Deutscher Virologe mit Herbstprognose
München - Beim bislang milden Anstieg der Zahl an Corona-Infektionen wird es nicht bleiben. Oliver Keppler, Leiter der Virologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, prognostiziert für die nächsten Monate eine deutliche Dynamik: „Im vor uns liegenden Herbst und Winter müssen wir von einer deutlichen Verschärfung des Infektionsgeschehens ausgehen. Unser Leben verlagert sich nach innen“, sagt der Wissenschaftler.
Dennoch rät der Virologe nicht zu einer neuerlichen Verschärfung der Corona-Maßnahmen: „Grundsätzlich müssen wir in dieser Phase der Pandemie in verschiedenen Bereichen Lockerungen versuchen, um zu sehen, was gut vertretbar ist und wo man noch Hygienemaßnahmen oder Testungen zur Absicherung beibehalten muss.“ Die Impfquote sei mittlerweile gut, zudem gebe es viele Genesene, eine hochwertige Testinfrastruktur und auch ein gutes Verständnis der Übertragungswege des Virus. „Situationsbezogene Schutzmaßnahmen zählen natürlich auch dazu.“ Zu Letzteren zählen Hygieneexperten beispielsweise den Verzicht auf das Händeschütteln.
Grippeimpfung für gefährdete Gruppen
Entgegen manchen Befürchtungen steht Deutschland nach Einschätzung des Virologen keine große gleichzeitige Grippewelle bevor. Weltweit seien Influenzaviren in der Bevölkerung durch die Corona-Hygienemaßnahmen weit zurückgedrängt worden. „Auf der Südhalbkugel waren zwei Winter hintereinander kaum Infektionen zu verzeichnen. Einen effizienten Eintrag des Virus bei uns im bevorstehenden Winter halte ich daher für unwahrscheinlich“, so Keppler. „Covid-19 muss auch in diesem Winter unser Hauptaugenmerk gelten.“
Für gefährdete Menschen will der Experte aber auch punkto Grippe keine Entwarnung geben: „Alle Personen, denen die Ständige Impfkommission auch in früheren Jahren die Grippeimpfung empfohlen hat, sollten sich wie zuvor impfen lassen.“ Dazu zählen unter anderem Menschen ab 60 Jahre, Schwangere, Vorerkrankte und medizinisches Personal. (dpa/red)
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