
Neue Therapiemöglichkeiten für PMR und JIA am Horizont
Bericht:
Dr. Susanne Kammerer
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Wie jedes Jahr war die Late-Breaker-Sitzung des EULAR-Kongresses auch 2022 sehr gut besucht, erlaubt sie doch einen Einblick in die Zukunft der Rheumatologie. Highlights in diesem Jahr waren positive Phase-III-Studienergebnisse für die Behandlung der Polymyalgia rheumatica (PMR) und der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA). Besonders bei Letzterer erfüllt sich vielleicht die Hoffnung auf eine wirksame und verträgliche orale Therapieoption.
Die Wirksamkeit von Sarilumab bei PMR wurde in der Phase-III-Studie SAPHYR untersucht.1 Zu den Einschlusskriterien gehörten ein Alter von ≥50 Jahren und mindestens ein PMR-Schub innerhalb von 12 Wochen vor dem Studienscreening bei einer bestehenden Medikation von ≥7,5mg Prednisolon.
Die 118 Studienteilnehmer wurden randomisiert in zwei Studienarme unterteilt. In einer Gruppe erhielten die Patienten ein Placebo und parallel wurde das Glukokortikoid (GK) über 52 Wochen ausgeschlichen. In der anderen Gruppe wurde alle 2 Wochen Sarilumab 200 mg verabreicht und zusätzlich ein Ausschleichen des GK über 14 Wochen durchgeführt. Definitionsgemäß entsprach der primäre Endpunkt in Woche 52 dem Anteil der Patienten, die eine anhaltende Remission erreichten. Diese beinhaltete eine Krankheitsremission in Woche12, ein Ausbleiben von PMR-Schüben, eine Normalisierung des C-reaktiven Proteins und eine Adhärenz im Hinblick auf die GK-Reduktion in den Wochen 12 bis 52.
„Die mediane Anzahl der Krankheitsschübe pro Patient lag bei 2 und war in beiden Gruppen gleich, und viele der Patienten hatten zuvor eine Immunsuppression erhalten“, kommentierte Prof. Dr. Bhaskar Dasgupta, Anglia Ruskin Universität, East Anglia (UK), die Ausgangsdaten der Studienpopulation. Zudem waren die SAPHYR-Patienten circa 70 Jahre alt und mehrheitlich weiblich.
Die Auswertung ergab einen statistisch signifikanten Unterschied im Erreichen einer anhaltenden Remission zwischen Sarilumab (28,3%) und Placebo (10,3%, p=0,0193. Prof. Dasgupta wies zusätzlich darauf hin, dass auch alle Einzelkomponenten innerhalb der Definition der anhaltenden Remission in der Sarilumabgruppe besser ausfielen als in der Kontrollgruppe. Auch die Zeit bis zum ersten Krankheitsschub und das Risiko für einen Krankheitsschub unterschieden sich signifikant zugunsten von Sarilumab im Vergleich zum Placebo (Hazard-Ratio: 0,56).
Ein weiterer Vorteil der Sarilumabtherapie, den die Wissenschaftler bereits beim Design von SAPHYR vermutet hatten, war der höhere Bedarf an Glukokortikoiden in der Placebogruppe. Beim Vergleich zwischen dem median erwarteten und dem tatsächlichen GK-Verbrauch ergab sich eine Differenz von 199,3mg im Vergleich der Verum- mit der Placebogruppe (p=0,0189). Prof. Dasgupta schrieb diesen Unterschied dem häufigeren Auftreten von Schüben in der Placebogruppe zu. „Das Sicherheitsprofil von Sarilumab stimmte mit dem bekannten Profil des Medikaments überein“, betonte Dasgupta zum Abschluss.
JAK-Hemmer überzeugt bei JIA
„Unsere Patienten und Eltern haben auf orale Alternativen zu injizierbaren Arzneimitteln gewartet, und die JAK-Inhibitoren kommen zur richtigen Zeit“, sagte Prof. Dr. Athimalaipet Ramanan, Bristol Medical School (UK). Er berichtete über Phase-III-Ergebnisse zur Baricitinibtherapie bei JIA.2 Gemäß Studiendesign erhielten in den ersten 12 Wochen alle 220 eingeschlossenen Patienten (Alter im Mittel 13,3 Jahre) eine altersadaptierte Äquivalenzdosis zu 4mg Baricitinib.
Nach Woche 12 schloss sich bis Woche 44 eine randomisierte, doppelblinde Entzugsphase an: Die 163 (76,3%) JIA-ACR30-Responder wurden nun entweder auf ein Placebo umgestellt oder weiterhin mit Baricitinib therapiert. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Ansprechraten für JIA-ACR50 bei 63,5% und für JIA-ACR70 bei 46,1%.
In der Doppelblindphase der Studie lag der Fokus auf der Inzidenz von JIA-Schüben. Im Ergebnis erlebten signifikant weniger Patienten in der Baricitinibgruppe (17,1%) eine solche Krankheitsverschlechterung als bei den Teilnehmern im Placeboarm (50,6%). Zusätzlich war unter Verum auch die Zeit bis zum Schub signifikant länger: Hazard-Ratio 0,24 (p<0,001).
„Natürlich ist die Sicherheit bei jedem Arzneimittel wichtig, aber bei pädiatrischen Patienten ist sie noch wichtiger“, betonte Prof. Ramanan. Alles in allem waren die unerwünschten Wirkungen unter Baricitinib innerhalb der Studie konsistent mit den bereits bekannten Ereignissen aus anderen Untersuchungen. Konkret kam es in der ersten Phase bei weniger als 1% zu einem Studienabbruch aufgrund von Nebenwirkungen. In der Doppelblindphase traten therapiebedingte Nebenwirkungen unter Baricitinib bei 65,9% und unter Placebo bei 46,9% auf, wovon 4,9% und 3,7% als schwer eingestuft wurden.
„Dies sind sehr interessante Ergebnisse für unsere Patienten sowie die Eltern und Familien von Kindern mit JIA: einen wirksamen oralen JAK1/2-Wirkstoff für die Behandlung zu haben“, so Ramanan.
Quellen:
1 Dasgupta B et al.: LB0006, EULAR 2022, Kopenhagen
2 Ramanan A et al.: LB0002, EULAR 2022, Kopenhagen
Das könnte Sie auch interessieren:
Bedeutung pulmonaler Symptome zum Zeitpunkt der Erstdiagnose
Bei der Erstdiagnose von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen können bereits pulmonale Symptome vorliegen, dies muss jedoch nicht der Fall sein. Eine Studie des Rheumazentrums Jena hat ...
Betroffene effektiv behandeln und in hausärztliche Betreuung entlassen
Bei bestimmten Patientinnen und Patienten mit Gicht ist eine rheumatologisch-fachärztliche Betreuung sinnvoll. Eine im August 2024 veröffentlichte S3-Leitlinie zur Gicht macht deutlich, ...
Gezielte Therapien bei axSpA – und wie aus ihnen zu wählen ist
Nachdem 2003 der erste TNF-Blocker zugelassen wurde, existiert heute für die röntgenologische (r-axSpA) und die nichtröntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) eine ganze Reihe ...