Gesundheit und Medizin

Neue Leitlinie zur Sekundärprävention von Schlaganfällen publiziert

Berlin - Eine neue Empfehlung deutscher, österreichischer und Schweizer Experten soll helfen, bei Patienten nach einem ersten Schlaganfall ein weiteres derartiges Ereignis zu verhindern. Denn: Binnen fünf Jahren erleiden fast 20 Prozent der Betroffenen einen zweiten solchen „Insult“.

„Schlaganfallrezidive sind relativ häufig“, schrieben jetzt die an der Ausarbeitung der neuen Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). Wie eine 2019 publizierte Analyse der Krankenkasse im deutschen Bundesland Niedersachsen ergeben habe, belaufe sich das Risiko für ein akutes ähnliches Folgeereignis nach einem ersten Schlaganfall auf 1,2 Prozent nach 30 Tagen, 3,4 Prozent nach 90 Tagen, 7,4 Prozent nach einem Jahr und 19,4 Prozent nach fünf Jahren.

„Demnach muss fast jeder Fünfte, der einen Schlaganfall erlitten hat, innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einem Folgeschlaganfall rechnen. (...) Die Rezidivprophylaxe ist somit nach Ansicht der internationalen Experten von großer Bedeutung. Die meisten Schlaganfälle sind sogenannte ischämische Ereignisse im Gehirn. Ein Blutgerinnsel verstopft ein Blutgefäß, was die Sauerstoffversorgung in dem versorgten Areal blockiert. Die Ursache sind beispielsweise Atherosklerose, besonders in der Halsschlagader, oder Thromben, die sich bei Vorhofflimmern zunächst im Herzen bilden und dann bis ins Gehirn gelangen. Die sofortige Alarmierung eines Notarztes, anschließend die schnellstmögliche Einlieferung in eine „Stroke Unit“ und die Beseitigung des Blutgerinnsels durch Medikamente (Thrombolyse) und/oder einen Kathetereingriff helfen. Damit wird der zurückbleibende Schaden im Gehirn verhindert oder verringert.

Risikofaktoren für Schlaganfälle

Die größten Risikofaktoren für Schlaganfälle sind zu hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte und Rauchen. Deshalb stellt die nun publizierte neue Leitlinie speziell auf die Kontrolle möglichst aller Risikofaktoren nach der Akutbehandlung eines ersten Schlaganfalls ab. Die Experten: „Der Blutdruck sollte nach einem Schlaganfall oder einer TIA langfristig unter 140/90 mm Hg (systolisch/diastolisch) gesenkt werden. Je nach Alter der Betroffenen, Verträglichkeit der Blutdrucksenker und Vorerkrankungen ist sogar eine Senkung auf systolisch (während der Pumpphase des Herzens; Anm.) 120 bis 130 mm Hg zu erwägen (...).“

Welche Medikamente bei der Kontrolle des Blutdrucks verwendet werden, ist weniger wichtig als das Erreichen der Zielwerte. Ein erheblicher Anteil der Menschen mit Hypertonie erreiche diese derzeit nicht. Auch für das Cholesterin gibt es Empfehlungen der Fachgesellschaften. „Als Zielwert der cholesterinsenkenden Therapie gilt ein LDL-C-Wert von unter 70 Milligramm pro Deziliter Blut. Alternativ kann eine Reduktion um mehr als 50 Prozent des Ausgangswerts erfolgen“, so die Fachleute in einer Mitteilung.

Neben den direkten medizinischen Fakten widmet sich die Leitlinie auch dem Lebensstil der Patienten. „Für Betroffene sind insbesondere die Informationen zum Lebensstil von hoher Relevanz, da sie ihn selbst beeinflussen können“, erklärt Tobias Kurth von der Berliner Universitätsklinik Charité, einer der federführenden Autoren. Die Leitlinie rate zu regelmäßiger körperlicher Aktivität. Der häufige Konsum von Obst und Gemüse oder die Einhaltung einer mediterranen Diät senkten das Risiko für ein Schlaganfallrezidiv und vaskuläre Folgeereignisse, dabei sollte der Salzkonsum reduziert werden. Zudem wird Betroffenen empfohlen, auf das Rauchen zu verzichten und den Alkoholkonsum zu reduzieren. (red/APA)

Weitere Infos:

Leitlinie Teil 1

Leitlinie Teil 2

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