Diabetes Museum

Vergangenheit und Zukunft des Diabetes

Genau 100 Jahre nach den berühmten Experimenten von Banting und Best, mit denen die Ära der Insulintherapie eingeleitet wurde, ist das erste virtuelle Diabetes Museum Österreichs online gegangen. Es macht die Geschichte der Diabetestherapie erlebbar und gibt Einblicke in aktuelle und mögliche künftige Entwicklungen, und es sammelt die Erinnerungen von Menschen, die mit Diabetes gelebt und gearbeitet haben.

Am 30. Juli, nach anderen Quellen am 7. August 1921, haben Frederick G. Banting und Charles H. Best zum ersten Mal Insulin erfolgreich in therapeutischer Absicht verabreicht. Die Experimente gelten als Geburtsstunde der Insulintherapie und als Sternstunde der modernen Medizin. Die Geschichte der Auseinandersetzung mit der Erkrankung reicht aber weit länger zurück. So findet sich eine schriftliche Schilderung von Diabetes schon im altägyptischen „Papyrus Ebers“ aus dem Jahr 1550 v. Chr.

Die bewegende Geschichte des Diabetes mellitus der Öffentlichkeit näherzubringen und dabei den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft zu schlagen, ist das Ziel des ersten Diabetes Museums Österreichs, das vor wenigen Wochen unter der Adresse www.diabetes-museum.at online gegangen ist.

Virtuelle Ausstellung

Diabetes Museum, Hauptseite

Die Idee zu dem Museum geht zurück auf den Medizinjournalisten und Gründer der Internet-Plattform Diabetes Austria, Peter P. Hopfinger, der anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der Insulintherapie die Chance gesehen hat, eine Lücke in der österreichischen Museumslandschaft zu schließen. Träger des Diabetes Museums ist „wir sind diabetes“, die Dachorganisation der Diabetes Selbsthilfe Österreich, die Anschubfinanzierung kam von Partnern aus der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik.

Ort der multimedialen Dokumentation

Das Diabetes Museum versteht sich als Ort der multimedialen Dokumentation, an dem die Geschichte des Diabetes mellitus, das Leben und die Beschäftigung mit der Erkrankung und nicht zuletzt die Behandlungsmöglichkeiten im Kontext des gesellschaftlichen Wandels und des medizinischen Fortschritts erlebbar und begreifbar gemacht werden. Der virtuelle Raum bietet dafür die ideale Plattform: Die Geschichte des Diabetes wird interaktiv aufgearbeitet, Klick für Klick kann man die Entwicklungen von der Antike bis in die Neuzeit nachverfolgen. Daneben bietet die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Insulin“ umfassende Informationen über die Wegbereiter und Meilensteine der Diabetestherapie und der wissenschaftlichen Aufarbeitung rund um das Proteinhormon.

Erinnerungen für kommende Generationen

Das Herzstück des Diabetes Museums bilden die Menschen – jene, die maßgeblich an den Entdeckungen beteiligt waren, und jene, die direkt oder indirekt von Diabetes betroffen sind.

Zeitzeugen im Video-Interview

Diabetesgeschichte im Zeitraffer

So kommt Anna Mayer zu Wort, die 1972 im Alter von 19 Jahren die Diagnose Typ-1-Diabetes erhielt und später unter anderem als Bundesvorsitzende der Österreichischen Diabetikervereinigung eine führende Rolle in der Selbsthilfe einnahm. Sie beschreibt, wie kompliziert die Diabetestherapie anfangs war, wie lückenhaft das Wissen und wie bedrückend das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein. Sie beschreibt aber auch, welche Erleichterung moderne Insuline und bessere Applikationsformen gebracht haben und welchen Unterschied die gemeinsame Bewältigung der täglichen Herausforderungen in der Selbsthilfe machen kann.

Aus ärztlicher Sicht berichtet Allgemeinmedizinerin Dr. Susanne Pusarnig darüber, wie die Einführung der Blutzuckermessgeräte es Menschen mit Diabetes erst ermöglicht hat, ihre Erkrankung selbst in die Hand zu nehmen, und was es heißt, in einem Land zu leben, in dem man Zugang zu lebensnotwendigen Therapien hat.

Unerwartete Einblicke in den eigenen Werdegang und in die Maschinerie des internationalen Forschungsbetriebs gibt Prof. Guntram Schernthaner, langjähriger Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung (heute Klinik Landstraße) in Wien und international der wohl einflussreichste Diabetologe, den Österreich in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Prof. Schernthaner konnte darüber hinaus auch als Kurator und wissenschaftlicher Berater des Diabetes Museums gewonnen werden.

Geräte, Bücher, Fundstücke – die Sammlungen

Weitere Highlights des Diabetes Museums sind die Ausstellungen, die zum virtuellen Rundgang einladen. Den Auftakt macht die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Insulin“. Daneben hält das Diabetes Museum umfangreiche Foto-Sammlungen (teilweise zur 360°-Ansicht) zu technischem Gerät, Verbrauchsmaterialien, Büchern und Broschüren sowie Kuriositäten aus 100 Jahren Diabetesgeschichte bereit.Im Vorfeld des Weltdiabetestages Mitte November wird das Diabetes Museum im Rahmen einer Pressekonferenz und einer Enquete im Wiener Rathaus offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die kommenden Jahre sind die Erweiterung der Sammlungen und Zeitzeugen-Erinnerungen sowie weitere Sonderausstellungen geplant, nach Möglichkeit außerdem die Präsentation ausgewählter Exponate im Rahmen einer österreichweiten Wanderausstellung.

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