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Viel Unterstützung für Menschen mit Diabetes
Jatros
30
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17.04.2018
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<p class="article-intro">Seit 2011 engagiert sich der Lions Club Wien MozART in Sachen Diabetes. Mit einer gesammelten Summe von über 26 000 Euro konnten bereits einige Projekte unterstützt werden. Insbesondere wurde Kindern so die Teilnahme an Diabetescamps ermöglicht, aber auch andere Aktionen konnten erfolgreich durchgeführt werden. Zeit, Bilanz zu ziehen und mit Prim. Heidemarie Abrahamian, die von der ÖDG mit der Koordination zwischen der Fachgesellschaft und Lions beauftragt ist, einen Blick in die Zukunft zu machen.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Weshalb engagiert sich der Lions Club beim Thema Diabetes?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> Der Lions Club Wien MozART, bei dem ich Gründungsmitglied bin, besitzt in den Reihen seiner Mitglieder (unter anderen vier Ärzte und die stellvertretende Vorsitzende des Verbandes Österreichischer Diabetesberater Sarah Cvach) hohe Kompetenz für das Thema Diabetes. Daher sind wir bereits vor längerer Zeit auf die Idee gekommen, uns dem Thema besonders zu widmen. Von der ÖDG bin ich daher auch beauftragt worden, als Koordinatorin zwischen der Fachgesellschaft und Lions zu wirken. Und aus internationaler Sicht haben sich die Lions aufgrund der besorgniserregenden Entwicklung entschlossen, den Schwerpunkt Diabetes weiter auszubauen. Von Lions International sind daher Diabetesaktivitäten auch für die Zukunft als wichtige Zielsetzungen ausgeschrieben.<br /><br /><strong> Wo liegen die Hauptaktivitäten?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> Wir haben sehr früh die Probleme von Kindern mit Typ- 1-Diabetes erkannt, die bereits in jungen Jahren sehr viel Selbstfürsorge und Verantwortung für ihre Krankheit übernehmen müssen. Um diese Selbstfürsorge zu lernen, sind Kindercamps großartig geeignete Einrichtungen. Auf diesen Camps versucht man dem Schreckgespenst Diabetes den Schrecken zu nehmen und Diabetes für Kinder verstehbar zu machen. Die Kinder lernen, was passiert, wenn sie Sport betreiben, wenn sie verschiedene Nahrungsmittel zu sich nehmen, wann sie besonders auf Unter- oder Überzuckerungen achten müssen und wie sie das korrigieren können. So sind sie mithilfe dieser Kindercamps in der Lage, ein relativ selbstständiges Leben zu führen. Die Kinder sind in der Regel für zwei Wochen auf den Camps und lernen dort mit allen Situationen umzugehen, die im Zusammenhang mit dem Diabetes auftreten können. Die Camps werden mindestens 2x im Jahr abgehalten, es gibt Wintercamps und Sommercamps, die in verschiedenen Orten in Österreich, wie etwa in St. Gilgen, stattfinden. Man muss bedenken, dass oft nicht einmal erwachsene Typ-2-Diabetiker es schaffen, diese Selbstfürsorge zu übernehmen, und es viele Patienten gibt, die nicht so therapieadhärent sind, wie dies vorteilhaft wäre. Für Kinder ist dies ungleich schwieriger. Daher sollte man versuchen, wirklich allen Kindern, die Diabetes Typ 1 haben, die Teilnahme an einem solchen Camp zu ermöglichen.<br /><br /><strong> Und welche Rolle hat der Lions Club bei diesen Camps?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> So gut die Camps für die Kinder auch sind, so ist die Teilnahme an einem solchen Camp doch mit Kosten verbunden. Zwar wird ein Teil der Kosten von den Krankenkassen übernommen, es gibt aber einen Eigenanteil, den die Familie aufbringen muss, der nicht von der Krankenkassa abgedeckt wird. Der Eigenanteil ist gar nicht so wenig, das sind 375 Euro für eine Woche und 750 Euro für zwei Wochen. Dieser Eigenanteil stellt für manche Familien eine unüberwindbare Hürde dar. Hier kommen wir vom Lions Club Wien MozART ins Spiel. Wir bekommen die Anträge solcher Familien von der ÖDG übermittelt. Nach einer Prüfung übernehmen wir die Kosten des Eigenanteils bei Familien, die in einer finanziell angespannten Situation sind, oder etwa bei alleinerziehenden Müttern, die sich ebenfalls oft schwer mit der Finanzierung tun. Durch die Hilfe des Lions Club Wien MozART werden somit soziale Unterschiede ausgeglichen.<br /> Auf Basis unserer zuvor angesprochenen Kompetenz beim Diabetes unterstützt der Lions Club Wien MozART seit dem Jahr 2011 diese Aktivität. Bisher konnten wir so 72 Kindern die Teilnahme an einem Diabetescamp ermöglichen, für die dies sonst nicht möglich gewesen wäre. Dabei wurden vom Lions Club Wien MozART bis jetzt 26 500 Euro an finanzieller Unterstützung für diese Kinder freigegeben. Auch andere Clubs konnten wir zum Mitmachen motivieren; besonders engagiert waren in den letzten Jahren der Lions Club Purkersdorf und der Lions Club Zell am See, die ebenfalls jedes Jahr viel für diesen Zweck gespendet haben. Aus meiner Sicht muss man von Diabetes Typ 1 betroffene Kinder unterstützen, so gut man kann, und das versuchen wir auf diese Weise zu tun.<br /><br /> <strong>Welche Aktivitäten wurden bisher noch gesetzt, und mit welchen Zielen?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> Neben den Diabetescamps haben wir uns im Rahmen von Vorsorgeprojekten immer wieder bei Gesundheitsstraßen bei öffentlichen Ereignissen engagiert; wir haben dabei Diabetes- Screenings durchgeführt und die Menschen darüber aufgeklärt, wie es weitergeht, wenn wir bei Blutzucker, Blutfetten, Bauchumfang und/oder Blutdruck verdächtige Befunde gesehen haben.<br /> Übergeordnet wurden vor Kurzem von Lions Österreich gebietsbezogen Diabetesbeauftragte nominiert. Ziel ist es, kompetente Ansprechpartner für spezifische Aktivitäten zur Verfügung zu stellen und diese Aktivitäten zu koordinieren. Im Westen hat diese Aufgabe der Internist und Stoffwechselexperte Dr. Werner Dorfinger übernommen, für Wien, Niederösterreich und Burgenland Manfred Hluma – um einige Beispiele zu nennen.<br /><br /><strong> Welche Initiativen sind in Zukunft geplant?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> Was die österreichweite Ausdehnung der Aktivitäten und die Forcierung der Zusammenarbeit mit der ÖDG betrifft: Wir wollen uns aktiv an der Umsetzung der Gesundheitsziele, die in der Diabetes-Strategie des Bundesministeriums für Gesundheit mit der ÖDG erarbeitet worden sind, beteiligen. Das eine Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, zu verringern; das zweite Ziel ist, die Lebensqualität für alle Patienten mit Diabetes zu verbessern oder auf einem hohen Niveau zu halten. Durch die Bündelung der Kräfte wird es unter Mitwirkung der Lions-eigenen Experten, die Mitglieder in verschiedenen Lions Clubs sind, gelingen, zur Erreichung der Diabetesstrategieziele nachhaltige Beiträge zu leisten. Geplant sind österreichweite Informationskampagnen, dazu gehört etwa ein Informationsfolder, der gerade in Vorbereitung zum Druck ist.<br /> Die Lions Clubs veranstalten viele öffentliche Events wie Konzerte, Kabaretts, große Flohmärkte etc. – das sind gute Gelegenheiten, um unsere Informationskampagnen zum Diabetes laufen zu lassen. Neben dem erwähnten Folder sind auch Vorträge, Screening-Kampagnen wie Gesundheitsstraßen, eine Bustour durch einige Städte Österreichs und ländliche Gebiete sowie eine öffentlichkeitswirksame Zuckerkampagne geplant. Was Letztere betrifft, sind die Einführung eines zuckerfreien Tages im Monat und freiwillige Reduktionen des Zuckergehaltes in Getränken vorstellbar.<br /> Dranbleiben wollen wir auch an unserem Plan, eine Gesundheitsstunde in den Schulen zu etablieren, wofür wir Kontakte zu Schulen und zum Stadtschulrat nützen möchten. Natürlich werden wir die Kindercamps schwerpunktmäßig weiter unterstützen und zusätzlich auch ein Therapiehundeprojekt für diabetische Kinder weiter umsetzen.<br /><br /><strong> Worum geht es bei dem Therapiehundeprojekt?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> Das ist ein Projekt für Kinder mit Diabetes, die mit Zuckerentgleisungen wie Hypoglykämien nicht gut umgehen können. Die Therapiehunde erschnüffeln eine beginnende Zuckerentgleisung und geben Signal. Die Hunde müssen dafür speziell ausgebildet werden. Wir sind noch dabei, zu eruieren, welche Hunde wir wirklich empfehlen können. Bei Kindern, die bereits einen Hund haben, könnten wir, wenn das bei dem Hund möglich ist, seine Ausbildung finanzieren; oder falls die Familie noch keinen Hund hat, könnten wir prüfen, die Anschaffung eines ausgebildeten Hundes zu finanzieren. Was die Ausbildung betrifft, ist noch nicht alles ganz klar, da sind wir noch dabei, geeignete Anbieter zu evaluieren.<br /><br /><strong> Welche Veranstaltungen sind demnächst geplant?<br /><br /> H. Abrahamian:</strong> In Wien z.B. wird am 5. und 6. Mai dieses Jahres der Lions Day am Hof stattfinden, eine Informationsveranstaltung der Lions Clubs, und da wird auch eine Diabetesinformationsbzw. Screening-Kampagne durchgeführt werden. Im Juni wird der Designerflohmarkt des Lions Club Wien MozART stattfinden, wo wir die Kunden über Diabetes informieren werden. Wir laden ein, möglichst zahlreich zu kommen, und freuen uns auf eine rege Teilnahme.<br /> (Mehr Informationen: www.clublions.eu)<br /><br /> <strong>Vielen Dank für das Gespräch!</strong></p> <p><strong><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Diabetes_1802_Weblinks_s40_abb1.jpg" alt="" width="1032" height="723" /></strong></p></p>
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