
ESU Bootcamp Austria am ASU 2022
Autor:
Dr. David Oswald
Universitätsklinik für Urologie und Andrologie Universitätskrankenhaus Salzburg
E-Mail: d.oswald@salk.at
Im Rahmen der Austrian Summer School (ASU) 2022 hat heuer zum ersten Mal das „Bootcamp“ der European School of Urology (ESU) in Österreich stattgefunden. Hierbei handelt es sich um einen umfassenden operativen Simulationskurs für Erstjahres-Assistent*innen der Urologie (Abb. 1). Im Vollausbau des ESU-Programms mit dem Namen SISE, das sich aktuell in Entwicklung befindet, soll die Absolvierung des Kurses die Teilnahme an verschiedenen weiterführenden Operationskursen ermöglichen (Abb. 2).
Abb. 1: Das ganze Team – Trainer, Trainees und Vertreter der Industrie
Abb. 2: Das gesamte Kursprogramm (SISE) der ESU (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Oliveira de Ribeiro)
Das bekannteste Beispiel ist das bereits etablierte E-BLUS-Programm, das Basis-Laparoskopie-Zertifikat der ESU, für das auch eine standardisierte praktische Prüfung bestanden werden muss. Aktuell kann dieses vor allem im Rahmen größerer Kongresse (z.B. EAU) oder im Rahmen des EUREP absolviert werden.
Stimmen zum ESU Bootcamp
„Das ESU Bootcamp war die ideale Einstiegsveranstaltung, um Hands-on-Erfahrung im Umgang mit den gängigsten Operationsmethoden der Urologie zu sammeln. Die Übungsstationen waren sehr gut konzipiert und boten eine realitätsnahe Lernerfahrung, welche von Modellen zur Durchführung einer Zirkumzision bis hin zur transurethralen Resektion der Prostata reichten. Dies wurde von sehr engagierten Tutoren begleitet, welche ihre Expertise sowie Tipps und Tricks für die praktische Anwendung in einer angenehmen Atmosphäre vermitteln konnten. Für mich als Assistenzarzt am Beginn der Ausbildung war es ein wertvoller Erfahrungsgewinn, den ich jedem Assistenten/jeder Assistentin nur empfehlen kann.“
Dr. Philip Legat, UK f. Urologie und Andrologie, Universitätskrankenhaus Salzburg
„Bemerkenswert realitätsnahes Üben und Erlernen der operativen Basisfähigkeiten des Urologen/der Urologin“
Dr. Robin Zeder, Abteilung für Urologie, LKH Hochsteiermark/Leoben
„Ich war vom ESU Bootcamp an der ASU sehr begeistert. Es ist wirklich toll für Anfänger, um zum Beispiel am Modell eine Zirkumzision zu üben oder sich in Ruhe mit den endoskopischen Geräten vertraut zu machen. Besonders toll dabei fand ich das 1:1-Teaching! Für mich persönlich waren die TUR-P-Simulation mit der Thunfischdose und die TUR-B-Simulation mit der Paprika das Highlight. Ich würde das Bootcamp auf jeden Fall weiterempfehlen und freue mich, dass ich teilnehmen durfte.“
Dr. Lisa Kollitsch, Abteilung für Urologie und Andrologie, Klinik Donaustadt Wien
Bislang hat das Bootcamp erst in fünf verschiedenen europäischen Ländern (inkl. Österreich) stattgefunden. Im Vollausbau soll der Kurs in jedem europäischen Land einmal jährlich für alle Jungassistent*innen angeboten werden. Im Rahmen des Kurses werden vier Module durchlaufen, für die jeweils bis zu zwei Stunden Zeit zur Verfügung stehen.2 Dies sind die Laparoskopie, die TUR-B bzw. TUR-P, die Endoskopie des oberen Harntrakts (semirigide und flexible URS) sowie eine Basis-Station, die die starre und flexible Zystoskopie, die skrotale Untersuchung, die suprapubische Katheteranlage und die Zirkumzision umfasst (Abb. 3). Kernkonzept ist eine 1:1:1-Betreuung. Dies bedeutet, dass jedem Teilnehmer/jeder Teilnehmer*in über den gesamten Kurs ein/e zugeordnete/r Trainer*in sowie eine Arbeitsstation (pro Modul) alleine zur Verfügung stehen (Abb. 4–8). Diese Maßnahme soll einen möglichst tiefgreifenden Lernerfolg garantieren, ist aber auch mit einem nicht zu vernachlässigendem Organisationsaufwand verbunden.
Abb. 3: Grundkonzept des Bootcamp-Kurses (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Oliveira de Ribeiro)
Schnelle Entscheidung für das Bootcamp
Die Idee, diesen Kurs auch in Österreich anzubieten, entstand im Rahmen eines ESRU-Meetings in Prag im Februar 2022. Nach ersten Gesprächen mit Dr. Tiago Oliveira fällten wir rasch die Entscheidung, den Kurs noch in diesem Jahr anzubieten. Nach Kontaktaufnahme mit Prim. Univ.-Doz. Dr. Hruby war auch schnell klar, dass die ASU der richtige Rahmen für die Veranstaltung sein würde. Ein großer Dank gilt hier Frau Tomek von der ASU-Kongressorganisation.
Entscheidend war schlussendlich vor allem die Zusage von Olympus, uns mit den nötigen Trainingsstationen und dem erforderlichen Equipment zu unterstützen. Weitere Kursmaterialien wurden uns direkt von der EAU aus Amsterdam zugesandt oder von unseren Stammabteilungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich war kurzfristig die Firma Mediplus mit einer Trainingsstation zur suprapubischen Katheteranlage vor Ort.
Abb. 4: Laparoskopietrainingsstation. Links im Bild Trainer und Kursgründer Dr. Oliveira de Ribeiro
Zufriedene Teilnehmer
Schließlich konnten wir acht Assistenzärzt*innen im ersten oder zweiten Ausbildungsjahr eine Teilnahme ermöglichen. Dr. Oliveira von der ESU reiste persönlich aus Lissabon an und unterstützte uns in der Gesamtumsetzung sowie als Trainer. Aufgrund der kurzen Organisationszeit mussten wir kleinere organisatorische Kompromisse eingehen. So konnten wir heuer leider noch nicht bei jeder Station ein 1:1-Betreuungsverhältnis anbieten. Das Feedback von Trainern und Teilnehmer*innen war durchwegs positiv (siehe „Stimmen zum ESU Bootcamp“), sodass wir den Kurs mit aufgestocktem Kontingent und hoffentlich mit vielen motivierten Trainer*innen nächstes Jahr erneut anbieten und später dauerhaft in Österreich etablieren wollen.
Abb. 8: Die TUR-Stationen mit speziellen Modellen für die TUR-P und TUR-B
Literatur:
beim Verfasser