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Systemische Sklerose (SSc)

Neuer Risikoscore unterstützt die Diagnose einer Lungenbeteiligung

Eine Lungenbeteiligung bei Patienten mit systemischer Sklerose wird meist zu spät diagnostiziert – oft weil keine hochauflösende Computertomografie durchgeführt wird. Ein neuer Risikoscore könnte künftig die Diagnose erleichtern.

Eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) entwickelt sich bei den meisten Patienten mit systemischer Sklerose (SSc) und ist in bis zu 60% der Fälle für die Mortalität von SSc-Patienten verantwortlich. Als diagnostischer Goldstandard gilt die hochauflösende Computertomografie (HRCT), dennoch wird sie nicht immer standardmäßig beim Erstkontakt mit SSc-Patienten durchgeführt. „Unsere frühere Umfrage ergab, dass nur etwa 66% der Ärzte zum Zeitpunkt der Diagnose der systemischen Sklerose regelmäßig ein HRCT-Screening auf ILD durchführen, und dieser Prozentsatz sinkt bei Nachuntersuchungen drastisch auf weniger als 15%“, berichtete Dr. Cosimo Bruni, Universität Zürich, beim Kongress des ACR.1 Dies gab den Ausschlag für die Entwicklung eines Risikoscores für das Vorhandensein von ILD bei Patienten mit SSc, den ILD-RISC-Score.

13 Variablen wurden von den Forschern für die Identifizierung von SSc-ILD untersucht: Geschlecht, Alter, Krankheitsdauer ab dem ersten Nicht-Raynaud-Phänomen, Hautsubtyp, Vorhandensein von Ösophagussymptomen, aktuelle oder frühere digitale Ulzerationen, Arthritis, Rauchen, erhöhte Entzündungsmarker, NYHA-Klasse, positive SSc-Autoantikörper, forcierte Vitalkapazität (FVC) und die Messung des pulmonalen Transferfaktors für Kohlenmonoxid (DLCO) als Maß zur Abschätzung der Diffusionskapazität der Lunge.

Der Risikoscore für ILD wurde anhand der Ausgangsuntersuchungen von SSc-Patienten in 6 europäischen Referenzzentren mithilfe einer multivariablen logistischen Regression mit Backward Elimination entwickelt. Von den 780 eingeschlossenen Patienten wurden 533 (43% ILD) und 247 (48% ILD) nach dem Zufallsprinzip einer Ableitungs- und einer Validierungskohorte zugewiesen. In der Ableitungskohorte erreichte ein Risikoscore, der die Variablen FVC (%), DLCO (%), jemals aufgetretene digitale Ulzerationen, Alter und SSc-Autoantikörper einschloss, eine Odds-Ratio von 133,9 (95% CI: 53,4–335,9) für das Vorhandensein von ILD auf dem HRCT.

Dieser Score wurde dann in der Validierungs- und weiteren Längsschnittkohorten überprüft. Ein ILD-RISC-Score von ≥0,3 erreichte eine vergleichbare Präzision und Genauigkeit in den Ableitungs-, Validierungs- und Längsschnittkohorten mit einer Sensitivität von 85,6% und einer Spezifität von 53,6%.

Von den 819 Patienten mit negativem HRCT-Basisbefund entwickelten 170 (20,8%) während einer Nachbeobachtungszeit von 3,8±3Jahren eine ILD. Bei fast 50% der Besuche (n=914/1809) konnte auf eine HRCT korrekterweise verzichtet werden, wenn Patienten lediglich einen ILD-RISC-Score <0,3 aufwiesen.

„Wir empfehlen zwar nach wie vor, bei allen Patienten ein HRCT-Screening durchzuführen, wenn es verfügbar ist und die Patienten bereit sind, sich ihm zu unterziehen, um keinen Patienten mit ILD zu übersehen. In Situationen, in denen die Untersuchung jedoch nicht zur Verfügung steht, unterstützt unser ILD-RISC-Score Ärzte, diese Komplikation zu erkennen. Vor allem aber kann er helfen zu entscheiden, wann HRCTs bei der Nachsorge angeordnet werden sollten“, erklärte Dr. Bruni.



Rituximab: eine therapeutische Alternative zu ­Cyclophosphamid bei ILD

Die beim ACR-Kongress in einer Plenarsitzung vorgestellten Ergebnisse der ­RECITAL-Studie zeigen, dass Rituximab ähnlich effektiv bei der Behandlung einer ILD im Rahmen einer Bindegewebserkrankung ist wie Cyclophosphamid, doch bei SSc auch den Hautbefund verbessert.2 In RECITAL wurden Patienten mit diversen Bindegewebserkrankungen und ILD eingeschlossen und 48 Wochen lang mit Rituximab oder Cyclophosphamid behandelt. Beide Arzneimittel konnten die FVC in der Gesamtpopulation vergleichbar stabilisieren. Dasselbe galt für die Untergruppe der Patienten mit SSc, doch im Gegensatz zu Cyclophosphamid besserte sich durch Rituximab auch die dermale Sklerose (erhoben im Rodnan-Skin-Score). „Bei Patienten mit SSc sahen wir kaum einen Behandlungseffekt mit Cyclophosphamid. Dagegen besserte sich bei Rituximab der Hautbefund nach 12, 24 und 38 Wochen signifikant. Daher sollte Rituximab als Alternative zu Cyclophosphamid bei der Behandlung von Patienten mit ILD betrachtet werden“, erklärte Dr. Toby Maher, University of Southern California, Los Angeles, bei der Studienvorstellung.

1 Bruni M et al.: Developing a screening tool for the detection of interstitial lung disease in systemic sclerosis: the ILD-RISC risk score. Poster 0546, ACR Convergence 2022, 10.–14. November 2022, Philadelphia 2 Maher T et al.: Rituximab versus cyclophosphamide for the treatment of connective tissue disease associated interstitial lung disease (RECITAL): a sub-group analysis of a multi-centre randomised controlled trial. Abstract 0003, ACR Convergence 2022, 10.–14. November 2022, Philadelphia

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