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Management der Hyperglykämie bei Typ-2-Diabetes
Jatros Digital
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05.10.2018
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<p class="article-intro">Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der EASD in Berlin präsentierten die European Association for the Study of Diabetes (EASD) und die American Diabetes Association (ADA) ihr neues Konsensusdokument zum Management der Hyperglykämie bei Typ-2-Diabetes. </p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Der Konsensus betont als zentrales Element des Diabetesmanagements die Modifikation des Lebensstils und dabei insbesondere die Gewichtsreduktion. Die Bedeutung des Lebensstils wird im Vergleich zum Vorgängerdokument aus dem Jahr 2015 aufgewertet. Basierend auf den Ergebnissen der DiRECT-Studie hält die Leitlinie fest, dass bei entsprechender Gewichtsreduktion (die in DiRECT mit Formula-Diät erreicht wurde) bei einem Teil der Typ-2-Population eine Remission erreicht werden kann bzw. könnte, wenn Empfehlungen zur Ernährung und Bewegung befolgt würden. Hinsichtlich der Ernährung wird eine stark individualisierte Beratung der Patienten empfohlen. Der Konsensus unterstreicht, dass substanzielle Gewichtsreduktion mittels Diät oder bariatrischer Chirurgie die einzige Intervention darstellt, mit der eine Remission erreichbar ist. Die bariatrische Chirurgie kann (bei europäischen Patienten) ab einem BMI von 40 eine Option sein, wenn mit weniger invasiven Methoden keine ausreichende Gewichtsreduktion erreicht wird. In der medikamentösen Therapie bleibt Metformin die erste Wahl, falls es vertragen wird und keine Kontraindikationen vorliegen. Neu sind die Empfehlungen für Patienten, die mit Lifestyle-Intervention und Metformin nicht ausreichend kontrolliert werden können. In diesen Fällen soll sich die weitere Therapie an vorhandenen Komorbiditäten orientieren. Basierend auf den in den letzten Jahren publizierten großen Outcome-Studien bieten sich SGLT2-Inhibitoren zusätzlich zu Metformin als Therapie für Patienten an, die unter Herzinsuffizienz oder chronischer Nierenerkrankung leiden. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass SGLT2-Inhibitoren bei weit fortgeschrittener Nierenerkrankung kontraindiziert sind. Im Gegensatz dazu bieten GLP1-Rezeptoragonisten und SGLT2-Inhibitoren Vorteile für Patienten mit koronarer Herzerkrankung. Kann auf diesem Wege keine zufriedenstellende Kontrolle erreicht werden, empfiehlt sich die Kombination mit einem weiteren Medikament. Die Mitglieder der Task Force weisen allerdings darauf hin, dass man sich mit Kombinationen von mehr als zwei Substanzen zunehmend im evidenzfreien Raum bewegt. Da die gute Adhärenz der Schlüssel zu wirksamer glykämischer Kontrolle ist, sollte bei der Wahl der Medikation auch der Patientenwunsch berücksichtigt werden. Dies betrifft nicht zuletzt den Weg der Administration.</p> <p>Wird mit oraler Therapie nicht das Auslangen gefunden, so empfiehlt der Konsensus, als erste parenterale Therapie einen GLP1-Rezeptoragonisten zu wählen und erst zu insulinisieren, wenn dieser nicht den gewünschten Erfolg bringt. Hinsichtlich der Kombination von Insulin mit den diversen Antidiabetika gibt der Konsensus detaillierte Anweisungen. Eine Intensivierung einer basalen Insulintherapie ist mit Metformin, SGLT2-Inhibitoren oder einem GLP1-Analogon möglich. Eine Alternative stellt der zusätzliche Einsatz von prandialem Insulin dar. Bei Patienten mit sehr hohem HbA<sub>1c</sub> bei Diagnosestellung und Hinweisen auf einen katabolen Zustand ist an einen unerkannten Typ-1-Diabetes zu denken und dieser ist entsprechend abzuklären bzw. zu behandeln. Alle Patienten sollten zu Selbstmanagement ermutigt und entsprechend geschult werden.</p> <p>Das ADA/EASD-Konsensusdokument ist verfügbar unter:</p> <p>http://diabetologia-journal.org/wp-content/uploads/2018/09/EASD-ADA.pdf</p></p>
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