<p class="article-intro">Die sogenannte terrestrische Tollwut ist hierzulande kein Thema mehr, seit Österreich im Jahr 2008 offiziell für frei von terrestrischer Tollwut erklärt wurde. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, dass Tollwut von Fledermäusen übertragen wird. Ob dies ein reales Risiko ist und was man im Verdachtsfall tun sollte, fragten wir Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, Leiter des Geschäftsfelds für Öffentliche Gesundheit bei der AGES, Wien.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Wie groß ist das Risiko, sich in Österreich durch eine Fledermaus mit Tollwut zu infizieren?</strong><br /> <strong>F. Allerberger:</strong> Das Risiko ist denkbar gering. Zunächst einmal muss man wissen, dass es seit Beginn der Aufzeichnungen in ganz Europa nicht mehr als fünf Fälle von Tollwut durch Fledermäuse gegeben hat. Nur drei betrafen die Europäische Union und einer davon war aus Afrika importiert.<br /> Es hat hier in der Kommunikation über die Jahre durchaus Missverständnisse gegeben. So war in offiziellen Guidelines der WHO lange zu lesen, dass Tollwut aerogen übertragen werde. Das ist nach heutigem Stand des Wissens nicht korrekt. Entstanden ist diese Vermutung durch zwei Fälle, in denen sich Fledermausforscher in Texas mit dem Rabiesvirus infiziert haben. Dort gibt es eine Höhle, in der zwischen 20 und 100 Millionen (!) Mexikanische Bulldoggfledermäuse leben, eine Fledermausart, die es bei uns in Europa gar nicht gibt. Diese beiden Fälle haben sich übrigens vor mehr als einem halben Jahrhundert ereignet, genauer gesagt 1956.<br /> Zwei der in der EU erworbenen Fälle (beides Infektionen mit dem Europäischen Fledermaus-Lyssavirus 2) betrafen ebenfalls Fledermausschützer, die oft in Höhlen waren und wiederholt gebissen wurden, ein Fall in Schottland, einer in Finnland. Beide Fledermausschützer waren nicht geimpft.<br /> Kurios ist übrigens auch, was in den rezenten britischen Guidelines bezüglich Vorgehen bei Anwesenheit einer Fledermaus und eines Menschen im gleichen Raum steht: Wenn dies in einem Zimmer auf den Britischen Inseln erfolgt, müsse man nichts tun. Ereignet sich ein solcher „Kontakt“ hingegen außerhalb von Großbritannien, so müsse postexpositionell behandelt werden.</p>
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