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Gesundheit und Forschung

EU-Studie: KI hilft Kindern mit Typ-1-Diabetes

Innsbruck/Graz/Wien/Leipzig - Künstliche Intelligenz (KI) kann den Alltag von Kleinkindern mit Typ-1-Diabetes erleichtern und verbessert die Blutzuckereinstellung der Betroffenen. Das hat das kürzlich abgeschlossene EU-Projekt „KidsAP“ ergeben, an dem mehrere medizinische Universitäten – auch aus Österreich und Deutschland – beteiligt waren. Im Rahmen der Studie wurde ein von der Universität Cambridge entwickeltes „Closed-Loop-System“ – Glukosemanagement getestet, das Handy-App, Glukosesensor und Insulinpumpe umfasst.

Wie die Universitäten mitteilten, sind besonders Kleinkinder durch Typ-1-Diabetes gefährdet, sehr niedrige oder sehr hohe Blutzuckerspiegel zu haben. Sie weisen ausgeprägte Blutzuckerschwankungen auf, einen sehr geringen Insulinbedarf und ein unvorhersehbares Ess- und Bewegungsverhalten. Sinkt der Blutzucker zu stark und plötzlich, kann das zu Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen führen. Ein zu lang anhaltender hoher Blutzuckerspiegel kann lebensbedrohlich sein.

Moderne Technologien wie die sensorunterstützte Insulinpumpentherapie haben sich bei Kindern bereits bewährt, heißt es vonseiten der Verantwortlichen. Bei den bisherigen Systemen sei jedoch die Unterstützung der Eltern, die den Glukosespiegel ihres Kindes laufend überprüfen und dann die von der Pumpe verabreichte Insulinmenge manuell anpassen müssen, notwendig. Die nun abgeschlossene Studie zeigt: In Verbindung mit KI, einem Algorithmus zur Steuerung des sogenannten „Closed-Loop-Systems“, lässt sich die Belastung der Eltern verringern und das Glukosemanagement erheblich verbessern.

Kinder besser eingestellt

Für die lückenlose Anpassung des Glukose- und Insulinbedarfs muss die Betreuungsperson des Kindes lediglich zu den Mahlzeiten Insulin verabreichen, zu allen anderen Zeiten arbeitet der Algorithmus von selbst, um den programmierten Glukosezielwert zu erreichen und stabil zu halten. Basierend auf vorhergesagten oder Echtzeit-Glukosewerten wird die abgegebene Insulinmenge automatisch angepasst. Dieses System wurde an insgesamt 74 Kindern zwischen einem und sieben Jahren in sieben Studienzentren getestet – in Cambridge, Leeds, Luxemburg, Leipzig, Graz, Innsbruck und Wien. Die teilnehmenden Kinder verwendeten 16 Wochen lang das von der App gesteuerte System und anschließend 16 Wochen lang die Kontrollbehandlung mit der herkömmlichen sensorunterstützten Insulinpumpentherapie. Die Auswertung der Daten ergab, dass die Kinder zusätzliche 125 Minuten pro Tag länger im Zielbereich waren, berichten die Mediziner. Zusätzlich zu dieser Verbesserung konnte auch die Zeit mit erhöhten Blutzuckerwerten mithilfe des „Closed-Loop-Systems“ um neun Prozentpunkte verringert werden.

Die Leiterinnen der drei österreichischen Studienzentralen berichteten zudem von Eltern, die das „Closed-Loop-System“ als „enorme Erleichterung sowohl tags- wie auch nachtsüber“ eingestuft hatten. Der Algorithmus sei mittlerweile CE-zertifiziert und ab dem ersten Lebensjahr zugelassen, so Sabine Hofer, Leiterin der Diabetes-Ambulanz an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie. (APA/red)

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