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Einfluss von Body-Mass-Index auf die Ergebnisse der Mini-PNL bei adipösen Patienten
Urologik
Autor:
Carsten Meßmer
Urologische Klinik München-Planegg
Autor:
OA Dr. Alexander Kaspin
Urologische Klinik München-Planegg<br> E-Mail: kaspin@ukmp.de
30
Min. Lesezeit
13.09.2018
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<p class="article-intro">Die Inzidenz von Nephrolithiasis ist bei adipösen Patienten erhöht. Da nicht alle gängigen Therapieoptionen auch für diese Patientenpopulation geeignet sind, haben wir den Einsatz der miniperkutanen Nephrolitholapaxie bei 652 Patienten in Relation zu ihrem Body-Mass-Index geprüft.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>Mit der Globalisierung steigt auch die Anzahl der übergewichtigen und fettleibigen Menschen weltweit an.<sup>1</sup> In den wohlhabenden „westlichen“ Ländern wie Deutschland sind sogar aktuell nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zwei Drittel der erwachsenen Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig.<sup>2</sup> Bewegungsmangel, fett- und zuckerreiche Ernährung sowie unzureichende Flüssigkeitszufuhr bedingen pathophysiologische Veränderungen wie Hyperurikämie, Insulinresistenz, Hypozitraturie, Hyperoxalurie und Hyperkalzämie,<sup>3</sup> die wiederum die Bildung von Nierensteinen begünstigen, sodass auch die Inzidenz der Nephrolithiasis zunimmt.<sup>4</sup></p> <h2>Verfügbare Therapieoptionen</h2> <p>Die gängigen und leitliniengerechten Therapieoptionen zur Steinsanierung sind jedoch nicht alle für übergewichtige und adipöse Patienten gleichermaßen geeignet und zeigen unterschiedliche Ergebnisse.<br /> So nimmt durch die Zunahme des viszeralen und subkutanen Fettgewebes und den daraus resultierenden vergrößerten Haut-Stein-Abstand die Steinfreiheitsrate bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) signifikant ab.<sup>5</sup> In unserem Patientenkollektiv zeigte sich, dass mit steigendem Body-Mass-Index die Patienten auch eine höhere Steinmasse aufwiesen, was den Einsatz der flexiblen Ureterorenoskopie (URS) limitiert. Die CROESStudie ergab, dass die Steinfreiheitsraten nach Ureterorenoskopie bei zunehmenden Steingrößen ebenfalls abnehmen.<sup>6</sup><br /> Lediglich bei der Mini-PNL gab es zwischen den einzelnen Subgruppen des Body-Mass-Index (BMI) keinen signifikanten Unterschied – sowohl in den Steinfreiheitsraten als auch bei den Komplikationen.</p> <h2>Vorteile der miniperkutanen Nephrolitholapaxie (Mini-PnL)</h2> <p>Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in erster Linie in der geringen Traumatisierung der Niere durch dünnlumige Instrumente. Darüber hinaus besteht ein Niederdrucksystem und somit kein Einschwemmungsrisiko. Das Ausspülen der Fragmente erfolgt passiv, sodass die Verwendung von Steinkörbchen nicht mehr erforderlich ist.</p> <h2>Ergebnisse und Komplikationsraten der Mini-PnL bei 652 Patienten in Relation zum Body-Mass-Index der Patienten</h2> <p>Von Jänner 2012 bis Dezember 2017 wurden in unserer Klinik 652 Patienten mit einer Mini-PNL behandelt. Die Patienten wurden nach BMI-Gruppen unterteilt (Tab. 1). Das Alter lag zwischen 14 und 88 Jahren. Die Steingröße reichte von 0,5cm bis zu einem Ausgussstein. Die mittlere Steingröße betrug 201mm<sup>2</sup>. Bei 47 Patienten wurde über mehrere Nephrostomiekanäle operiert (Abb. 1). Die durchschnittliche OP-Zeit lag bei 62 Minuten. Bei 35 Patienten war eine „Second look“-Endoskopie erforderlich. Eine interventionelle selektive Embolisation war bei 7 Patienten aufgrund einer AV-Fistel erforderlich. Der höchste BMI lag bei 47,9kg/m<sup>2</sup> (Abb. 2).<br /> Es gab keine signifikanten Unterschiede bezüglich der intraoperativen Zugänge und der Anzahl der postoperativen Komplikationen in den verschiedenen BMIGruppen. Insgesamt wurde eine Steinfreiheitsrate von 94,0 % erreicht. Die ausführlichen Ergebnisse sind in Tabelle 2 und 3 angeführt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s22_abb1_2.jpg" alt="" width="2154" height="786" /></p> <p> </p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s22_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="534" /></p> <p> </p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s22_tab2.jpg" alt="" width="1417" height="784" /></p> <p> </p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s22_tab3.jpg" alt="" width="1417" height="530" /></p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Der Body-Mass-Index hat keinen Einfluss auf die Steinfreiheitsrate und die Anzahl der Komplikationen bei Nierensteinbehandlung mittels Mini-PNL. Die Mini-PNL ist auch bei extrem adipösen Patienten ein sicheres und effektives Verfahren mit hoher Steinfreiheitsrate.</p></p>
<p class="article-footer">
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<p><strong>1</strong> Afshin A et al.: N Engl J Med 2017; 377: 13-27<strong> 2</strong> Robert Koch-Institut: Studie DEGS1, Erhebung 2008–2011. 2014 <strong>3</strong> Shavit L et al.: Nephrol Dial Transplant 2015; 30(4): 607- 13 <strong>4</strong> Goldfarb DS: Kidney Int 2003; 63(5): 1951-2 <strong>5</strong> Pareek G et al.: Urology 2005; 66(5): 941-4 <strong>6</strong> Skolarikos A et al.: J Urol 2015; 194(1): 137-43</p>
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