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Orales Antidiabetikum für Menschen mit T1D
Jatros
30
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25.09.2018
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<p class="article-intro">Mit Sotagliflozin (LX4211), einem neuen Dualinhibitor für den Natrium-Glukose-Transporter SGLT1 und den -Kotransporter SGLT2, könnte erstmals ein orales Antidiabetikum für erwachsene Typ-1-Diabetes-Patienten (T1D) auf den Markt kommen. Die blutzuckersenkende Substanz bewirkt einen niedrigeren HbA<sub>1c</sub>-Wert sowie einen konstanten Blutzucker und reduziert die Insulingabe zu den Mahlzeiten. Zusätzlich zeigten sich eine Gewichtsabnahme, ein verbesserter Blutdruck und eine höhere Behandlungszufriedenheit.</p>
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<p class="article-content"><p>Insulin ist das älteste und bis dato einzige Medikament in der Behandlung von T1D. In der Therapie von Typ-2-Diabetes (T2D) kommen seit einiger Zeit SGLT2- Inhibitoren zum Einsatz, jedoch nicht bei Menschen mit Typ-1-Diabetes (T1D). Nun wurde das Wirkprinzip erweitert und auch mit Erwachsenen mit T1D untersucht. Diese Natrium-Glukose-Kotransporter- 2-Inhibitoren wirken blutzuckersenkend, indem die Wiederaufnahme von Glukose aus dem Harn zurück in den Blutkreislauf gehemmt und der Zucker über den Harn ausgeschieden wird. Sotagliflozin hemmt zusätzlich zum SGLT2-Transporter auch den SGLT1-Transporter und reduziert dadurch die Glukoseresorption zusätzlich. Nun wurde Sotagliflozin mit 782 Patienten mit T1D in der einjährigen, europäischen, doppelblinden Phase-3-Studie inTANDEM2 für 52 Wochen getestet.</p> <h2>Studiendesign und Durchführung</h2> <p>Nach einer sechswöchigen Optimierung der Insulintherapie (HbA<sub>1c</sub>-Durchschnittswert bei 7,75 % ) wurden die europäischen Patienten im Verhältnis 1:1:1 zu oralem Sotagliflozin 200mg (n=261), 400mg (n=263) oder Placebo (n=258) randomisiert. Die Einnahme des oralen Antidiabetikums erfolgte einmal täglich über einen Zeitraum von 52 Wochen. Der primäre Endpunkt der Studie war die Senkung des HbA<sub>1c</sub>-Werts nach 24 Wochen, ausgehend vom Anfangswert. Der erste sekundäre Endpunkt war ein Anteil an Patienten mit einem HbA<sub>1c</sub> <7,0 % (955mg/dl), ohne schwere Hypoglykämie und ohne diabetische Ketoazidose in Woche 24. Ein weiterer sekundärer Endpunkt war die Untersuchung des Nüchternblutzuckers, des Gewichts, der Insulindosis und der Sicherheitsendpunkte in Woche 52.</p> <h2>Resultate</h2> <p>Bei der Auswertung in der Woche 24 zeigte sich eine Senkung des HbA<sub>1c</sub>-Ausgangswerts unter Sotagliflozin 200mg um –0,37 % und unter Sotagliflozin 400mg um –0,35 % gegenüber Placebo (p<0,001). Diese Unterschiede blieben auch in Woche 52 erhalten. Zudem zeigten sich in der 24-wöchigen Teilstudie ein Rückgang der postprandialen Glukose (p=0,009) und ein Sollbereich von 70–180mg/dl, der unter Sotagliflozin länger anhielt. Auch steigerte sich die Behandlungszufriedenheit (Placebogruppe: p=0,05).<br /> In der Woche 52 zeigte sich, dass 25,67 % der Patienten unter Sotagliflozin 200mg und 26,62 % der Patienten unter Sotagliflozin 400mg den primären Endpunkt erreicht hatten, jedoch nur 14,34 % der Patienten unter Placebo (p=0,001). Bei der Dosierung von Sotagliflozin 400mg reduzierten sich die Nüchternplasmaglukose (–376mg/dl; p=0,008), das Gewicht (–2,92kg; p<0,001) und die gesamte tägliche Insulindosis (–8,2 % ; p=0,001).</p> <h2>Sicherheit und Nebenwirkungen</h2> <p>Das orale Antidiabetikum zeigte sich gut verträglich. Die Frequenz der dokumentierten Hypoglykämien war unter Sotagliflozin niedriger als unter Placebo. Schwere Hypoglykämien traten bei 5 % der Patienten unter Placebo, bei 5 % der Patienten unter Sotagliflozin 200mg, aber nur bei 2,3 % der Patienten unter Sotagliflozin 400mg auf. Ketoazidosen traten bei keinem Patienten unter Placebo, bei 2,3 % der Patienten unter Sotagliflozin 200mg und bei 3,4 % unter Sotagliflozin 400mg auf.<br /> Aufgrund eines kardiopulmonalen Ausfalls und des Auftretens einer Neoplasie der Lunge kam es zu zwei Todesfällen. Jeweils zwei Patienten unter Sotagliflozin 400mg und Placebo sowie drei Patienten unter Sotagliflozin 200mg stellten die Therapie wegen einer genitalen Mykose ein. Harnwegsinfekte waren unter Sotagliflozin (4,2 % mit 200mg; 6,8 % mit 400mg) häufiger als unter Placebo (5 % ).</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Danne T et al.: HbA<sub>1c</sub> and hypoglycemia reductions at 24
and 52 weeks with sotagliflozin in combination with insulin
in adults with type 1 diabetes: the European inTandem2
study. Diabetes Care 2018 Jun; dc180342
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