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Gesundheit und Politik

Deutsche leben ungesünder denn je

Köln - Auch wenn die 2800 befragten Personen des diesjährigen Reports der Deutschen Krankenversicherung (DKV) ihren eigenen Gesundheitszustand überwiegend als gut oder sehr gut einschätzen: Bei genauerer Betrachtung kommt man zu einem anderen Schluss. Nur elf Prozent der befragten Deutschen erreichen demnach den Benchmark für ein gesundes Leben in den fünf Bereichen körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Befragungsreihe im Jahr 2010.

Bereits zum sechsten Mal haben die DKV und die Deutsche Sporthochschule Köln das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen untersucht. Und die Ergebnisse der repräsentativen Befragung lassen es an Deutlichkeit nicht missen: Die Menschen sind so bewegungsfaul wie nie seit der ersten Erhebung im Jahr 2010. Zudem wurde noch nie so viel gesessen wie in diesem Jahr – mit durchschnittlich 8,5 Stunden pro Tag eine Stunde länger als noch 2018. Besonders besorgniserregend für die Initiatoren der Umfrage: Vor allem die jungen Erwachsenen sitzen immer mehr, mittlerweile rund 10,5 Stunden pro Werktag, zumeist während der Arbeit oder am Computer (2018: 8 Stunden 41 Minuten).

Herausforderung: Alltagsstress

„Deutschland ist in den letzten zehn Jahren zunehmend träge geworden“, fasst Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV, zusammen. „Eine Entwicklung, die wir gerade als Krankenversicherer mit Sorge betrachten.“ So sei ausreichende Bewegung der Schlüssel für eine gute Gesundheit. Weniger sitzen, mehr gehen und laufen sowie regelmäßiges Aufstehen und Bewegen mache den entscheidenden Unterschied.

Aber auch beim Umgang mit Stress hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen: Nur noch 40 Prozent der Befragten (2018: 57 Prozent) schätzen die Stressbelastung als niedrig ein bzw. nutzen wirksame Strategien, um ihren Alltagsstress zu bewältigen. „Die vergangenen eineinhalb Jahre haben zahlreiche Veränderungen in den Lebenswelten der Menschen hervorgerufen. Neben der neuen Situation des Dauer-Homeoffice brachte auch für viele Berufstätige und Familien das Homeschooling eine große Umstellung im Alltag mit sich“, kommentiert Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln und wissenschaftlicher Leiter der Studienreihe. Das habe bei vielen Menschen an den Kräften gezehrt. Froböse weiter. „Wir müssen als Individuum, aber auch als Gesellschaft lernen, wie wir Stress vermeiden und wie wir ihn kompensieren können.“ (red)

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