
Maßgeschneiderte Interventionen für bessere Versorgung
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Die Effizienz von Maßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz sowie zur Zusammenarbeit von Patienten und Behandlern funktioniert auch in der Diabetologie oft suboptimal. Die evidenzbasierte und wissenschaftlich begleitete Entwicklung von Interventionen soll Abhilfe schaffen.
Strategien zur Implementation
Man wisse heute ziemlich genau, wie eine gute Diabetesversorgung aussehen sollte. „Leider haben wir auch reichlich Evidenz, dass die Implementation in der Praxis nicht gut funktioniert. Wie wir implementieren, ist genauso wichtig, wie was wir implementieren“, sagt Dr. Sheena McHugh von der University of Cork. Als Implementationsstrategien bezeichnet man Maßnahmen, die die Implementation eines Programms verbessern oder nachhaltiger machen sollen. Das Expert Recommendations for Implementing Change (ERIC) Project identifizierte in einer Übersichtsarbeit 73 unterschiedliche Implementationsstrategien.1 Diese lassen sich in Gruppen wie „Bessere Nutzung finanzieller Ressourcen“, „Training und Edukation von Stakeholdern“ oder „Verbesserung der Infrastruktur“ gliedern. Aktuell seien insbesondere Strategien populär, die auf Edukation abzielen. Allerdings läuft die Wahl der Strategie häufig irrational, unsystematisch und unwissenschaftlich ab, so McHugh. Ein wichtiger Faktor ist die Erfahrung, die einzelne Stakeholder in der Vergangenheit mit bestimmten Strategien gemacht haben.
Strategien richten sich nach dem Bedarf
Idealerweise sollten diese Strategien jedoch auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten sein. Unter „Tailoring“ wird das Entwickeln einer Strategie spezifisch für die Determinanten jener Praktiken, die verbessert werden sollen, verstanden.2 McHugh: „Am Anfang dieses Prozesses sollte verstanden werden, was fördert und was hindert – Barriers & Enablers. Dann ist anhand der verfügbaren Evidenz abzuschätzen, was funktioniert. Man sollte theoretisch wissen, wie die Dinge sein sollten. Und schließlich müssen End-User einbezogen und motiviert werden.“
Wie dies in der Praxis aussehen kann, erläutert McHugh am Beispiel des auf der Ebene der allgemeinmedizinischen Grundversorgung ansetzenden irischen Programms zur Verbesserung des Screenings auf diabetische Retinopathie. Das Programm war in vier Stufen gegliedert. Auf Stufe 1 wurden Gespräche mit Patienten und Behandlern geführt und es wurde erhoben, was benötigt wird. Stufe 2 war der Ermittlung der Barriers & Enablers gewidmet. Auf Stufe 3 wurde gefragt, welche Strategien die Hürden überwinden können, und auf Stufe 4 wurde der Frage nachgegangen, wie Verhalten gemessen und verstanden werden kann.
Pitfalls bei der Implementation aufdecken
Auf Stufe 1 zeigte sich, dass die wichtigste Schwelle auf Patientenseite in der Zustimmung zur Aufnahme in das Programm lag, während es manchen Behandlern schlicht zu mühsam war, Patienten aufzunehmen. Als wichtigstes Hindernis erwies sich die Angst vor ungünstigen Untersuchungsergebnissen, während das Wissen um den Wert der Früherkennung sowie die Beratung durch Health Care Professionals als Enabler identifiziert wurden. Ein Hindernis auf Behandlerseite war mangelnde Information auf der Ebene der Primärversorgung. Auf Stufe 3 wurden im Anschluss gezielte Interventionen entwickeltn, um das festgestellte Verhalten zu verändern. Das waren beispielsweise Einladungsbriefe an Patienten. Feedback der Beteiligten wurde eingeholt. Die Ergebnisse der Interventionen werden nun in einer Studie, an der acht allgemeinmedizinische Praxen teilnehmen, evaluiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Intervention machbar ist, dass allerdings nach wie vor 23% der angesprochenen Patienten ihre Teilnahme verweigern.
Quelle:
McHugh S: Developing implementation strategies to improve diabetes care: a case study of diabetic retinopathy screening. EASD 2020; EASD/AASD Symposium: Implementation science in diabetes: S43
Literatur:
1 Powell BJ et al.: A refined compilation of implementation strategies: results from the Expert Recommendations for Implementing Change (ERIC) project. Implement Sci 2015; 10: 21
2 O'Cathain A et al.: Taxonomy of approaches to developing interventions to improve health: a systematic methods overview. Pilot Feasibility Stud 2019; 5: 41
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