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Gesundheit und Medizin

Rheumatologen warnen vor Cortison-Osteoporose

Berlin - Vor allem wegen chronisch-entzündlicher Erkrankungen – zum Beispiel bei Rheuma – nehmen weltweit Millionen Menschen regelmäßig Cortison ein. Doch bei längerer Verwendung steigt das Risiko für krankhaften Knochenabbau (sekundäre Osteoporose) rasant. Deshalb sollten möglichst schnell nach Start einer solchen Therapie Gegenmaßnahmen getroffen werden, forderte jetzt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) anlässlich der Publikation neuer Empfehlungen.

„Schätzungen zufolge wird bis zu ein Prozent der Bevölkerung westlicher Länder langfristig mit Glukokortikoiden, umgangssprachlich bekannt unter dem Namen Cortison, behandelt. Die Substanzen werden vielfach bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen verschiedener Organe, wie beispielsweise rheumatischen Krankheiten, eingesetzt. Eine mögliche Folge der Langzeiteinnahme ist eine Abnahme der Knochendichte bis hin zur Osteoporose“, stellten die deutschen Experten fest. Daher sollten Rheumapatienten, die wiederholt oder langfristig Glukokortikoide einnehmen, vorbeugende Maßnahmen ergreifen und vorsorglich auf eine sich entwickelnde Osteoporose untersucht und behandelt werden.

Cortison ist eine wichtige Basis der Behandlung – speziell bei akuten Krankheitsschüben verschafft das Medikament zuverlässig und rasch Linderung. „Cortison-Angst“ ist besonders bei einem zeitlich limitierten Einsatz solcher Arzneimittel nicht angebracht, heißt es vonseiten der DGRh. Im Gegensatz zum meist gut verträglichen kurzzeitigen Einsatz von Cortison auch in höheren Dosierungen bleibe die Langzeitbehandlung – definiert als Behandlung über mindestens drei Monate, die in der Realität häufig über Jahre andauert – aber oft nicht ohne Nebenwirkungen.

Gefahr der Osteoporose

Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist die Glukokortikoid-induzierte Osteoporose (GIOP), eine durch Cortison-Präparate verursachte sekundäre Osteoporose. Bei rund 30 bis 40 Prozent der Patienten, die über einen Zeitraum von rund 4,5 Jahren mit Cortison behandelt wurden, lassen sich aktuelle oder alte (Knochen-)Frakturen nachweisen“, so die Einschätzung der Experten. Laut Jan Leipe, Abteilungschef für Rheumatologie der Universitätsklinik in Mannheim, kommt gerade in solchen Fällen noch ein zweiter negativer Faktor dazu: Aufgrund der medikamentösen Behandlung, zu der auch oft Schmerzmittel gehören, spüren viele der Betroffenen gerade bei kleinen Knochenbrüchen kaum oder keine Schmerzen. Dadurch werden solche Probleme übersehen, es erfolgt keine Therapie.

Cortison verändert Qualität der Knochen

Dabei verändert sich die Qualität der Knochen im Rahmen einer längeren Cortison-Einnahme relativ schnell. Leipe: „Bereits in den ersten drei bis sechs Monaten der Glukokortikoid-Therapie sinkt die Knochendichte um bis zu zwölf Prozent.“ Das erhöhe die Gefahr von Knochenbrüchen massiv.

Die DGRh hat in ihrem Statement die wissenschaftlichen Daten zusammengetragen: Mit Beginn einer längerfristigen Cortison-Therapie beträgt die jährliche Häufigkeit von Knochenfrakturen – Wirbelbrüchen und Brüchen anderer Knochen – 5,1 Prozent bzw. 2,5 Prozent. Im Vergleich dazu kommt es in der Gesamtbevölkerung binnen eines Jahres bei 1,1 Prozent der Frauen und 0,6 Prozent der Männer zu solchen Ereignissen. Am häufigsten sind Cortison-bedingte Knochenfrakturen im ersten Jahr der Behandlung.

Aufgrund der Häufigkeit einer solchen sekundären Osteoporose sollte eine langfristige Cortison-Behandlung jedenfalls durch eine Kalzium-reiche Ernährung und die Gabe von Vitamin D von Beginn an begleitet werden. Die Knochendichte sollte regelmäßig geprüft und die zusätzliche Gabe von Medikamenten, die den Knochenabbau hemmen oder sogar den Aufbau fördern, erwogen werden, rät die DGRh. (APA/red)

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