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Sattelfest und schmerzfrei
Leading Opinions
Autor:
Redaktion
Quelle: Presseaussendung AGR, 13. April 2016
30
Min. Lesezeit
06.10.2016
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<p class="article-intro">Dass Fahrräder per se rückengerecht sind, ist ein Trugschluss. Denn kein Fahrrad ist per definitionem oder einzig aufgrund technischer Ausgestaltung rückenfreundlich, sondern erst durch die individuelle Anpassung. </p>
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<p class="article-content"><p>Das Verständnis von rückengerechter Ergonomie am Fahrrad hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Während bis vor Kurzem Vollfederung und geringes Gewicht im Vordergrund standen, rückt nun der individuelle Radfahrer in den Blickpunkt. «Die Fahrradtechnik ist ausgereift», erklärt Detlef Detjen, Geschäftsführer der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. «Für schmerzfreies Radfahren sind heute die richtige Auswahl und die individuelle Justage des Rades entscheidend. Es geht darum, mit Blick auf Ergonomie und Rücken für die individuellen Stärken und Schwächen des Radfahrers eine technische Entsprechung zu finden und passgenau einzustellen.»</p> <p>Dies ist ein entscheidender Perspektivwechsel: Die Kompetenz für schmerzfreies Radfahren verschiebt sich vom Radhersteller zum Radhändler. Im Radsport ist die individuelle Anpassung des Rades («Bike fitting») seit Langem etabliert. Beschwerdefreies Radfahren sollte aber auch für Freizeit- und Hobbyradfahrer möglich sein, und dafür lassen sich Erkenntnisse aus dem Radsport adaptieren. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Ortho_1603_Weblinks_seite30.jpg" alt="" width="499" height="524" /></p> <h2>Wohin mit der Wirbelsäule?</h2> <p>Lange galt eine maximal aufrechte Rückenhaltung mit S-Form der Wirbelsäule als Ideal, wie sie am Hollandrad zu sehen ist. Diese Haltung verlangt aber fast zwangsläufig nach einer Vollfederung, um die Belastungsspitzen durch Schlaglöcher für den Rücken zu reduzieren. Sitzt der Radfahrer jedoch leicht nach vorne gebeugt, bekommt die Rückenmuskulatur eine Vorspannung, die wichtige Stützarbeit übernimmt und dadurch viel Komfort schafft. <br />Was rückengerechte Technik ist, entscheidet nicht allein der Radhersteller, sondern auch die individuelle (Rücken-)Konstitution. Die generelle Aussage, «dieses Fahrrad ist rückengerecht», ist kaum mehr haltbar. Deshalb zertifiziert die AGR gegenwärtig keine Fahrräder mehr. Vielmehr soll der kompetente Händler das für den jeweiligen Kunden individuell rückengerechte Fahrrad auswählen und anschliessend passend einstellen bzw. um geeignetere Komponenten ergänzen.</p> <p>«Die perfekte Ergonomie des Fahrrades kann auch nicht losgelöst von fahrdynamischen Aspekten gesehen werden», betont Fahrradexperte Gunnar Fehlau von «pressedienst-fahrrad». «Was nützt ein perfekt passendes Rad, das sich nicht gut steuern lässt? Nur ein kompetenter Händler kann die wechselseitige Abhängigkeit von ergonomischer Positionierung und Fahrverhalten/-dynamik überblicken und bei Konflikten auf eine Balance hinarbeiten», erklärt Fehlau.</p> <h2>Besser ohne Löcher</h2> <p>Während angesichts der ergonomischen Anpassungsvielfalt die Grundgestaltung des «Basisrades» eine gewisse Beliebigkeit erfährt, bleibt der Sattel im Mittelpunkt der Betrachtung. Das hat laut Detlef Detjen einen schlichten Grund: «An keinem anderen Kontaktpunkt zum Rad gibt es mehr Probleme als beim Sattel, und Fahrradhersteller haben das Dilemma, einen Sattel mit dem Fahrrad liefern zu müssen, ohne exakt zu wissen, wer eigentlich auf dem Rad sitzen wird.» Als Konsequenz werden meist vergleichsweise günstige Sättel montiert, was das Problem verschärft.</p> <p>Wie einfach sich der richtige Sattel fürs Fahrrad finden lässt, zeigt der italienische Hersteller Selle Royal. Dieser hat zusammen mit der Deutschen Sporthochschule Köln für die Sattelserie «Scientia» ein Messsystem entwickelt, das speziell auf Alltagsradler abgestimmt ist. Es funktioniert zweistufig. Im ersten Schritt wird die Sitzknochenbreite durch Sitzen auf einem speziellen Hocker mit Gelkissen bestimmt. Im zweiten Schritt stuft man die eigene Haltung auf dem Rad ein («relaxed», «moderate» oder «athletic»). Aus drei Kategorien für die Sitzknochenbreite und den drei verschiedenen Sitzpositionen ergeben sich neun Konstellationen, für die es je einen passenden Sattel gibt. Unterschiedliche Modelle für Damen und Herren sucht man vergeblich, ebenso wie Sättel mit Löchern oder ähnlichen Aussparungen. «Unsere Forschungen haben ergeben, dass die Unterschiede der Geschlechter nur bei sehr sportlichen und damit flachen Haltungen auf dem Rad relevant sind», erklärt Monica Savio von Selle Royal. Auch Löcher haben sich in Tests eher als schmerzförderlich erwiesen. «Freilich reduziert sich der Druck an der Aussparung, dafür erhöht er sich auf dem restlichen Sattel und die Kanten sind besonders kritisch», so Savio.</p> <p>Die AGR empfiehlt, sich in einem guten Fachgeschäft im Rahmen des sogenannten «Bike fitting» ein Fahrrad zusammenstellen zu lassen, das die individuellen Anforderungen berücksichtigt. <em>(red)</em></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle:
Presseaussendung AGR, 13. April 2016
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