Vernetzt gegen Übergewicht und Adipositas
Autor:
Prim. Priv.-Doz. Dr. Joakim Huber
Vorstand Abteilung für Innere Medizin Landstraße
Stv. Ärztlicher Direktor Franziskus-Spital
E-Mail: Joakim.Huber@franziskusspital.at
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Adipositas ist eine komplexe chronische Erkrankung, die eine strukturierte, multidisziplinäre Intervention erfordert. Die große Zahl der Betroffenen erschwert eine adäquate Versorgung zusätzlich. Um diese Lücke zu schließen, wurde das Adipositasnetzwerk der Österreichischen Adipositas Gesellschaft gegründet.
Laut Daten der Statistik Austria aus dem Jahr 2021 sind in Österreich 18,1% der Männer und 15,2% der Frauen von Adipositas betroffen. Der Anteil der Übergewichtigen liegt bei den Männern jenseits der 40 und bei den Frauen knapp unter 30%. Eine wichtige und neue Definition der Adipositas liefern die Canadian Adult Obesity Clinical Practice Guidelines,1 die von einer „häufigen, komplexen, progredienten und rezidivierenden chronischen Erkrankung“ sprechen, die die Gesundheit beeinträchtigt. Adipositas ist eine heterogene Erkrankung, die sich nicht bei allen Betroffenen in gleicher Weise präsentiert und eine individualisierte Behandlung benötigt.
Im Zentrum der Pathophysiologie der Adipositas steht eine ungünstige Energiebilanz, die durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht oder begünstigt werden kann. Zu nennen sind Nahrungsaufnahme und Aktivität, aber auch zahlreiche dahinterliegende biologische und psychologische Faktoren. Nicht zuletzt kommen soziale Aspekte und das verfügbare Angebot an Nahrungsmitteln („processed food“) hinzu. Jeder dieser Faktoren bietet auch Chancen für therapeutische Interventionen.
Komplexe, langfristige Betreuung
Daraus ergeben sich spezifische Anforderungen an das Team rund um Patienten mit Adipositas, das aus Angehörigen unterschiedlicher medizinischer und nicht medizinischer Berufsgruppen bestehen sollte. Wie andere komplexe Erkrankungen verlangt auch Adipositas eine langfristige Betreuung der Betroffenen. Die kanadische Leitlinie, an der wir uns aufgrund ihres multifaktoriellen Blickes auf die Erkrankung auch in Europa orientieren können, fordert, dass die Betroffenen individualisierte Versorgungspläne erhalten, die die Probleme, die ihrer Adipositas zugrunde liegen, berücksichtigen. Die Behandlung soll Unterstützung für Verhaltensänderungen ebenso umfassen wie begleitende Therapien. Letztere können psychologische, pharmakologische und chirurgische Optionen inkludieren. Folgen wir diesen Empfehlungen, ergeben sich zahlreiche Herausforderungen in der Behandlung von Betroffenen mit Adipositas. Es gilt, individuell angepasste, umfassende Therapien zur Verfügung zu stellen, möglichst viele Betroffene zu erreichen, und das flächendeckend. Wenn möglich, sollten bereits existierende Strukturen genützt werden. Durch die sehr große Zahl von Betroffenen steigt die Herausforderung zusätzlich.
Adipositas-Netzwerk Österreich
Vor diesem Hintergrund wurde das Adipositas-Netzwerk Österreich der Österreichischen Adipositas Gesellschaft gegründet. Das Adipositas-Netzwerk Österreich ermöglicht eine umfassende Darstellung der Leistungen der einzelnen Teilnehmer in Form einer Plattform bzw. Suchmaschine in den Bereichen ärztliche Betreuung, Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und psychologische Betreuung. Die Plattform hat zwei wesentliche Aufgaben: die Vernetzung Betroffener mit Betreuern und Behandlern sowie die Vernetzung der Betreuer und Behandler miteinander. Das Adipositas-Netzwerk stellt die Qualität der Versorgung durch hohe Anforderungen an die Teilnehmer sicher. Verlangt werden eine abgeschlossene Fachausbildung sowie praktische Erfahrung in der Betreuung von Personen mit Übergewicht oder Adipositas.
Abb. 1: Adipositas-Netzwerk Österreich: www.adipositasnetzwerk.at
Ich wünsche mir, dass alle Betroffenen das Angebot des Netzwerkes in Anspruch nehmen und wir so nachhaltig und regionsspezifisch helfen können! Werden auch Sie Teil des Adipositas-Netzwerkes der ÖAG:
Literatur:
1 Wharton S et al.: Obesity in adults: a clinical practice guideline. CMAJ 2020; 4; 192(31): 875-91
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