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Sotagliflozin bei Typ-1-Diabetes
Jatros Digital
30
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18.09.2019
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<p class="article-intro">Analysen und Substudien zeigen, dass der duale SGLT1- und SGLT2-Inhibitor Sotagliflozin bei übergewichtigen Patienten mit Typ-1-Diabetes zu verbesserter glykämischer Kontrolle und Gewichtsverlust führt. Letzterer geht vor allem auf einen Verlust an Fettmasse zurück.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Typ-1-Diabetes (T1D) schließt Übergewicht schon lange nicht mehr aus. Mittlerweile sind bis zu 50 % der Patienten mit T1D übergewichtig oder sogar adipös, so Prof. Dr. Thomas Danne vom Diabeteszentrum Auf der Bult in Hannover. Damit kommt der Faktor Insulinresistenz ins Spiel und das Management der Patienten verkompliziert sich. Eine zunehmend an Bedeutung gewinnende Option für diese Situation ist der Einsatz von SGLT2-Inhibitoren zusätzlich zur Insulintherapie.</p> <h2>Glykämische Kontrolle, Blutdruck und Körpergewicht verbessert</h2> <p>Der duale SGLT1- und SGLT2-Inhibitor Sotagliflozin ist in Europa als Add-on-Behandlung übergewichtiger Patienten mit Typ-1-Diabetes (BMI ≥27kg/m²) zugelassen. Die Hemmung der beiden Natrium-Transporter wirkt synergistisch: Die SGLT1-Inhibition verlangsamt die Glukoseaufnahme aus dem Darm, die SGLT2-Inhibition senkt die Nierenschwelle für Glukose und fördert die Glukoseausscheidung mit dem Harn. Die Zulassung von Sotagliflozin basiert auf den beiden Tandem-Studien, die neben einer Verbesserung der glykämischen Kontrolle und einer Gewichtsreduktion allerdings auch ein erhöhtes Risiko für diabetische Ketoazidose zeigten. Daher wird der Einsatz, so Danne, nur bei übergewichtigen Patienten empfohlen, bei denen von einem günstigeren Nutzen-Risiko-Verhältnis ausgegangen wird. Im Rahmen des EASD 2019 wurden mehrere zusätzliche Analysen der Tandem-Studien vorgestellt. Danne präsentierte eine Post-hoc-Subgruppenanalyse zu Patienten mit einem Body-Mass-Index ≥27kg/m², die eine verbesserte glykämische Kontrolle sowie günstige Effekte auf Blutdruck und Körpergewicht zeigten. Alles in allem unterschieden sich die übergewichtigen Patienten hinsichtlich Wirkung und Nebenwirkungen nicht vom Gesamtkollektiv der Studien. Sowohl unter der Dosierung von 200 als auch 400mg waren HbA<sub>1c</sub>- und Gewichtsreduktion bei Patienten mit BMI ≥27kg/m² numerisch aber nicht signifikant ausgeprägter. Die Inzidenz von Hypoglykämien war in der Sotagliflozin-Gruppe numerisch, aber nicht signifikant geringer als in der Placebo-Gruppe. Allerdings lag die Inzidenz diabetischer Ketoazidose in den beiden Sotagliflozin-Armen erwartungsgemäß signifikant und dosisabhängig höher als unter Placebo. Danne hebt jedoch hervor, dass die Differenz zu Placebo in der Subgruppe der übergewichtigen Patienten geringer war als bei schlanken Patienten.<sup>1</sup></p> <h2><strong>Add-on zur Insulintherapie</strong></h2> <p>In einer Substudie der Tandem-Studien wurde mittels DEXA (Dual-Energy X-Ray Absorptiometry) der Effekt von Sotagliflozin als Add-on zur Insulintherapie bei Typ-1-Diabetes auf die Körperzusammensetzung untersucht. Dabei zeigte sich ein erfreuliches Ergebnis: Der beobachtete Gewichtsverlust geht zum größten Teil auf einen Verlust von Körperfett zurück. Im Vergleich zu Placebo führte Sotagliflozin über ein Jahr zu einer Gewichtsreduktion von 3,2 % (200mg; p<0,001) bzw. 4,2 % (400mg; p<0,001). Diese Gewichtsabnahme ging zu 73 % bzw. 86 % auf den Verlust von Körperfett zurück.<sup>2</sup></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ol> <li>Danne T et al.: Sotagliflozin, a dual SGLT1 and SGLT2 inhibitor, in overweight/obese patients with type 1 diabetes: addressing unmet needs as adjunct therapy to insulin. EASD Annual Meeting 2019, Oral Presentation OP1: Abstr. 2</li> <li>Sawhney S et al.: Effect of sotagliflozin on body weight and composition in adults with type 1 diabetes. EASD Annual Meeting 2019; Oral Presentation OP1: Abstr. 3</li> </ol>
</div>
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