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Gesundheit und Forschung

Ausdauersport verlangsamt das Fortschreiten von Parkinson

Berlin - Rund 400.000 Menschen in Deutschland sind mit der Diagnose Parkinson konfrontiert. Eine aktuelle Studie zeigt: Ausdauersport verbessert die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen und wirkt so dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) rät Patienten daher zu regelmäßigem Ausdauersport.

Ende 2019 zeigte die „Park-in-Shape“-Studie, eine randomisierte Studie aus den Niederlanden, dass regelmäßiges aerobes Training auf dem Ergometer zu Hause die Verschlechterung motorischer Defizite bei Menschen mit Parkinson-Erkrankung im Frühstadium deutlich verlangsamen kann. Ein regelmäßiges Stretching hingegen hatte diesen Effekt nicht. Zwischenzeitlich wurden diese Beobachtungen durch weitere Studien bestätigt. „Wir können von einer hohen klinischen Evidenz ausgehen und raten Betroffenen, die mit der Diagnose Parkinson konfrontiert werden, daher immer zu regelmäßigem Ausdauersport“, erklärt Prof. Lars Timmermann, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg (UKGM).

Den Mechanismen auf der Spur

Warum sich das Ausdauertraining positiv bei Morbus Parkinson auswirkt und welche Mechanismen dahinterstehen – zu diesen Fragen hat die niederländische Arbeitsgruppe nun erste Ergebnisse publiziert. Konkret untersuchte sie, welche funktionellen und strukturellen Veränderungen das regelmäßige Ausdauertraining im kortikostriatalen sensomotorischen Netzwerk, das im Zusammenhang mit den motorischen Parkinsonsymptomen wie Tremor oder Muskelsteifigkeit steht, herbeiführt. Außerdem analysierten die Wissenschaftler, inwieweit sich das Training auf die Gewebsintegrität der Substantia nigra auswirkt, in der unter anderem die Planung und Ausführung von Bewegungen geregelt werden.

Ausdauersport: „messbare Wirkung auf das Gehirn“

Um diesen Fragen nachzugehen, wurden aus den 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der „Park-in-Shape“-Studie zufällig, ohne dass bestimmte Auswahlkriterien zugrunde lagen, 56 genauer untersucht. Im Ergebnis zeigte sich unter anderem, dass Ausdauertraining zu einer stärkeren funktionellen Vernetzung zwischen vorderem und hinterem Putamen und dem sensomotorischen Kortex führt. Das Putamen ist ein Teil der grauen Substanz, welcher für die Kontrolle von Bewegungsabläufen zuständig ist.

„Ausdauersport hat also eine messbare Wirkung auf das Gehirn“, resümiert Timmermann. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, hält Ausdauersport für eine wichtige Behandlungsmaßnahme bei Morbus Parkinson. Er müsse „Teil der medizinischen Versorgung der Betroffenen sein. Die Patientinnen und Patienten sollten von den behandelnden Ärztinnen/Ärzten oder den Parkinson-Nurses konsequent zum Training motiviert und angeleitet werden.“ (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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