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Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern und Jugendlichen – häufiger als man denkt

<p class="article-intro">Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind mittlerweile aus dem kinderpsychiatrischen Berufsalltag nicht mehr wegzudenken und haben auch an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und Bedeutung erheblich gewonnen. Die Symptomatik variiert von klassisch autistischen Symptomen bis hin zu subtileren Defiziten der sozialen Kommunikation und Interaktion, insbesondere bei Mädchen ist die Diagnostik häufig noch komplexer. Der Früherkennung und Frühintervention kommt eine zentrale Bedeutung für den Verlauf der ASS zu.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Autismus-Spektrum-St&ouml;rungen (ASS) sind komplexe St&ouml;rungsbilder, die von Geburt an bestehen und sich im Laufe der Entwicklung in vielf&auml;ltiger Form zeigen.</li> <li>Immer zeigen sich Beeintr&auml;chtigungen in der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie ein Muster stereotyper und eingeschr&auml;nkter Interessen und Verhaltensweisen.</li> <li>H&auml;ufig bestehen begleitende somatische und psychiatrische St&ouml;rungen, die teilweise erheblichen Einfluss auf das Funktionsniveau und den Verlauf haben.</li> <li>Genetische und neurobiologische Faktoren tragen massgeblich zur Entstehung bei, der sozialen Motivation kommt bereits im fr&uuml;hen Kindesalter eine zentrale Bedeutung zu.</li> <li>Fr&uuml;hzeitige Diagnostik und spezifische therapeutische Ans&auml;tze k&ouml;nnen den weiteren Verlauf nachhaltig positiv beeinflussen.</li> <li>Die Symptomatik zeigt sich bei M&auml;dchen h&auml;ufig subtiler und sie werden h&auml;ufig erst sp&auml;ter diagnostiziert.</li> </ul> </div> <h2>Zum Begriff Autismus-Spektrum</h2> <p>Der Begriff &laquo;Autismus&raquo; beschreibt urspr&uuml;nglich ein Verhalten des R&uuml;ckzugs von der sozialen Umwelt. Die Erstbeschreiber autistischer St&ouml;rungen im eigentlichen Sinne, Leo Kanner<sup>1</sup> und Hans Asperger<sup>2</sup>, verwendeten den Begriff Autismus f&uuml;r Kinder mit schweren Interaktions- und Kommunikationsst&ouml;rungen. Bis zur Einf&uuml;hrung des Konzeptes der tiefgreifenden Entwicklungsst&ouml;rungen Ende der 1970er- Jahre z&auml;hlte Autismus zu den schizophrenen Erkrankungen.<br /> In der aktuell (noch) g&uuml;ltigen deutschen Version der ICD-10<sup>3</sup> z&auml;hlen autistische St&ouml;rungen zur Gruppe der tiefgreifenden Entwicklungsst&ouml;rungen. Vier diagnostische Unterkategorien geh&ouml;ren zu den autistischen St&ouml;rungen im engeren Sinne, wobei die Unterscheidungskriterien sich haupts&auml;chlich auf Unterschiede der Sprach- und kognitiven Entwicklung sowie die Symptomauspr&auml;gung in den drei diagnostischen Bereichen beziehen. Der fr&uuml;hkindliche Autismus und das Asperger-Syndrom unterscheiden sich haupts&auml;chlich durch eine unauff&auml;llige Sprachentwicklung und eine mindestens durchschnittliche Intelligenz beim Asperger-Syndrom. Das Intelligenzniveau beim fr&uuml;hkindlichen Autismus reicht dagegen von der Intelligenzminderung bis hin zur durchschnittlichen Intelligenz. Beim atypischen Autismus liegt entweder das Erkrankungsalter nach dem 3. Lebensjahr und/oder die Symptomatik ist nicht in allen diagnoserelevanten Bereichen ausreichend ausgepr&auml;gt vorhanden.<br /> Die nicht n&auml;her bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsst&ouml;rung ist dem atypischen Autismus &auml;hnlich, die Symptomatik ist aber in der Regel weniger stark ausgepr&auml;gt und die Kriterien sind vager definiert.<br /> Die den ICD-10-Kategorien zugrunde liegende Konzeptionalisierung ist in den letzten Jahren weitgehend abgel&ouml;st worden durch den Begriff der Autismus-Spektrum- St&ouml;rungen (ASS), sowohl in der klinischen Praxis wie auch in der Forschung. Im DSM-5<sup>4</sup> haben die ASS die bisherige Einteilung abgel&ouml;st (Tab. 1). Kommunikation und soziale Interaktion werden aufgrund ihrer inhaltlichen &Uuml;berlappung zu einem Symptombereich zusammengefasst, der zweite Symptombereich umfasst die repetitiven Verhaltensweisen und eingeschr&auml;nkten Interessen. Das Alterskriterium ist etwas weiter gefasst, der Beginn der Symptome liegt in der fr&uuml;hen Kindheit. Dennoch werden die Schwierigkeiten oft erst dann manifest, wenn die sozialen Anforderungen die eingeschr&auml;nkten Kapazit&auml;ten &uuml;bersteigen, z.B. bei Schuleintritt oder teilweise noch sp&auml;ter. Auch im Laufe der Entwicklung gelernte Kompensationsstrategien (z.B. das &Uuml;ben von Blickkontakt w&auml;hrend sozialer Interaktionen) k&ouml;nnen die Symptome bis zu einem gewissen Grade maskieren. N&auml;here Spezifizierungen der ASS sind anhand des Intelligenzniveaus, der Sprachentwicklung und assoziierter genetischer oder anderer k&ouml;rperlicher Erkrankungen m&ouml;glich. Sowohl die Beeintr&auml;chtigung des psychosozialen Funktionsniveaus der Betroffenen als auch eine Unterteilung in drei Schweregrade sind Pr&auml;zisierungen, die erstmals im DSM-5 erg&auml;nzt wurden. In der k&uuml;rzlich erschienenen 11. Version der ICD<sup>5</sup> wurde diese Einteilung entsprechend &uuml;bernommen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Neuro_1804_Weblinks_lo_neuro_1804_s39_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="679" /></p> <h2>Klinische Erscheinungsbilder</h2> <p>Als Entwicklungsst&ouml;rungen sind ASS in ihren Erscheinungsformen immer auch gepr&auml;gt von entwicklungsphasenabh&auml;ngigen Besonderheiten. ASS beginnen im fr&uuml;hen Kindesalter &ndash; wenngleich sich die Symptomatik auch erst sp&auml;ter, dann typischerweise mit Beginn des Kindergartens oder der Primarschule, zeigen kann &ndash;, bestehen aber zeitlebens.<sup>6</sup> Dabei wird davon ausgegangen, dass die Beeintr&auml;chtigungen nicht einfach zeitliche Verz&ouml;gerungen im Erwerb dieser Fertigkeiten darstellen, sondern qualitative Abweichungen.<br /> Mit einer Pr&auml;valenz von ca. 1 % der Bev&ouml;lkerung<sup>7, 8</sup> z&auml;hlen die ASS zu den h&auml;ufigeren kinderpsychiatrischen St&ouml;rungen. Das Geschlechterverh&auml;ltnis betr&auml;gt ca. 2&ndash;3:1 zugunsten des m&auml;nnlichen Geschlechts und ist damit im Vergleich zu fr&uuml;heren Annahmen (ca. 7&ndash;8:1) bei M&auml;dchen deutlich h&auml;ufiger als fr&uuml;her angenommen.<br /> Neben einer Zunahme an Risikofaktoren und damit einer angenommenen tats&auml;chlichen Erh&ouml;hung der H&auml;ufigkeit seit dem Jahr 2000 werden hierf&uuml;r auch die Erweiterung der diagnostischen Kriterien, die bessere diagnostische Erfassung auch leichterer St&ouml;rungsauspr&auml;gungen sowie die h&ouml;here Sensibilit&auml;t von Eltern und Fachpersonen verantwortlich gemacht.<sup>9, 10</sup><br /> Wie schon von Kanner beschrieben, besteht das zentrale Merkmal der ASS in &uuml;bergreifenden Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen. Diese betreffen Defizite der sozio-emotionalen Wechselseitigkeit im Kontakt (Konversation, geteilte Aufmerksamkeit und Freude mit anderen), in der nonverbalen Kommunikation (Gestik, Mimik, Blickkontakt) und im Aufbauen, Aufrechterhalten und Verstehen sozialer Beziehungen. Die Auspr&auml;gung der Schwierigkeiten in den einzelnen Symptombereichen entspricht wiederum einem Spektrum. So reichen beispielsweise die Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen von sozialer Unbeholfenheit, das Verhalten unterschiedlichen sozialen Kontexten anzupassen und angemessen zu reagieren, bis hin zu einem v&ouml;lligen Fehlen eines sozialen Interesses am Gegen&uuml;ber. Eingeschr&auml;nkte und repetitive Verhaltensweisen, Interessen und Aktivit&auml;ten umfassen repetitive Verwendung von Objekten, sprachliche oder motorische Stereotypien (Aufreihen von Gegenst&auml;nden, Echolalie, stereotype Formulierungen, Manierismen), weiter ein zwanghaftes Festhalten an gleichbleibenden Routinen und Ritualen. H&auml;ufig besteht Interesse an hochgradig spezifischen Themen oder Objekten. Sensorische &Uuml;ber- oder Unterempfindlichkeiten und sensorische Interessen betreffen Ger&uuml;che, Ger&auml;usche, Lichtquellen, Texturen, Ber&uuml;hrung sowie Temperatur- und Schmerzempfinden.<br /> Es ist wichtig zu ber&uuml;cksichtigen, dass Kinder mit ASS h&auml;ufig Kontakt zu anderen Menschen haben m&ouml;chten und auch aufnehmen, dass sie dies aber oft auf eine unangemessene Weise tun, die unbeholfen, teilweise schroff oder auch distanzlos wirken kann. Wie bei allen autistischen Symptomen geht es nicht prim&auml;r um die Quantit&auml;t, sondern vielmehr auch um die Qualit&auml;t, also um das &laquo;Wie&raquo; und nicht nur das &laquo;Ob&raquo;.</p> <h2>ASS &ndash; und sonst noch?</h2> <p>ASS treten geh&auml;uft mit weiteren somatischen und/oder psychiatrischen Auff&auml;lligkeiten auf. Intelligenzminderungen liegen bei ca. der H&auml;lfte der von ASS Betroffenen vor. Begleitende psychiatrische St&ouml;rungen wie ADHS, depressive St&ouml;ungen und Angstst&ouml;rungen sowie Zwangsst&ouml;rungen treten bei ASS-Betroffenen mit 50&ndash;80 % wesentlich h&auml;ufiger auf als in der Normalbev&ouml;lkerung.<sup>11, 12</sup> F&uuml;r das famili&auml;re Umfeld k&ouml;nnen insbesondere fremd- und/oder autoaggressive Verhaltensweisen herausfordernd sein sowie auch ausgepr&auml;gte Schlafst&ouml;rungen und selektives Essverhalten (zum Beispiel reduziert auf Essen einer bestimmten Konsistenz oder Farbe). Das Risiko f&uuml;r epileptische Anf&auml;lle ist erh&ouml;ht. Der Verlauf und damit vielfach auch das Ausmass der notwendigen Unterst&uuml;tzung h&auml;ngen somit nicht nur von Auspr&auml;gung und Schweregrad der autistischen Symptomatik sowie den kognitiven und sprachlichen Fertigkeiten ab, sondern massgeblich auch von den vorhandenen Begleitst&ouml;rungen, die in der Behandlung ggf. vorrangig sein k&ouml;nnen. Der Verlauf ist prinzipiell chronisch, eine bedeutsame Verbesserung der Symptomatik ist aber m&ouml;glich. Vielfach geht es jedoch eher um Anpassung an die soziale Umgebung und auch seitens der Umgebung als um die Behandlung von Symptomen. Trotz individueller Verbesserungen ben&ouml;tigt &uuml;ber die H&auml;lfte der Menschen mit ASS auch im Erwachsenenalter zus&auml;tzliche Unterst&uuml;tzung.<sup>13</sup></p> <h2>Neuropsychologie</h2> <p>Komplexe mentale F&auml;higkeiten, wie u.a. das Mentalisieren und die &laquo;theory of mind&raquo;, also die F&auml;higkeit zur Interpretation des eigenen Verhaltens und des Verhaltens anderer durch Zuschreibung mentaler Zust&auml;nde,<sup>14, 15</sup> sind f&uuml;r das Gelingen von zwischenmenschlicher Kommunikation und zur Gestaltung von Beziehungen unerl&auml;sslich, und ihre Entwicklung ist bei ASS beeintr&auml;chtigt.<sup>16</sup> Baron-Cohen pr&auml;gte den Begriff der &laquo;mindblindness&raquo;, was so viel bedeutet wie die Unf&auml;higkeit, ein Bewusstsein von dem zu entwickeln, was sich im Kopf eines anderen Menschen abspielt. Dabei gelten die fr&uuml;hen Mentalisierungsdefizite als spezifisch f&uuml;r Autismus,<sup>17</sup> w&auml;hrend ein sp&auml;teres Auftreten mit verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen vergesellschaftet sein kann, u.a. mit Schizophrenie. Neben diesen Defiziten der Mentalisierungsentwicklung scheinen soziale Reize, die in der Regel intuitiv gesucht und interpretiert werden, f&uuml;r Menschen mit ASS nicht die gleiche Relevanz zu haben wie f&uuml;r Personen ohne eine solche St&ouml;rung, was schon bei sehr jungen Kindern festgestellt werden kann.<sup>18</sup> Durch die mangelnde Orientierung an sozialen Reizen lernen sie schlechter, die Reize angemessen zu interpretieren und darauf zu reagieren, sie k&ouml;nnen ihr Verhaltensrepertoire weniger gut ausbauen, sodass im Laufe der Entwicklung die Diskrepanz zu anderen Menschen diesbez&uuml;glich immer gr&ouml;sser wird.</p> <h2>&Auml;tiologie und (Fr&uuml;h-)Diagnostik</h2> <p>In der komplexen &Auml;tiologie von ASS f&uuml;hren genetische sowie epigenetische Faktoren und Umweltrisikofaktoren zu einer atypischen Gehirn- und Verhaltensentwicklung, die sich dann in einer ver&auml;nderten Interaktion zwischen dem Kind und seiner Umwelt &auml;ussert.<sup>10, 18, 19</sup> Dawson betont die Wechselwirkung von Gehirnentwicklung, Verhalten und Umweltfaktoren, die im Sinne eines kumulativen Risikos die Entstehung und Auspr&auml;gung von ASS beeinflussen.<br /> Die Diagnose wird klinisch, d.h. anhand der beschriebenen Symptome und des beobachtbaren Verhaltens, gestellt und mithilfe standardisierter diagnostischer Instrumente (u.a. ADOS-2, ADI-R) strukturiert erfasst. Je j&uuml;nger das Kind ist, desto schwieriger ist die eindeutige diagnostische Einordnung der in diesem Lebensalter oft noch unspezifischen Zeichen. Eine zuverl&auml;ssige Diagnosestellung ist ab einem Entwicklungsalter von 24 Monaten m&ouml;glich.<sup>20</sup> Retrospektiv berichten viele Eltern, dass sie bereits sehr fr&uuml;h subtile Zeichen einer auff&auml;lligen Entwicklung beobachtet haben. So sind beispielsweise ein fehlender oder eingeschr&auml;nkter Blickkontakt, ein fehlendes Interesse an gemeinsamem Spiel, kaum Freude bei sozialer Interaktion, fehlende Reaktion auf den Namen und repetitives Spiel wichtige Fr&uuml;hsymptome.<sup>21</sup><br /> Zur Diagnostik geh&ouml;rt weiterhin die Erfassung des Intelligenzniveaus sowie eine neurop&auml;diatrische Diagnostik zum Ausschluss zugrunde liegender neurologischer St&ouml;rungen. Neben der Autismusspezifischen Diagnostik sollten immer auch m&ouml;gliche weitere psychopathologische Symptome erfasst werden, die entweder differenzialdiagnostisch relevant sind oder im Sinne einer begleitenden St&ouml;rung den Verlauf und das klinische Erscheinungsbild beeinflussen k&ouml;nnen.<sup>22, 23</sup><br /> Die Diagnostik gestaltet sich bei M&auml;dchen h&auml;ufig besonders komplex. Zwar hat sich das Geschlechterverh&auml;ltnis relativiert, aber M&auml;dchen sind wahrscheinlich auch heute noch unterdiagnostiziert. Sie sind meist sozial angepasster und zur&uuml;ckgezogener als gleichaltrige Jungen mit ASS, kompensieren soziale Defizite im Verlauf leichter durch Beobachten und Imitieren und fallen somit weniger h&auml;ufig durch unangemessenes Verhalten auf. Nicht selten, insbesondere im hochfunktionalen Bereich, wird eine Diagnose erst im Jugend- oder sogar jungen Erwachsenenalter gestellt.<sup>10, 24</sup></p> <h2>Fr&uuml;hintervention</h2> <p>In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Anzahl intensiver Fr&uuml;hinterventionsprogramme vervielfacht. Inzwischen wird sogar von pr&auml;ventiven Ans&auml;tzen gesprochen, die die Ausbildung des autistischen Vollbildes evtl. sogar verhindern k&ouml;nnen, wenn Interventionen fr&uuml;h genug und ausreichend intensiv eingesetzt werden, um die bei Kleinkindern noch sehr grosse Neuroplastizit&auml;t des Gehirns zu nutzen.<sup>19</sup> Evidenzbasierte Empfehlungen umfassen eine Kombination von intensiven verhaltenstherapeutischen und entwicklungsorientierten Interventionen, die so fr&uuml;h wie m&ouml;glich nach Diagnosestellung (d.h. m&ouml;glichst in den ersten 4 Lebensjahren) und mit hoher Intensit&auml;t (d.h. mindestens 20 Stunden pro Woche) durchgef&uuml;hrt werden sollten, um bedeutsame Ver&auml;nderungen erzielen und den langfristigen Krankheitsverlauf nachhaltig positiv beeinflussen zu k&ouml;nnen.<sup>25, 26</sup> Wichtige Ziele sind neben der Verbesserung der autistischen Kernsymptomatik die Verbesserung der sozialen Integration der betroffenen Kinder in allt&auml;gliche Lebensbez&uuml;ge (Kindergarten, Schule, sp&auml;ter auch Berufst&auml;tigkeit) und die Ressourcenst&auml;rkung der anderen Familienmitglieder. Inhaltlich werden insbesondere fr&uuml;he Vorl&auml;ufer sozialer Kommunikation wie gemeinsame Aufmerksamkeit, Imitation und Symbolspiel fokussiert. Der Einbezug der Eltern in die Intervention gilt als zentral, daher spielen famili&auml;re Ressourcen und &Uuml;berzeugungen eine ebenso wichtige Rolle f&uuml;r den Therapieerfolg wie die Intervention selbst. Die Passung zwischen Therapieform und der jeweiligen Familie ist also wesentlich, und wir wissen heute noch zu wenig, welche Therapieform f&uuml;r welches Kind am besten wirkt und warum.<br /> In diesem Sinne ist auch das schweizweite Pilotprojekt des Bundesamtes f&uuml;r Sozialversicherung hoch bedeutsam. Im Zeitraum zwischen Januar 2014 und Dezember 2018 erfolgte im Rahmen dieses Projektes eine anteilige Finanzierung der intensiven Fr&uuml;hinterventionsangebote von sechs Zentren in der Schweiz (Universit&auml;re Psychiatrische Kliniken Basel &ndash; FIASZentrum; Universit&auml;ts-Kinderspital Basel und Autismuszentrum &ndash; GSR Aesch; Psychiatrische Universit&auml;tsklinik Z&uuml;rich; Universit&eacute; de Gen&egrave;ve, Office M&eacute;dico-P&eacute;dagogique; Ente Ospedalerio Cantonale, Locarno). Anl&auml;sslich des letztj&auml;hrigen europ&auml;ischen Kinderpsychiatriekongresses in Genf (ESCAP) haben wir erste Ergebnisse vorgestellt, die sowohl eine signifikante Reduktion des Schweregrades der autistischen Kernsymptome als auch eine Verbesserung der kommunikativen Alltagsfertigkeiten und des kognitiven Profils gezeigt haben.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kanner L: Autistic disturbances of affective contact. Nervous Child 1943; 2: 217-50 <strong>2</strong> Asperger H: Die &laquo;Autistischen Psychopathen &raquo; im Kindesalter. Archiv f&uuml;r Psychiatrie und Nervenkrankheiten 1944; 117: 76-136 <strong>3</strong> World Health Organization (WHO): The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders. Clinical descriptions and guidelines. WHO, Geneva 2013 <strong>4</strong> American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5<sup>th</sup> edition, 2013 <strong>5</strong> World Health Organization ( WHO): The International classification of diseases for mortality and morbidity statistics 11<sup>th</sup> Revision. WHO Geneva 2018 <strong>6</strong> Frith U: Autism. Explaining the Enigma (second ed.). Blackwell Publishing 2003 <strong>7</strong> Baird G et al.: Prevalence of disorders of the autism spectrum in a population cohort of children in South Thames. Lancet 2006; 368: 210-5 <strong>8</strong> Posserud M et al.: The prevalence of autism spectrum disorders: impact of diagnostic instrument and non-response bias. Soc Psychiatr Psychiatr Epidemiol 2010; 45: 319-27 <strong>9</strong> Williams J et al: Systematic review of prevalence studies of autism spectrum disorders. Archives of Disease in Childhood 2006; 91: 8-15 <strong>10</strong> Lai MC et al: Autism. 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J Child Psychol Psychiatry 2011; 52: 631-44 <strong>17</strong> Chung YS et al.: A meta-analysis of mentalizing impairments in adults with schizophrenia and autism spectrum disorder. Schizophr Bull 2013; published online May 17 <strong>18</strong> Dawson G.: Early behavioral intervention, brain plasticity, and the prevention of autism spectrum disorder. Dev Psychopathol 2008; 20: 775-803 <strong>19</strong> Levy SE et al.: Autism. Lancet 2009; 374: 1627-38 <strong>20</strong> DGKJP: Interdisziplin&auml;re S3-Leitlinie der DGKJP und der DGPPN sowie der beteiligten Fachgesellschaften, Berufsverb&auml;nde und Patientenorganisationen: Autismus-Spektrum-St&ouml;rungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Stand: 04/2016 <strong>21</strong> Wetherby A, Woods J: Systematic observation of red flags for autism spectrum disorders in young children. Unpublished manual 2002; Florida State University, Tallahasee, FL <strong>22</strong> Schmeck K, Felder W: Stellungnahme der Schweizerischen Gesellschaft f&uuml;r Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie (SGKJPP) zu Fr&uuml;hinterventionen bei Autismus-Spektrum-St&ouml;rungen 2013; SGKJPP, Bern <strong>23</strong> Schmeck K et al.: Fr&uuml;hinterventionen bei Autismus- Spektrum-St&ouml;rungen. Psychiatrie und Neurologie 2014; 2: 27-31 <strong>24</strong> Dworzynski K et al.: How different are girls and boys above and below the diagnostic threshold for autism spectrum disorders? JAACAP 2012; 51: 788-97 <strong>25</strong> Reichow B, Wolery M: Comprehensive synthesis of early intensive behavioral interventions for young children with autism based on the UCLA young autism project model. J Autism Dev Disord 2009; 39: 23-41 <strong>26</strong> Zwaigenbaum L et al.: Early intervention for children with autism spectrum disorder under 3 years of age: recommendations for practice and research. Pediatrics 2015; 136: 60-81</p> </div> </p>
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