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Gesundheit und Medizin

Covid: großer Werkzeugkasten mit Medikamenten

München/London - Seitdem vor knapp zwei Jahren die ersten Corona-Patienten Deutschlands in München behandelt wurden, ist das Virus spürbar mutiert. Die aktuelle Variante Omikron verbreitet sich dabei besonders schnell und ist so verändert, dass sich Geimpfte und Genesene häufiger anstecken als bei der Delta-Variante. Auch aufwendig entwickelte Medikamente scheinen weniger gut anzuschlagen. Doch einige neuere Präparate machen durchaus Hoffnung.

Der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, der 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hat, sieht den medikamentösen „Werkzeugkasten“ trotz aller Widrigkeiten insgesamt besser gefüllt als je zuvor. Und das, obwohl bei Antikörper-Präparaten wie Casirivimab und Imdevimab, Etesevimab und Bamlanivimab die Wirkung bei Omikron nun als reduziert gilt.

Wettlauf mit der Zeit

Studien zufolge hemmt aber das neue Antikörper-Präparat Sotrovimab Omikron. Dieses empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das vielversprechende Arzneimittel soll Ende Jänner für die stationäre Therapie zur Verfügung stehen. „Es gibt auch hier eine klare Perspektive“, so der Experte gegenüber der Deutschen Presseagentur. Und weiter: Während die Antikörper-Gabe nur in einer frühen Phase der Krankheit hilft, bleibt das entzündungshemmende Dexamethason später bei schwerem Verlauf die Standard-Behandlung. Weiter verabreicht werden auch Interleukin-6-Antagonisten, die auch die Entzündungsreaktion blockieren und die ursprünglich für rheumatische Erkrankungen entwickelt wurden, sowie sogenannte Januskinase-Inhibitoren wie Baricitinib. Dieses Mittel wird schon länger auch bei Covid-19 angewendet und nun auch von der WHO empfohlen. Zudem werden weiterhin Blutverdünner verabreicht, um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen.

Hoffnungen ruhen zudem auf neuen antiviralen Arzneimitteln wie Paxlovid und Molnupiravir – den ersten Pillen gegen Corona, die in wenigen Wochen auf Rezept in den Apotheken erhältlich sein sollen. Das stimme ihn optimistisch, sagt Wendtner. „Da ist ein Quantensprung.“ Auch der Pandemie-Beauftragte des Klinikums rechts der Isar der TU München, Christoph Spinner, sieht gute Chancen in den neuen Medikamenten. Molnupiravir werde „als Kapsel zwei Mal täglich über fünf Tage eingenommen und wirkt auch gegen die Omikron-Variante“. In Kürze werde Paxlovid als weitere orale Therapie-Option hinzukommen. Es schützt laut Spinner ebenfalls vor Omikron – und bis zu 90 Prozent vor schweren Verläufen.

Den neuen Pillen – Paxlovid und Molnupiravir – gemein ist, dass sie teuer sind: Rund 700 Dollar kostet die fünftägige Behandlung. Zudem müssen die Tabletten früh genommen werden, um die Viren zu bremsen.

Zusammenfassend betonen die Experten wiederholt, dass die Impfung das wirksamste Mittel bleibe. (dpa/red)

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