© Pitchayanan Kongkaew iStockphoto

Gesundheit und Medizin

Neue Ambulanz für intensivmedizinische Nachsorge

Münster - Jährlich werden in Deutschland zwei Millionen Patienten auf Intensivstationen behandelt, aufgrund der aktuellen Covid-19 Situation ist die Tendenz steigend. Rund die Hälfte der Betroffenen erleidet ein Organversagen, das sich im Anschluss zu einer chronischen Erkrankung entwickeln kann – am Beispiel der Niere bis hin zur Dialysepflicht. Das Universitätsklinikum Münster (UKM) bietet mit der neu geschaffenen Ambulanz für intensivmedizinische Nachsorge nun eine Anlaufstelle für Post-Intensiv-Patienten. Es ist die zweite universitäre Ambulanz neben der Berliner Charité.

„Chronische Erkrankungen, die sich aus den intensivmedizinischen Krankheitsbildern ergeben, sind keine Seltenheit“, weiß Privat-Dozentin Dr. Melanie Meersch-Dini. Die Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM übernimmt die Leitung der neu eingerichteten Ambulanz für intensivmedizinische Nachsorge (AfiN). Dabei handelt es sich um eine Anlaufstelle für Patienten, denen nach mehr als drei Monaten nach Ende der Intensivbehandlung eine Rückkehr in ihren gewohnten Alltag aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme noch nicht möglich ist. Die Beeinträchtigungen können dabei organische Dysfunktionen zum Beispiel von Herz, Niere oder Lunge ebenso umfassen wie neuro-kognitive Störungen, etwa Konzentrationsstörungen oder anhaltende Erschöpfung.

Komplexe Aufgabe

„Die intensivmedizinische Nachsorge ist sehr komplex und wir sind genau deshalb der Überzeugung, dass wir, die selbst täglich Intensivpatienten versorgen und die Komplikationen im Rahmen solch einer Behandlung kennen, Betroffenen gut helfen können“, sagt Klinikdirektor Dr. Alexander Zarbock. Und weiter: „Wenn wir das Beispiel des Nierenversagens nehmen, wie wir es aktuell auch häufig durch Covid-19 auf der Intensivstation sehen, belegen Studien, dass Patienten oftmals noch ein Jahr später eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, die das Risiko für eine chronische Niereninsuffizienz und eine Dialysepflicht deutlich erhöht.“ Auch demenzielle Verläufe zu verlangsamen, die in Folge einer langen intensivmedizinischen Behandlung auftreten können, sei eines der Ziele.
Melden können sich Betroffene, die mit einem Organversagen für einen längeren Zeitraum auf der Intensivstation behandelt worden sind – unabhängig davon, ob am UKM oder in einem anderen Krankenhaus. „Neben dem Entlassungsbrief sind für uns weitere relevante Vorbefunde wie EKG, Sonographie und bildgebende Untersuchungen, wenn vorhanden, interessant“, ergänzt Meersch-Dini. (red)

Back to top