© Novartis Pharma GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Bewusstseinssteigerung und Cholesterinwerte

Expert*innen gründen Cholesterin-Allianz

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich die Todesursache Nummer eins. Das ist bekannt. Dennoch ist das Bewusstsein dafür viel zu gering ausgeprägt“, bringt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), das Problem auf den Punkt.

Keypoints

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nr. 1 in Österreich.

  • Wichtigster Risikofaktor ist erhöhtes LDL-Cholesterin – trotzdem besteht dafür wenig Bewusstsein.

  • 8,2% der Todesfälle wären vermeidbar – nämlich 6800 Todesfälle pro Jahr.

  • Wirksame Maßnahmen zur Erkennung und Therapie von erhöhtem LDL-Cholesterin sind gefordert.

Tatsächlich werden vier von fünf Herz-Kreislauf-Todesfällen durch Herzinfarkte und Schlaganfälle verursacht und 28% dieser Todesfälle werden mit erhöhtem Cholesterin assoziiert.

Fakten: LDL-Cholesterin als Haupttreiber von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

„Führt man sich vor Augen, dass rund 15% der Bevölkerung ein Cholesterin-assoziiertes hohes oder sogar sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben,1 sollten sämtliche Alarmglocken schrillen“, meint Clodi. „Wir wissen, dass LDL-Cholesterin ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung von atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen ist. Als weiterer wesentlicher Treiber für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Diabetes mellitus zu nennen, weshalb gerade Diabetiker*innen als Risikopatient*innen ganz besonders auf ihre LDL-Cholesterin-Werte achten müssen. Trotzdem kennen viele Menschen weder ihren LDL-Cholesterin-Wert noch die Werte ihres Glukosestoffwechsels.“ Da müsse man ansetzen und Vorsorgekonzepte sowie passende Therapien forcieren, unterstreicht er. „Zum geringen Risikobewusstsein kommt nämlich dazu, dass viele Betroffene keine adäquate Therapie erhalten. Dabei können Lebensstilveränderungen bei erhöhtem LDL-Cholesterin in der Regel nur 5–10% Reduktion bewirken. Das reicht also meist nicht aus.“

IHS-Studie: 8,2% der Todesfälle wären vermeidbar

Eine Untersuchung des Instituts für Höhere Studien (IHS)1 konnte im Frühsommer nachweisen, dass 8,2% der Todesfälle potenziell vermeidbar wären und dass bis zu 1 Milliarde Euro an Gesundheitskosten, die durch Hypercholesterinämie entstehen, durch besseres Cholesterinmanagement eingespart werden könnten – je nach Zielwert-Erreichung. „Vor diesem Hintergrund haben wir schon im Sommer einen nationalen Schulterschluss gefordert“, betont ÖDG-Präsident Clodi.

Volle Unterstützung bekommt der Mediziner von Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, MBA, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich: „Die IHS-Studie belegt nicht nur die Zahl der Todesfälle und das menschliche Leid, sondern auch die volkswirtschaftlichen Effekte. 2019 hat Hypercholesterinämie über 1 Milliarde Euro an Kosten im Gesundheitssystem verursacht. Davon entfielen rund 800 Millionen Euro allein auf die medizinischen Kosten. Zusätzlich wäre durch die Senkung der Zahl an Krankenständen, Invalidität und Mortalität ein Produktionsgewinn von bis zu 300 Millionen Euro absolut realistisch. Das zeigt das Potenzial für die Volkswirtschaft“, so Rupp. „Zusammengefasst wäre ein Einsparungspotenzial von 1 Milliarde Euro durch besseres Cholesterinmanagement potenziell erzielbar, und vom individuellen menschlichen und sozialen Benefit rede ich gar nicht.“

Anstehende Verhandlungen für „Vorsorgeuntersuchung neu“ nutzen

„Deshalb wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, angesichts der anstehenden Finanzausgleichsverhandlungen darüber zu diskutieren, was im Zuge der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert werden soll“, regt Rupp an. „LDL-Cholesterin wird derzeit standardmäßig nicht erfasst. Wir brauchen aber Prävention statt Reparaturmedizin.“ Passend zur Vorsorge hat die Arbeiterkammer Wien gemeinsam mit der Gesundheit Österreich ein Projekt gestartet, das Bewusstsein für Diabetes schaffen will und die Menschen animieren möchte, ihre Werte regelmäßig messen zu lassen.

Bewusstseinsbildung:Lebensstil ist nicht alles

Die Rolle der Prävention unterstreicht auch Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel sowie Leiterin der Gender Medicine Unit, Medizinische Universität Wien. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen muss auf vielfältigen Ebenen begegnet werden. Wir müssen Wissen vermitteln und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken. Es muss aber auch mit dem Mythos ‚Lebensstil ist alles‘ aufgeräumt werden. Lebensstil ist wichtig, keine Frage. Viele Menschen benötigen aber auch medikamentöse Therapien – abhängig von den vielfältigen Faktoren, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Denn fast 80% der Österreicher*innen, die bereits ein kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten, erreichen ihre LDL-Cholesterin-Zielwerte nicht.“2 Als Spezifikum kommt dazu, dass gerade Frauen nach der Menopause hohe Cholesterinwerte haben, diese auch seltener gemessen und auch noch weniger oft als bei Männern adäquat behandelt werden. „Insgesamt besteht aber bei beiden Geschlechtern großer Nachholbedarf im Lipidmanagement.“ In jedem Fall müsse rasch gehandelt werden, sagt Kautzky-Willer, denn die Situation werde sich noch zuspitzen – vor allem durch das Faktum, dass die „Babyboomer“-Generation ins kritische Alter komme. „Aus diesem Grund sind wir aktiv geworden und haben die Cholesterin-Allianz gegründet, mit aktuell über 20 namhaften Mitgliedern, die das Anliegen unterstützen.“

Vision: mehr gesunde Lebensjahre

„Unsere Vision ist“, so Kautzky-Willer, „die Bedeutung von LDL-Cholesterin für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die erhöhte Sterblichkeit sowie das Potenzial von Therapieoptionen in den Fokus zu rücken und politisch zu verankern, um Risikopatient*innen mehr gesunde Lebensjahre zu schenken.“

Drei Forderungen: LDL-Cholesterin-Wert kennen, LDL-Cholesterin-Zielwert kennen und erreichen

„Dazu haben wir drei klare Ziele bzw. Forderungen formuliert“, sagt Kautzky-Willer. „Jede*r Österreicher*in kennt seinen/ihren LDL-Cholesterin-Wert. Jede*r Österreicher*in kennt seinen/ihren LDL-Cholesterin-Zielwert. Jede*r Österreicher*in erreicht seinen/ihren individuellen LDL-Cholesterin-Zielwert. Um das zu erreichen, brauchen wir die Mitwirkung von allen – von Risikopatient*innen ebenso wie von Ärzt*innen, weiteren ,Health Care Professionals‘ sowie Entscheidungsträger*innen im Gesundheitssystem. Und ein Bewusstsein muss auch in der breiten Bevölkerung bestehen“, betont Kautzky-Willer. An die Entscheidungsträger*innen richtet – stellvertretend für alle Initiator*innen – Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek, Past-Präsident und Pressereferent der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), eine Einladung: „Lassen Sie uns gemeinsam Maßnahmen diskutieren und entwickeln. Erste Ideen sind: Man könnte etwa LDL-Cholesterin als Parameter in allen relevanten Programmen sowie strukturierten Untersuchungen verankern. Man könnte eine verständliche und leicht zugängliche Risikoeinschätzung für alle Versicherten schaffen. Man könnte die wichtigsten Gesundheitsparameter – inklusive LDL-Cholesterin – in der ELGA für Patient*innen und Ärzt*innen zusammenfassen. Man könnte ein digital gestütztes ,Disease-Management-Programm‘ (DMP) für Risikopatient*innen nach internationalen Leitlinien etablieren.“ Möglichkeiten gäbe es zahlreiche, so Siostrzonek. Nun gehe es darum, ins Gespräch zu kommen und mit der Umsetzung zu starten. Um der „Bewegung für mehr gesunde Lebensjahre“ zusätzlichen Schub zu verleihen, lädt er Expert*innen und Institutionen ein, sich der Cholesterin-Allianz anzuschließen. „Wir freuen uns über weitere Unterstützer*innen.“

Die Cholesterin-Allianz

Als interdisziplinäre Bewegung möchte die Cholesterin-Allianz Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache Nummer eins eliminieren. Gemeinsam setzen sich führende Akteur*innen aus dem österreichischen Gesundheitssystem dafür ein, dass alle Österreicher*innen ihre LDL-Cholesterin-Zielwerte kennen und erreichen, um länger und gesünder zu leben ( www.cholesterinallianz.at ).

© Novartis Pharma GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Abb. 1: Pressekonferenz zur Gründung der Cholesterin-Allianz (von links nach rechts): Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek)

Pressemitteilung der Cholesterin-Allianz vom 14.12.2022 (Die Cholesterin-Allianz wird als Gesellschaft bürgerlichen Rechts geführt. Dieses Angebot wird von Novartis Pharma GmbH, Jakov-Lind-Straße 5, Top 3.05, 1020 Wien, unterstützt und dient der Information von Patient*innen, deren Angehörigen sowie den Fachkreisen.)

1 Czypionka T et al.: Volkswirtschaftliche Kosten der Hypercholesterinämie in Österreich. https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/6213/3/ihs-report-2022-czypionka-et-al-kosten-hypercholesterinaemie-oesterreich.pdf ; zuletzt aufgerufen am 16.12.2022 2 Siostrzonek P et al.: Lipid lowering therapy in primary and secondary prevention in Austria: are LDL-C goals achieved? Wien Klin Wochenschr 2022; 134: 294-301

Back to top