© Getty Images/iStockphoto

SGAIM-Frühjahrskongress 2017

Typ-2-Diabetes: Update 2017

<p class="article-intro">Die Studien EMPA-REG OUTCOME und LEADER mit kardiovaskulären Endpunkten haben dazu geführt, dass die Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie bei der Behandlung von Typ-2-Diabetikern empfiehlt, zwischen solchen mit einer bekannten kardiovaskulären Erkrankung und solchen ohne zu unterscheiden. PD Dr. med. François Jornayvaz, Leiter Diabetologie am Universitätsspital Genf, erläuterte am SGAIM-Frühjahrskongress die Gründe für diese Empfehlungen. </p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die HbA<sub>1c</sub>-Zielwerte werden individuell festgelegt und sollte im Allgemeinen bei 6,5&ndash;8,0 % liegen.</li> <li>Allein mit Lebensstil&auml;nderungen kann das HbA<sub>1c</sub> um 1&ndash;2 % gesenkt werden.</li> <li>Bei Vorliegen einer kardiovaskul&auml;ren Erkrankung m&uuml;ssen aufgrund der aktuellen Datenlage Empagliflozin und Liraglutid bevorzugt werden.</li> <li>Bei Niereninsuffizienz mit einer GFR &lt;30ml/min kommen nur Insulin und DPP-4-Hemmer infrage.</li> </ul> </div> <p><br /> Bei der Behandlung des Diabetes wird der HbA<sub>1c</sub>-Zielwert heute individuell zwischen 6,5 (6,0) und 8,0 % (8,5 % ) festgelegt, wobei Faktoren wie das Alter, relevante Komorbidit&auml;ten, vaskul&auml;re Komplikationen usw. ber&uuml;cksichtigt werden (Abb. 1). &laquo;Bei einem j&uuml;ngeren Typ-2-Diabetiker ohne Komorbidit&auml;ten wird man ein HbA<sub>1c</sub> von 6,5&ndash;7 % anstreben, w&auml;hrend bei einem &auml;lteren Patienten mit einer leichten Niereninsuffizienz, der vielleicht schon einen Myokardinfarkt erlitten hat, ein Zielwert von 7,5&ndash;8 % sinnvoll ist. Der h&ouml;chste akzeptable Wert f&uuml;r Patienten, die z.B. aufgrund eines Malignoms nur noch eine geringe Lebenserwartung haben, liegt bei 8,5 % &raquo;, f&uuml;hrte Dr. med. Fran&ccedil;ois Jornayvaz, Genf, aus. &laquo;Bei Werten &gt;8,5 % kommt es zu einer katabolen Stoffwechsellage, es kann eine Glukosurie auftreten und es besteht das Risiko einer Dehydrierung.&raquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1703_Weblinks_s17.jpg" alt="" width="1424" height="1140" /></p> <h2>Prim&auml;r: mehr Bewegung und Gewichtsreduktion!</h2> <p>Der Hauptpfeiler der nicht pharmakologischen Behandlung ist in allen Stadien das Lebensstilmanagement. Wenn es gelingt, den Patienten zu mehr Bewegung und einer Gewichtsreduktion zu motivieren, kann das HbA<sub>1c</sub> um 1&ndash;2 % gesenkt werden. Ben&ouml;tigt der Patient zus&auml;tzlich eine medikament&ouml;se Therapie, ist der erste Schritt, wenn keine Kontraindikationen vorhanden sind, immer eine Therapie mit Metformin. &laquo;Metformin ist sehr wirksam, auch damit kann das HbA<sub>1c</sub> um 1&ndash;2 % reduziert werden&raquo;, so Jornayvaz.</p> <h2>Bei kardiovaskul&auml;rer Erkrankung fr&uuml;hzeitige Kombination von Metformin mit SGLT2-I oder GLP-1-RA</h2> <p>Wird das individuelle HbA<sub>1c</sub>-Ziel innerhalb von drei Monaten nicht erreicht, muss Metformin mit einem oder mehreren weiteren Antidiabetika kombiniert werden. Bei der Wahl des zweiten blutzuckersenkenden Medikamentes gehen die neuen Leitlinien der Schweizerischen Gesellschaft f&uuml;r Endokrinologie und Diabetologie<sup>1</sup> weiter als die aktuellen amerikanischen Guidelines<sup>2</sup>. Aufgrund der Resultate der EMPA-REG-OUTCOME-<sup>3</sup> und der LEADER-Studie<sup>4 </sup>empfiehlt die SGED eine Unterscheidung zwischen Patienten mit einer kardiovaskul&auml;ren Erkrankung und solchen ohne. Zur Erinnerung: Die EMPA-REG-OUTCOME-Studie zeigte bei Typ-2-Diabetikern mit einer bekannten kardiovaskul&auml;ren Erkrankung einen signifikanten Vorteil f&uuml;r den SGLT2-Hemmer (SGLT2-I) Empagliflozin vs. Placebo in Bezug auf den kombinierten prim&auml;ren Endpunkt (Tod aus kardiovaskul&auml;rer Ursache, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall), die kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t und die Rate an Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz.<sup>3</sup> Zudem zeigte sich eine protektive Wirkung von Empagliflozin auf die Nieren. &laquo;Bei Therapiebeginn mit einem SGLT-2-I kommt es klassischerweise zu einem leichten Abfall der GFR. Davon darf man sich nicht verunsichern lassen. Die GFR bleibt danach stabil, w&auml;hrend sie ohne SGLT2-I kontinuierlich sinkt&raquo; (Abb. 2),<sup>5</sup> erkl&auml;rte Jornayvaz. Auch in der LEADER-Studie wurden Typ-2-Diabetiker mit einer kardiovaskul&auml;ren Erkrankung untersucht.<sup>4</sup> Hier erwies sich der GLP-1-Rezeptorantagonist (GLP-1-RA) Liraglutid in Hinblick auf den kombinierten prim&auml;ren Endpunkt (Tod aus kardiovaskul&auml;rer Ursache, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall) und die kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t Placebo als signifikant &uuml;berlegen. Und auch f&uuml;r Liraglutid fand sich ein nephroprotektiver Effekt.<br />Bei Typ-2-Diabetikern mit einer bekannten kardiovaskul&auml;ren Erkrankung empfiehlt die SGED deshalb eine fr&uuml;hzeitige Kombination von Metformin mit einem SGLT2-I oder einem GLP-1-RA (zurzeit gibt es nur publizierte Daten zu Empagliflozin und Liraglutid). Wird das HbA<sub>1c</sub>-Ziel unter dieser Kombination nicht erreicht, wird empfohlen, zus&auml;tzlich einen DPP-4-Hemmer (nur zus&auml;tzlich zu einem SGLT2-I), Insulin oder Gliclazid zu geben (Abb. 3). <br />Bei Patienten ohne kardiovaskul&auml;re Erkrankung kann Metformin mit einem SGLT2-I, einem GLP-1-RA oder einem DPP-4-I kombiniert werden (Abb. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1703_Weblinks_s18.jpg" alt="" width="2150" height="814" /><br />Liegt eine schwere Niereninsuffizienz mit einer eGFR &lt;30ml/min vor, kommen von den oralen Antidiabetika nur die DPP-4-I infrage (Abb. 3), wobei Linagliptin die einzige Substanz ist, die keine Dosis- reduktion erfordert.<br />&laquo;Bei Patienten ohne kardiovaskul&auml;re Erkrankung und mit normaler Nierenfunktion, die mit einem der &uuml;blichen Antidiabetika gut eingestellt sind und keine Hypoglyk&auml;mien haben, gibt es keinen Grund, auf eines der neuen Medikamente umzustellen&raquo;, schloss Jornayvaz.</p> <div id="fazit"> <h2>Praktische Hinweise</h2> <p>&laquo;Durch die Hemmung der renalen Glukosereabsorption haben die SGLT2-I eine diuretische Wirkung, weshalb u.U. die Dosis von Diuretika oder auch von Antihypertensiva reduziert werden muss.&raquo;<br />&laquo;Unter SGLT2-I kann es gelegentlich zu genitalen Pilzinfektionen kommen. Diese sind jedoch gr&ouml;sstenteils leicht, lassen sich mit Fluconazol gut behandeln und rezidivieren im Allgemeinen nicht. Ein Absetzen des SGLT2-I oder ein Unterbrechen der Therapie ist in der Regel nicht n&ouml;tig.&raquo;<br />&laquo;Bei initial sehr hohen HbA<sub>1c</sub>-Werten und wenn u.U. noch Unklarheit &uuml;ber den Diabetestyp herrscht, ist es nie falsch, mit Basalinsulin zu starten. Nach der Rekompensation kann Insulin h&auml;ufig durch orale Antidiabetika oder einen GLP-1-RA ersetzt werden.&raquo;</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Lehmann R et al; Arbeitsgruppe der SGED/SSED: Empfehlungen der SGED/SSED: Massnahmen zur Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. 2016, Version 30.3.17. http://sgedssed.ch/informationen-fuer-fachpersonen/richtlinien-guidelines/ <strong>2</strong> ADA: Standards of medical care in diabetes &ndash; 2017. Diabetes Care 2017; 40(Suppl. 1): S1-135 <strong>3</strong> Zinman B et al: Empagliflozin, cardio- vascular outcomes, and mortality in type 2 diabetes. N Engl J Med 2015; 373: 2117-28 <strong>4</strong> Marso SP et al: Liraglutide and cardiovascular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 2016; 375: 311-22 <strong>5</strong> Wanner C et al: Empagliflozin and progression of kidney disease in type 2 diabetes. New Engl J Med 2016; 375: 323-34</p> </div> </p>
Back to top