
Hohe Zahl an Krankenstandstagen durch chronischen Husten
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Eine schwedische Kohortenstudien zeigt, dass rund 20% der vermeintlich gesunden Normalbevölkerung unter chronischem Husten leiden und dadurch in ihrer Produktivität deutlich eingeschränkt werden.
Chronischer Husten wurde erst im Vorjahr durch die Veröffentlichung der ersten ERS-Leitlinie zu diesem Thema als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, ist weit verbreitet und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Chronischer, refraktärer Husten hat nach aktuellem Verständnis in den allermeisten Fällen seine Ursache in einer Hypersensitivität des Nervus Vagus gegenüber unterschiedlichen Stimuli und ist nicht zwingend das Symptom einer anderen Erkrankung. Damit ist chronischer, refraktärer Husten eine eigenständige Diagnose und Erkrankung, die sich in unterschiedlichen Phänotypen manifestieren kann. Betroffen sind mehrheitlich Frauen im mittleren Lebensalter. Adipositas und Reizdarm-Syndrom sind häufig mit chronischem, refraktärem Husten assoziiert. Angesichts der nach wie vor sehr dünnen Evidenzlage zu diesem Krankheitsbild tragen die meisten Empfehlungen der ERS-Leitlinie den Disclaimer „conditional recommendation, very low quality evidence“.
Die Folgen können schwerwiegend sein, mit sozialer Belastung, Inkontinenz und fallweise sogar Synkopen. Manche Patienten sind so schwer betroffen, dass sie in spezialisierten Zentren behandelt werden. Diese Patienten sind auch von soziökonomischen Krankheitsfolgen, wie zum Beispiel einer hohen Zahl von Krankenstandstagen betroffen. Eine schwedische Studie untersuchte nun, in welchem Ausmaß chronischer Husten in der Allgemeinbevölkerung zu Abwesenheit vom Arbeitsplatz führt.1
Für die Studie wurden Daten aus der RHINE-III-Kohorte, einer multizentrischen, in der nordeuropäischen Normalbevölkerung mittels Fragebögen durchgeführten Studie mit mehr als 13000 Teilnehmern analysiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten detaillierte Fragen zu respiratorischen Symptomen, Abwesenheit vom Arbeitsplatz sowie Komorbiditäten. Sieben Prozent der Teilnehmer (n=917) gaben an, unter trockenem Husten zu leiden. Von produktivem, chronischem Husten waren neun Prozent (n=1260) betroffen. Als Referenzgruppe wurden Teilnehmer ohne chronischen Husten herangezogen (n=11323).
Trockener Husten war häufiger mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert. Hinsichtlich Alter, BMI und Raucher-Status unterschieden sich die Geschlechter nicht. Produktiver Husten war häufiger bei Rauchern und mit höherem BMI assoziiert. Auch das Bildungsniveau korrelierte mit der Form des Hustens. Ein hoher Bildungsabschluss wurde von 47% der Befragten ohne Husten, 51% mit trockenem Husten und 41% mit produktivem Husten angegeben. Die Unterschiede waren signifikant (p<0,02 für alle Vergleiche).
Studienteilnehmer mit chronischem Husten hatten häufiger mehr als sieben Tage Krankenstand im Jahr als Studienteilnehmer ohne chronischen Husten. Konkret lagen die Zahlen für „keinen Husten“, „trockenen Husten“ und „produktiven Husten“ bei 14%, 21% und 26%. Damit ergab sich für den Vergleich „trockener Husten“ vs. „kein Husten“ ein um 60% erhöhtes Risiko (OR 1,6; 95% CI 1,4-1,9) und für „kein Husten“ vs. „produktiver Husten“ mehr als eine Verdoppelung des Risikos (OR 2,1; 95% CI 1,8-2,4). Dieses Muster blieb konsistent wenn bezüglich Geschlecht, Asthma, Rhinitis und Reflux adjustiert wurde. Die Autoren betonen, dass in ihrer Kohorte fast jeder fünfte Teilnehmer von chronischem Husten betroffen ist und dass sich die hohe Zahl an Krankenstandstagen nicht durch Komorbiditäten erklären lässt.
Literatur:
1 Johansson H et al.: Socioeconomic impact of chronic cough in Northern Europe. ERS 2020; Abstract No. PA1675