Inhalationstechnik als Schlüssel zum Erfolg
Bericht:
Mag. Andrea Fallent
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In der inhalativen Behandlung von Asthma und COPD stehen oft die Medikamentenwahl oder die Therapietreue im Mittelpunkt. Doch Studien und Praxiserfahrung zeigen: Der eigentliche Erfolgsfaktor liegt in der richtigen Inhalationstechnik. Ein Experte erklärt die häufigsten Fehler und worauf bei der Geräteauswahl geachtet werden muss.
Patienten können das wirksamste Präparat erhalten – wenn die Bedienung des Inhalators fehlerhaft ist, kommt das Medikament nicht in der Lunge an“, erklärte Prof. Dr. Omar S. Usmani, Imperial College London, bei seinem Vortrag am Kongress der European Respiratory Society (ERS) Ende September 2025 in Amsterdam. „Es gibt verschiedenste Komponenten, die wichtig sind, wie das Inhalatordesign und die Inhalationstechnik – aber nur alle Faktoren zusammengenommen entscheiden darüber, welches Gerät für den Patienten passend ist.“
Patient und Inhalator: zwei Seiten einer Medaille
Die Auswahl des Inhalators hängt laut Usmani von zwei Seiten einer Medaille ab: Auf der Patientenseite stehen die Adhärenz, die Patientenpräferenz und die Fähigkeit, korrekt zu inhalieren – ob langsam und gleichmäßig oder kräftig und tief, abhängig vom Gerät. Und auf der Geräteseite sind u.a. die Bauart, der Strömungswiderstand, die Austrittsgeschwindigkeit und die Partikelgröße von Bedeutung. Nur das Zusammenspiel beider Seiten ermöglicht eine effektive Wirkstoffaufnahme.
Ärzte wissen oft selbst nicht genügend über Inhalationstechnik
Eine große Schwachstelle liege häufig in der Ausbildung von medizinischem Fachpersonal, so Usmani: „Während Pharmakologie und Anatomie umfassend gelehrt werden, spielen Inhalationsgeräte im Studium praktisch keine Rolle.“ Studiendaten zeigen: Nur 10–12% des Fachpersonals können Patienten die korrekte Anwendung sicher vermitteln. Fehlerhafte Technik würde dadurch zu häufig zur unnötigen Eskalation von Medikamentendosen führen.1
Typische Fehler und ihre Vermeidung
Häufigster Fehler bei (treibgasgetriebenen) Dosieraerosolen (pMDI) ist zu schnelles Einatmen.2 Usmani: „Korrekt ist: Das Kinn leicht anheben, sanft ausatmen, das Gerät schütteln und dann innerhalb von 5–7 Sekunden eine langsame, gleichmäßige, tiefe Inspiration durchführen. Während des Einatmens wird betätigt. Das verändert das Ergebnis bei Asthma und COPD drastisch.“ Beim Pulverinhalator (DPI) ist es anders: „Hier ist ein kräftiger, tiefer Zug erforderlich, um das Pulver aus dem Gerät zu lösen, den Wirkstoff zu trennen und in die Lunge zu transportieren. Dafür braucht es muskuläre Kraft und eine Inspiration über mindestens drei Sekunden mit Beteiligung von Zwischenrippenmuskeln, Zwerchfell und Halsmuskulatur.“2
Usmani betonte: „Kritische Fehler haben unmittelbare Folgen: Sie kosten den Patienten die Kontrolle der Krankheit und führen zu zusätzlichen Arzt- oder Krankenhausbesuchen, was wiederum Kosten fürs Gesundheitssystem nach sich zieht. In meiner Praxis achten wir deshalb auf Folgendes: Kein Medikament wird höher dosiert oder gewechselt, bevor nicht die Inhalationstechnik stimmt. Selbst der beste Wirkstoff nützt nichts, wenn die Patienten den Inhalator nicht korrekt bedienen.“
Wichtig bei Pulverinhalatoren: Hochwiderstandsgeräte brauchen einen langsamen inspiratorischen Flow, Niedrigwiderstandsgeräte eine hohe Flussrate. Die Folge: Rund 30% der Patienten mit Asthma und COPD haben Schwierigkeiten, die für DPI erforderlichen optimalen Inspirationsflussraten zu erzeugen, um eine wirksame Medikamentenabgabe und damit einen klinischen Nutzen zu erzielen. Geräte mit höherem Widerstand, die eine langsamere Inhalation bedingen, werden oft leichter korrekt genutzt.3
Überprüfung der Inhalationsfähigkeiten
Um die Inhalationsfähigkeiten von Patienten zu testen, stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung:
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In-Check DIAL: Das Gerät simuliert die Widerstandscharakteristik unterschiedlicher Inhalatoren und prüft, ob der Patient die notwendige Flussrate erreicht.
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Usmani entwickelte das BROSS-ID-Schema (M. buccinator, risorius, orbicularis orbi, suboccipitales, scaleni, intercostales, Diaphragma): Es erleichtert die visuelle Beobachtung von sichtbaren Wangen-, Lippen-, Nacken- und Atemmuskelgruppen zur Beurteilung der Inhalationstechnik: „So kann man anhand äußerer Merkmale erkennen, ob Patienten mit einem MDI zu schnell oder mit einem DPI zu schwach inhalieren.“
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„ACT(assess, choose and train)on Inhalers“-Algorithmus: In weniger als einer Minute wird geprüft, ob Patienten eine langsame oder eine tiefe, kräftige Inhalation beherrschen.4
Klinische Konsequenzen
„Ich betone noch einmal: Vor jeder Dosissteigerung oder Medikamentenumstellung muss die Technik überprüft werden“, so Usmani. Es sollten auch keine unterschiedlichen Inhalatortypen kombiniert werden – „das führt zu Verwirrung und fehlerhafter Anwendung“. Umstellungen der Inhalatortypen aus ökologischen oder Kostengründen können so zu einem großen Problem werden. Eine große Studie in den USA (Veterans Health Organisation, 260000 Patienten) bestätigte, dass pauschale Umstellungen (MDI zu DPI) höhere Pneumonieraten, Krankenhausaufenthalte und Mehrkosten aufgrund von nicht korrekter Technik bei den neuen Devices verursachten.5
„Direkt nach einer COPD-Exazerbation sind zum Beispiel Pulverinhalatoren ungeeignet, da die Atemmuskeln zu schwach sind“, so Usmani. „Hier sind Spacer mit MDI oder Soft-Mist-Inhalatoren die bessere Wahl, erst später sollte über einen DPI nachgedacht werden.“
Fazit
Die wirksamste Therapie nützt nichts ohne korrekte Anwendung des Inhalators. Die Investition in Schulung, Auswahl und Technik ist ein direkter Gewinn für Patienten, Gesundheitssystem und Gesellschaft.
Quelle:
„Choosing the right inhaler and implementing improved inhaler technique in the clinic“, Vortrag von Prof. Dr. Omar S. Usmani, London, im Rahmen des ERS Congress am 30. September 2025 in Amsterdam
Literatur:
1 Plaza V et al.: Errors in the use of inhalers by health care professionals: A systematic Review. J Allergy Clin Immunol Pract 2018; 6(3): 987-95 2 Usmani OS: Choosing the right inhaler for your asthma or COPD patient. Ther Clin Risk Manag 2019; 15: 461-72 3 Kocks JW et al.: Factors associated with health status and exacerbations in COPD maintenance therapy with dry powder inhalers. Prim Care Respir Med 2022; 32(1): 18 4 Usmani OS et al.: Choosing an appropriate inhaler device for the treatment of adults with Asthma or COPD. https://www.medscape.co.uk/viewarticle/choosing-appropriate-inhaler-device-treatment-adults-asthma-2022a10025js ; zuletzt aufgerufen am 1. 10. 2025 5 Rabin AS et al.: Budesonide-formoterol metered-dose inhaler vs fluticasone-salmeterol dry-powder inhaler. JAMA Intern Med 2025; 185(8): 1005-13
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