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Gesundheit und Forschung

Neue Wirkstoffe sollen Helicobacter pylori lahmlegen

Braunschweig - Helicobacter pylori ist einer der am weitesten verbreiteten bakteriellen Krankheitserreger und weltweit für jährlich hunderttausende Fälle von Magengeschwüren und Magenkrebs verantwortlich. Zunehmende Resistenzen des Bakteriums gegen aktuell verfügbare Antibiotika schaffen zusätzliche Herausforderungen: Es braucht neue Wirkstoffe. Einer Gruppe von Wissenschaftlern an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) ist es nun gelungen, Substanzen zu identifizieren, die die Fortbewegungsfähigkeit der Bakterien hemmen. Damit könnte ihrer Vermehrung und pathogenen Aktivität vorgebeugt werden. Die Publikation ist Anfang März im Fachjournal „mBIO“ erschienen.

„Die Fähigkeit, sich im zähflüssigen Milieu des Magenschleims bewegen zu können, ist für das Überleben und die Vermehrung von Helicobacter pylori essenziell“, erklärt Professorin Christine Josenhans, Wissenschaftlerin am Max von Pettenkofer-Institut der LMU und im DZIF. Diese Fähigkeit des Bakteriums machten sich die Forschenden zunutze, um alternative Therapien zu entwickeln.

In Zusammenarbeit mit Experten am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Berliner Charité testeten sie dazu annähernd 4000 chemische Substanzen auf ihre mögliche Wirkung hinsichtlich der Bewegungsmaschinerie der Bakterien. Helicobacter pylori trägt an einem Ende der Bakterienzelle ein Bündel von rotierenden Geißeln, die wie Schiffsschrauben agieren und die Bakterien im Magenschleim antreiben. Mithilfe eines speziell entwickelten Screening-Verfahrens konnten die Wissenschaftler mehrere Substanzen identifizieren, die den Aufbau dieser bakteriellen Propeller hemmen und dem Bakterium quasi eine Fußfessel anlegen.

Bei einer der Substanzen konnten sie in Mäusen, die mit Helicobacter pylori infiziert waren, eine starke Reduktion der bakteriellen Vermehrung im Magen beobachten, ohne dass dabei die normale bakterielle Darmflora signifikant geschädigt wurde. „Das wäre ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Antibiotika, die häufig auch die unverzichtbaren ,guten‘ Darmbakterien dauerhaft angreifen“, so Josenhans, Letztautorin der Studie.

Ansatz für neue antibakterielle Therapien

Für eine erfolgreiche Behandlung einer Helicobacter-pylori-Infektion müssen derzeit mehrere Klassen von Antibiotika kombiniert werden, was zum Teil zu schweren Nebenwirkungen sowie weiter zunehmenden Antibiotikaresistenzen führt. „Die von uns Antimotiline genannten Substanzen könnten eine Ergänzung oder Alternative zu konventionellen Antibiotikatherapien darstellen und langfristig dazu beitragen, die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu reduzieren“, resümiert Prof. Sebastian Suerbaum, Lehrstuhlinhaber für Medizinische Mikrobiologie am Max von Pettenkofer-Institut und Erstautor der Publikation.

Als nächsten Schritt planen die Wissenschaftler, die genaue Wirkweise der aktiven Substanzen zu identifizieren, um diese als neue antibakterielle Therapie weiterzuentwickeln. (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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