© CRISTIAN CASANELLES, Tempura E+

Gesundheit und Forschung

Diabetes: komplexer als gedacht

Düsseldorf - Mit der neuen Beschreibung von Diabetes-Subtypen ist die Diabetologie auf dem Weg zur Präzisionsmedizin. Dennoch sind viele Bereiche unerforscht. So war bisher nicht bekannt, wie sich die Immunzellen in den jeweiligen Subtypen unterscheiden. Eine neue Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums hat sich diesem Thema nun gewidmet und Potential für die Zukunft entdeckt.

Immunzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes und dessen Folgeerkrankungen. Beim Typ-1-Diabetes sind beispielsweise die T-Zellen (eine Untergruppe der Immunzellen) mitverantwortlich für die Erkrankung, da sie die Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören können, in denen das Insulin produziert wird. Bei Typ-2-Diabetes trägt hingegen eine Entzündung durch eine höhere Anzahl von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut zur Entwicklung von Insulinresistenz bei. Die veränderte Anzahl und Zusammensetzung der Immunzellen spielt neben dem Auftreten des Diabetes an sich auch bei der Entstehung von Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle. Erst vor kurzem konnte das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in einer Untersuchung Unterschiede bei Botenstoffen der Entzündung zwischen den neuen Diabetes-Subtypen identifizieren: „Vor dieser Studie war unbekannt, ob sich die neuen Diabetes-Subtypen auch bezüglich des Blutbildes und spezieller Blutzellen unterscheiden“, erklärt Prof. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ.

Erkenntnisse für die Praxis

Daher wurde die Zusammensetzung des Blutes von mehr als 650 Teilnehmern der Deutschen Diabetes Studie untersucht. Bei den Betroffenen wurde erst kurz vor der Studie der Diabetes diagnostiziert. „Bei unseren Untersuchungen kam unter anderem heraus, dass die Anzahl der weißen Blutkörperchen, also der Leukozyten, beim Diabetes-Subtyp mit schwerer Insulinresistenz und beim Diabetes-Subtyp, der sich durch krankhaftes Übergewicht auszeichnet, am höchsten war“, sagt Dr. Jacqueline Ratter-Rieck, die federführend an der Studie beteiligt war. „Die geringste Anzahl an Leukozyten fanden wir beim sogenannten schweren autoimmunen Diabetes, der im Wesentlichen dem klassischen Typ-1-Diabetes entspricht.“ Zudem wiesen Personen mit dem Diabetes-Subtyp mit schwerer Insulinresistenz eine andere Zusammensetzung der T-Zellen auf. Die T-Zellen sind auch an der Entstehung von Komplikationen des Diabetes beteiligt. Die Studie zeigt damit, dass sich die Anzahl der Leukozyten und darüber hinaus auch deren Zusammensetzung im Blut zwischen den Diabetes-Subtypen unterscheiden.

Die neuen Erkenntnisse tragen zu einer besseren Charakterisierung der spezifischen Eigenschaften und Verläufe der Diabetes-Subtypen bei und können den Weg zu einer Präzisionsdiabetologie ebnen, sind die Forschenden überzeugt. So werde es wichtig sein, zu untersuchen, bei welchen Diabetes-Subtypen Entzündungsprozesse eine besonders wichtige Rolle spielen, um entsprechende Therapien zu entwickeln. (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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