Hysteroskopie mit der Sonografie sein, da endomyometriale Proben suspekter Areale des inneren und &auml;u&szlig;eren Myometriums unter Ultraschallsicht gezielt erhoben werden k&ouml;nnten.<sup>12</sup></p> <h2>Therapeutisches Vorgehen</h2> <p><strong>Medikament&ouml;se Therapie<sup>13</sup></strong><br /> Die systemische Einnahme von Hormonen wird als klassische Behandlung der Adenomyose angesehen, um Adenomyose-assoziierte Blutungsst&ouml;rungen und Schmerzen zu lindern. Zur Therapie werden Gestagene, Ovulationshemmer und GnRH-Agonisten eingesetzt. Neuere Substanzen wie Aromatasehemmer (AI), selektive Progesteronrezeptor-Modulatoren (SPRM) und GnRH-Antagonisten zeigen in klinischen Studien ebenfalls vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Linderung der Schmerzen und Blutungsst&ouml;rungen. Der Einsatz des SPRM Ulipristalacetat musste in einer Phase-II-Studie allerdings wegen des m&ouml;glichen Zusammenhangs mit schweren Lebersch&auml;digungen fr&uuml;hzeitig beendet werden. Neue Therapien setzen z.B. Valproins&auml;ure bei Adenomyosepatientinnen ein; experimentelle Studien untersuchen die Wirkung von Thromboxan-A2-Synthese-Inhibitoren auf Adenomyose bei M&auml;usen.</p> <h2>HIFU (&bdquo;high intensity focused ultrasound&ldquo;)<sup>14</sup></h2> <p>Beim fokussierten Ultraschall handelt es sich um eine neue nicht invasive thermische Ablationstechnik. Der geb&uuml;ndelte Schall f&uuml;hrt am gew&auml;hlten Herd zu Koagulationsnekrosen durch Erreichen von Temperaturen von 65&deg;C. Der Fokus des Wandlers wird unter sonografischer oder MRTSicht auf das jeweilige Ziel gerichtet. In der Zwischenzeit wurde die Methode bereits bei mehr als 10 000 Patientinnen in China angewandt. HIFU f&uuml;hrt zu einer guten und langfristigen Schmerz- und Blutungskontrolle bei hoher Anwendungssicherheit. Dies erm&ouml;glicht den Organerhalt bei diffuser und fokaler Adenomyose und scheint auch bei Sterilit&auml;tspatientinnen erfolgreich einsetzbar zu sein. Wichtig ist dabei die sorgf&auml;ltige Selektion der Patientinnen, um schwere Komplikationen zu vermeiden, wie Hautverbrennungen (0,2 % ) und Darmverletzungen (0,02 % ).<br /><br /> <strong>Organerhaltende Chirurgie<sup>15</sup></strong><br /> Als klassische Therapie der Adenomyose galt lange die Hysterektomie. Die verbesserte Diagnostik und das ver&auml;nderte Bewusstsein der Patientinnen erm&ouml;glichen unter Entwicklung neuer konservativer Operationsverfahren den Organerhalt. Im &Uuml;bersichtsartikel von Osada werden die diversen Uterus-erhaltenden Eingriffe anhand von insgesamt 2365 publizierten F&auml;llen beschrieben und verglichen. Besonderes Augenmerk wird auf die m&ouml;glichst komplette Resektion der Adenomyose vor allem bei diffusem Befall sowie die sorgf&auml;ltige Rekonstruktion des Uterus bei Kinderwunsch gelegt. Hierbei scheint auch die Resektion der Adenomyose mit kaltem Skalpell f&uuml;r die Wundheilung wichtig zu sein, da so die geringsten Uterusrupturen resultieren. Schwangerschaftsraten von 17,5&ndash;72,2 % , &uuml;berwiegend mittels ART, konnten erreicht werden. Dennoch gehen Schwangerschaften nach extensiver Chirurgie mit einem deutlich erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r Fehlgeburten (12,7&ndash;44,4 % ), &bdquo;stille&ldquo; Uterusrupturen zwischen der 12. und 35. SSW (17,3 % ) und Plazentationsst&ouml;rungen einher. W&auml;hrend Adenomyome durchaus laparoskopisch operiert werden k&ouml;nnen, sollten bei diffuser Adenomyose die Laparotomie oder die laparoskopisch assistierte Laparotomie pr&auml;feriert werden. Je nach Lokalisation der Adenomyose werden die &bdquo;triple-flap&ldquo; oder die asymmetrische Dissektion empfohlen.<br /> Zusammenfassend kann man sagen, dass die Adenomyose von der Pathogenese bis hin zur Therapie weiterhin eine umstrittene Entit&auml;t bleibt. Eine zuverl&auml;ssige Diagnose kann durch eine kombinierte Betrachtung der Symptome und der gyn&auml;kologischen Untersuchung mit dem 2D- und/oder 3D-Ultraschall erreicht werden. Das MRT erm&ouml;glicht in komplexen F&auml;llen die genaueste Erfassung des Uterus zur optimalen Planung organerhaltender Eingriffe. Die histologische Sicherung bei Organerhalt k&ouml;nnte durch die sonografisch gezielte Biopsie sinnvoll f&uuml;r die Einleitung einer personalisierten Therapie der Adenomyose sein.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros Digital_Gyn_1801_Weblinks_jatros_gyn_1802_oeggg2018_abstract_s4_korr_abb.jpg" alt="" width="1417" height="1027" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros Digital_Gyn_1801_Weblinks_jatros_gyn_1802_oeggg2018_abstract_s6_tab.jpg" alt="" width="2150" height="1846" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bird CC et al: The elusive adenomyosis of the uterus--revisited. Am J Obstet Gynecol 1972; 112(5): 583-93 <strong>2</strong> Leyendecker G, Wildt L: A new concept of endometriosis and adenomyosis: tissue injury and repair (TIAR). Horm Mol Biol Clin Investig 2011; 5(2): 125-42 <strong>3</strong> Ferenczy A et al.: Pathophysiology of adenomyosis. Hum Reprod Update 1998; 4(4): 312-22 <strong>4</strong> Krentel H et al.: From clinical symptoms to MR imaging: diagnostic steps in adenomyosis. Biomed Res Int 2017; 2017: 1514029 <strong>5</strong> Campo S et al.: Infertility and adenomyosis. Obstet Gynecol Int 2012; 2012: 786132 <strong>6</strong> Younes G, Tulandi T: Effects of adenomyosis on in vitro fertilization treatment outcomes: a meta-analysis. Fertil Steril 2017; 108(3): 483-490. e3 <strong>7</strong> Lazzeri L et al.: Preoperative and postoperative clinical and transvaginal ultrasound findings of adenomyosis in patients with deep infiltrating endometriosis. Reprod Sci 2014; 21(8): 1027-33 <strong>8</strong> Van den Bosch T et al.: Terms, definitions and measurements to describe sonographic features of myometrium and uterine masses: a consensus opinion from the Morphological Uterus Sonographic Assessment (MUSA) group. Ultrasound Obstet Gynecol 2015; 46(3): 284-98 <strong>9</strong> Bazot M, Dara&iuml; E: Role of transvaginal sonography and magnetic resonance imaging in the diagnosis of uterine adenomyosis. Fertil Steril 2018; 109(3): 389-97 <strong>10</strong> Luciano DE et al.: Three-dimensional ultrasound in diagnosis of adenomyosis: histologic correlation with ultrasound targeted biopsies of the uterus. J Minim Invasive Gynecol 2013; 20(6): 803-10 <strong>11</strong> Exacoustos C et al: The uterine junctional zone: a 3-dimensional ultrasound study of patients with endometriosis. Am J Obstet Gynecol 2013; 209(3): 248.e1-7 <strong>12</strong> Gordts S et al.: Symptoms and classification of uterine adenomyosis, including the place of hysteroscopy in diagnosis. Fertil Steril 2018; 109(3): 380-388.e1 <strong>13</strong> Vannuccini S et al.: Role of medical therapy in the management of uterine adenomyosis. Fertil Steril 2018; 109(3): 398-405 <strong>14</strong> Zhang L et al.: High intensity focused ultrasound for the treatment of adenomyosis: selection criteria, efficacy, safety and fertility. Acta Obstet Gynecol Scand 2017; 96(6): 707-14 <strong>15</strong> Osada H: Uterine adenomyosis and adenomyoma: the surgical approach. Fertil Steril 2018; 109(3): 406-17</p> </div> </p>
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