
Risiko für Gewichtszunahme bei jungen Erwachsenen sehr hoch
Berlin - Weltweit sind immer mehr Menschen von Übergewicht betroffen – eine enorme gesundheitspolitische Herausforderung: Denn Übergewicht ist ein entscheidender Risikofaktor für verschiedenste schwere Erkrankungen, von Herzinfarkt und Diabetes bis hin zu Krebs und Demenz. Wissenschaftler des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) sowie des University College in London haben nun anhand einer großen nationalen Patientenkohorte mit elektronischen Daten des englischen Gesundheitssystems herausgefunden, dass die jüngsten Erwachsenen, im Alter von 18 bis 24 Jahren, ganz besonders von Gewichtszunahme betroffen sind.
Die Analysen haben Relevanz für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen. „Um bestehende Programme effektiv durchzuführen muss man wissen, welche Bevölkerungsgruppen besonders von Gewichtszunahme betroffen sind“, sagt Professorin Claudia Langenberg, Leiterin der Abteilung ‚Computational Medicine‘ am BIH. Nur dann könne gezielt interveniert werden.
Größter Risikofaktor: Alter zwischen 18 und 24 Jahren
Die Wissenschaftler durchforsteten die Datenbanken, die gesundheitliche Informationen von über zwei Millionen Briten aus den Jahren 1998 bis 2016 enthielten. Aus den Angaben zu Größe und Gewicht berechneten sie den BMI. „Wir haben uns die Veränderungen des BMI über die Zeiträume von einem, fünf und zehn Jahren in verschiedenen Alterskohorten angeschaut“, erzählt Professor Harry Hemingway vom University College in London und Gastwissenschaftler am BIH. „Und dabei fiel uns auf, dass insbesondere bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren der BMI stark zunimmt.“ Andere bereits bekannte Risikofaktoren für Übergewicht, wie männliches Geschlecht, soziale Benachteiligung oder bestimmte ethnische Zugehörigkeiten, spielten nur eine untergeordnete Rolle.
Gezielte Prävention
Der Auftrag an die Politik ist für Hemingway eindeutig: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es anhand leicht verfügbarer elektronischer Gesundheitsdaten möglich ist, diejenigen zu identifizieren, die das höchste Risiko tragen, an Gewicht zuzunehmen. Das zeigt, wie wichtig ein frühzeitiges Einschreiten ist und sich Strategien zur Verhinderung von Übergewicht und Adipositas auch gezielt an junge Erwachsene richten und auf sie zugeschnitten werden sollten.“ Die Autoren nutzten die Ergebnisse auch als Grundlage für einen „Übergewichts-Risiko-Rechner“: Basierend auf Informationen zum eigenen Alter, Geschlecht, sozialer Benachteiligung, ethnischer Zugehörigkeit und aktuellem BMI kann dieser berechnen, wie groß das Risiko einer Person ist, in den nächsten Jahren zuzunehmen. (red)
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