
Neue Perspektiven in der Therapie von Nierenerkrankungen und Typ-1-Diabetes
Bericht:
Helga Vollmer, MA
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Bei Diabetes und chronischer Nierenerkrankung wird eine gezielte Lebensstilmodifikation wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Management von Risikofaktoren empfohlen, um Herz und Nieren zu schützen.
Menschen mit Typ-1-Diabetes (T1D) verlieren mehr Lebensjahre als jene mit Typ-2-Diabetes (T2D), so Prof. Dr. Peter Rossing, Abteilung für Klinische Medizin der Universität Kopenhagen, auf dem ATTD 2025 in Amsterdam. Denn T1D- und T2D-Patient:innen haben zwar ein ähnliches Risiko für Herz- und Nierenschädigungen, jedoch werden bei T1D oft die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) und chronische Nierenerkrankungen (CKD) nicht berücksichtigt bzw. nicht rechtzeitig behandelt. Und dies, obwohl es üblicherweise bei T1D weitaus bessere Kontrollparameter durch Blutdruck-, Lipid- sowie Urine-Albumin-Creatinine-Ratio(UACR)-Messungen gibt. Daher sollten speziell bei T1D-Patient:innen nicht nur das Herz, sondern auch die Nieren geschützt werden.
Chronische Nierenerkrankung
Bis zu 40% aller Menschen mit T1D entwickeln eine CKD, bei einem Viertel von ihnen schreitet sie bis zum Endstadium („end-stage kidney disease“) fort. Obwohl eine CKD eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes und zugleich ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, wird sie oft unterschätzt, da viele Symptome erst spät auftreten.
Der klinische Verlauf der CKD bei Menschen mit T1D ist durch eine erhöhte Albuminausscheidung im Urin gekennzeichnet.Eine schwere Albuminurie führt zur Nierenschädigung, bis hin zur Dialyse und letztendlich zum Tod.
Diskutierte Therapieoptionen
Rossing plädiert für eine Renin-Angiotensin-System(RAS)-Inhibition mit dem Verweis auf eine Studie mit Captopril,1 wohingegen Statine bei T1D noch nicht getestet wurden. Sodium-dependent-glucose-co-transporter-2(SGLT2)-Inhibitoren verbessern die „time in range“ (TIR), erhöhen jedoch die diabetische Ketoazidose (DKA). Glucagon-like-peptide-1(GLP1)-Rezeptoragonisten könnten die Hypoglykämie erhöhen.
Neuere Substanzen für CVD und CKD bei T1D wurden noch nicht getestet.
Rezente Studiendaten
Um vor allem das Risiko für eine CKD-Progression zu vermindern, ist der Einsatz von Finerenon indiziert, erklärt Prof. Dr. Hiddo Heerspink, Institut für Klinische Pharmakologie der Universität Groningen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die FIDELIO-DKD-Studie,2 auf deren Basis Finerenon zugelassen wurde. Dieser erste und einzige nichtsteroidale Mineralokortikoidrezeptor-Antagonist (nsMRA) hemmt die Überaktivierung des Mineralokortikoidrezeptors. Denn eine Überaktivierung trägt zum Fortschreiten einer CKD sowie zu kardiovaskulären Schäden bei.
Die randomisierte placebokontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studie FINE-ONE ist die erste klinische Studie seit 30 Jahren, die nach einer Therapie von T1D und CKD sucht.3 Die Studie untersuchte an 220 Erwachsenen mit T1D und CKD die Wirksamkeit (Verzögerung der Progression) und Sicherheit von Finerenon (1x täglich 10 oder 20mg) versus Placebo zusätzlich zur Standardtherapie.
Heerspink verwies zudem auch auf die STENO 1-Studie,4 die an Diabeteskliniken in Dänemark, Grönland und auf den Färöer-Inseln durchgeführt wird. Patient:innen >40 Jahre, die seit mehr als 10 Jahren an T1D leiden, werden untersucht. Weitere Einschlusskriterien sind eine CKD (UACR >30mg/g oder eGFR <60ml/min/1,73m2), eine ischämische Herzerkrankung (früherer Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Angina pectoris), Übergewicht Grad 2 und 3 (BMI >35kg/m2) sowie ein 10-jähriges CVD-Risiko >10% (Steno Type 1 Risk Engine). Studien wie diese versprechen, mehr Informationen über die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Therapien einschließlich SGLT2i und GLP-1-RA zu liefern.
Heerspink betont, dass einige therapeutische Optionen für Patient:innen mit T1D und CKD trotz des hohen Risikos für Morbidität und Mortalität verfügbar sind. In der Schlussdiskussion waren sich die Referent:innen einig, dass Diabetespatient:innen insgesamt besser über ihre Risiken der nächsten 5–10 Jahre aufgeklärt werden sollten. Außerdem sollten auch Ärzt:innen mehr die Initiative ergreifen, wie z.B. Screenings bei Patient:innen mit familiärer Prädisposition.
Quelle:
ATTD 2025, Symposium „Innovating treatment of chronic kidney disease in typ 1 diabetes“, 22.3.2025, Amsterdam
Literatur:
1 Varga K et al.: Clinical studies with captopril treatment of hypertensive patients. Acta Physiol Hung 1988; 72 (suppl.): 67-78 2 Rajiv A et al.: Hyperkalemia risk with finerenone: results from the FIDELIO-DKD trial. J Am Soc Nephrol 2022; 33(1): 225-37 3 Heerspink HJL et al.: Rationale and design of a randomised phase III registration trial investigating finerenone in participants with type 1 diabetes and chronic kidney disease: the FINE-ONE trial. https://doi.org/10.1016/j.diabres.2023.110908 4 The Steno 1 study. EUCT number: 2023-505794-32
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