
RADICALS-HD-Studie: Dauer der Androgendeprivationstherapie mit postoperativer Strahlentherapie beim Prostatakarzinom
Autorin:
Dr. Giulia Giannini
Universitätklinik für Urologie
Medizinische Universität Innsbruck
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Die Bedeutung der Androgendeprivationstherapie (ADT) für Patienten, die eine Strahlentherapie (RT) als Erstbehandlung von Prostatakrebs erhalten sollen, ist allgemein bekannt und standardisiert. Im Gegensatz dazu besteht Unsicherheit über die Rolle und Dauer der ADT mit RT nach radikaler Prostatektomie (RP).
RADICALS-HD, Teil des RADICALS-Protokolls, war eine randomisierte kontrollierte Studie zur Bewertung der Anwendung und Dauer von ADT bei postoperativer RT. Die wichtigsten Eignungskriterien waren die Indikation für RT nach vorheriger RP und keine vorherige postoperative ADT. Vor der postoperativen RT wurden die Patienten in 3 Gruppen randomisiert: keine ADT, 6 Monate ADT oder 24 Monate ADT (Abb. 1)
Abb. 1: Studienprotokoll der RADICALS-HD-Studie (nach Parker et al.: ESMO-Kongress 2022, Abstract No. LBA9)
Der primäre Endpunkt war das metastasenfreie Überleben (MFS). Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Zeit bis zur „Salvage“-ADT und das Gesamtüberleben (OS).
Von 2007 bis 2015 wurden 2839 Patienten in die Studie eingeschlossen. Das Durchschnittsalter war 66 Jahre. 23% der Patienten hatten nach der RP Stadium pT3b/T4; 20% hatten einen Gleason-Score ≥8 und der mediane PSA-Wert vor der RT war 0,22ng/ml. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 9 Jahre. Im Vergleich von keiner vs. kurze ADT (6 Monate) verzögerte die ADT die Zeit bis zur „Salvage“-ADT (HR: 0,54; CI: 0,42–0,70), aber verlängerte weder MFS (HR: 0,89; 95%CI: 0,69–1,14; 79% vs. 80% ereignisfrei nach 10 Jahren) noch OS (HR: 0,88; 95%CI: 0,65–1,19). Im Vergleich von kurzer vs. lange (24 Monate) ADT verlängerte die lange ADT das MFS (HR 0,77; 95% CI: 0,61–0,97; 72% vs. 78% nach 10 Jahren; Abb. 2) und verzögerte die Zeit bis zur „Salvage“-ADT (HR: 0,73; 95%CI: 0,59–0,91). Das OS wurde nicht verlängert (HR: 0,88; 95%CI: 0,66–1,17).
Abb. 2: RADICALS-HD-Studie: Anteil der Patienten mit metastasenfreiem Überleben nach 10 Jahren >70% nach Behandlung mit Radiotherapie und kurzzeitiger ADT
Kommentar
Bei Patienten mit postoperativer RT nach RP verlängerte die 24-monatige ADT gegenüber der 6-monatigen ADT sowohl die Zeit bis zur „Salvage“-ADT als auch das MFS. Im Gegensatz dazu verlängerte die 6-monatige ADT im Vergleich zu keiner ADT die Zeit bis zur „Salvage“-ADT, verlängerte jedoch nicht das MFS. Damit gibt es Hinweise dafür, dass einige Patienten von einer Intensivierung von keiner auf eine kurzzeitige ADT und andere von einer Intensivierung von einer kurzzeitigen auf eine langfristige ADT profitieren. Viele Patienten scheinen jedoch mit einer alleinigen oder einer kurzzeitigen Strahlentherapie gut zurechtzukommen. Wir brauchen bessere Ansätze und weitere Studien, um die Patienten auszuwählen, die eine Intensivierung am ehesten benötigen. Solche Ansätze wären z.B. genomische Klassifikatoren, klinisch-pathologische Merkmale wie Alter, Komorbiditäten, Gleason-Score, PSA-Verdopplungszeit u.v.m.
Quelle:
ESMO 2022: LBA9 - Duration of androgen deprivation therapy (ADT) with post-operative radiotherapy (RT) for prostate cancer: First results of the RADICALS-HD trial (ISRCTN40814031). Ann Oncol 2022; 33(7): 808-69
Das könnte Sie auch interessieren:
Andrologie und rekonstruktive Urologie: Innovationen und was Sie für die Praxis wissen müssen
Der Kongress der Europäischen Vereinigung für Urologie (EAU) in Madrid bot ein Palette an andrologischen Themen und Highlights in der rekonstruktiven Urologie. Das Spektrum erstreckte ...
Nierenkarzinom: Spannendes, aber kaum Fortschritte im metastasierten Stadium
Wie schon beim ESMO 2024 erkennbar war, hat sich in der Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms nicht viel geändert. Das spiegelt sich auch in der aktualisierten EAU-Leitlinie ...
Neue Entwicklungen im Management des benignen Prostatasyndroms
Die Therapie des benignen Prostatasyndroms (BPS) entwickelt sich hin zu individuell angepassten Strategien für jeden Patienten. Auf dem EAU-Kongress 2025 wurden Studien vorgestellt, die ...