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Die ÖGOuT blickt in die Zukunft

Die Rücklaufquote des Online-Fragebogens „Blick in die Zukunft“ der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (ÖGOuT) betrug 22,2%. 72 Mitglieder (40,3% Assistenzärzt:innen und Jungfachärzt:innen; 59,7% Fachärzt:innen mit einer Berufserfahrung von mindestens drei Jahren) widmeten sich nicht nur den Items mit strukturierten Antwortmöglichkeiten, sie beantworteten auch die offenen Fragen ausführlich und engagiert. Das hohe Interesse an Weiterbildung unter den Umfrageteilnehmer:innen ist daran zu erkennen, dass 42,3% (50%) ein bis zwei und 52,1% (47,1%) sogar mindestens drei Kongresse (OP-Kurse) jährlich besuchen.

Ausbildung und Facharztprüfung

Unter den Umfrageteilnehmer:innen herrscht Konsens, dass das Erlernen von Fertigkeiten im Arbeitsalltag aus Zeitmangel nur sehr eingeschränkt möglich ist. Daher soll die klinische Ausbildung an Wert gewinnen und für sie Raum im Krankenhausalltag geschaffen werden. Als Vorschläge zur Erreichung dieses Ziels werden die Etablierung eines Mentoringsystems nach angloamerikanischem Vorbild und die Erleichterung der Teilnahme an Fellowship-Programmen genannt.

Nur 18,1% der Umfrageteilnehmer:innen sind mit dem Status quo der Facharztprüfung zufrieden. 66,2% wünschen eine intensivere Qualitätskontrolle mit einer Evaluierung der Skills und 66,7% eine Anpassung in Anlehnung an die europäische Facharztprüfung. Nur 39,0% erachten die im Rahmen der Ausbildung im Sonderfach geforderten OP-Zahlen als erreichbar. Diese weisen für viele ein großes Verbesserungspotenzial auf. Ihre realistische Adaptierung wird vor allem in Anbetracht der neuen Arbeitszeitregelungen und der unterschiedlichen Gesamt-OP-Zahlen der jeweiligen Abteilungen gefordert. Damit die verpflichtenden OP-Zahlen bei der derzeit zunehmenden Spezialisierung der Kliniken dann auch tatsächlich erreicht werden können, werden eine verpflichtende Rotation durch verschiedene Krankenhäuser, die Abschaffung der fixen Zuteilung von OP-Zahlen zu einem bestimmtem Modul, Schwerpunktsetzung der Fähigkeiten bereits in der Ausbildung, die Reduktion der durchzuführenden Osteotomien am ersten Strahl sowie flexible Ausbildungszeiten als Lösungsvorschläge genannt.

Im Rahmen der derzeitigen Ausbildung fühlen sich 50,8% der Umfrageteilnehmer:innen in der therapeutischen und diagnostischen Infiltrationstechnik, 18,0% in der Osteoporosediagnostik und -therapie, 78,3% in der Akutversorgung von Traumata als umfassend und ausreichend ausgebildet, während 39,0% glauben, bereits über alle Skills zu verfügen, um später ein Traumateam leiten zu können. Tabelle 1 präsentiert jene im Fragebogen vorgegebenen Maßnahmen, die von den Arbeitgebern auf nationaler Ebene zur Ergänzung der Ausbildung im Bereich der traumatologischen Akutversorgung umgesetzt werden könnten, sowie ihre Reihung durch die Umfrageteilnehmer:innen durch Vergabe der Noten 1 (sehr zielführend) bis 5 (nicht relevant).

Tab. 1: Maßnahmen, die von den Arbeitgebern auf nationaler Ebene zur Ergänzung der Ausbildung im Bereich der traumatologischen Akutversorgung umgesetzt werden könnten, sowie ihre Reihung durch die Umfrageteilnehmer:innen durch Vergabe der Noten 1 (sehr zielführend) bis 5 (nicht relevant)

Klinik oder Niederlassung?

35,2% der Umfrageteilnehmer:innen planen, nach Abschluss ihrer Ausbildung die „klassische“ Orthopädie zu bedienen, während 40,7% in der Akutversorgung tätig sein wollen, wobei Spezialisierungen nur selten angestrebt werden (konservative Orthopädie: 11,1%; Tumororthopädie: 5,6%; Kinderorthopädie: 3,7%; Polytrauma:3,7 %). 5 bis 10 Jahre später sehen sich 21,8% ausschließlich in einem Angestelltenverhältnis mit dem Schwerpunkt „Unfallchirurgie“ und 12,7% mit dem Schwerpunkt „Orthopädie“. Während 41,8% als angestellte Fachärztin/angestellter Facharzt mit parallel etablierter eigener Wahlarztordination arbeiten wollen, möchten 23,6% ausschließlich im niedergelassenen Bereich tätig sein.

Für die Dauer ihrer Anstellung in einem Krankenhaus würden 62,3% der Umfrageteilnehmer:innen gerne in Teilzeit arbeiten, 77,1% ein Fellowship absolvieren und 58,0% (wenn angeboten) sogar eine Karenzzeit oder ein Sabbatical in Anspruch nehmen. 44,3% können sich in Österreich ein Modell vorstellen, in dem Fachärzt:innen nur dann in die Niederlassung gehen können, wenn sie an ein Krankenhaus gebunden bleiben, um an zwei Tagen pro Woche ihre erworbene Expertise zur Verfügung zu stellen.

Die fünf am häufigsten genannten ausschlaggebenden Faktoren für die Entscheidung, langfristig im Krankenhaus zu arbeiten, sind die Vielseitigkeit der Tätigkeit von einfachen bis hin zu komplexen Eingriffen (68,4%), das sichere Einkommen (66,7%), der bezahlte Urlaub (52,6%), die breitgefächerten Karrieremöglichkeiten (45,6%) und die Möglichkeit von Sonderurlauben für Fortbildungen (42,1%). Die fünf am häufigsten genannten Gründe für den Wechsel in die Niederlassung sind hingegen die eigene Zeiteinteilung (79,3%), keine Nachtdienste machen zu müssen (67,2%), das höhere Einkommen bei gut laufender Ordination (63,8%), die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (60,3%) und der selbstbestimmte Stresslevel (50%).

In dem Fragebogen sind zehn Maßnahmen vorgegeben, die dazu beitragen sollen, dass mehr Fachärzt:innen für Orthopädie und Traumatologie auf Dauer in einem Krankenhaus arbeiten wollen. Sie wurden von den Umfrageteilnehmer:innen durch Vergabe der Noten 1 (sehr zielführend) bis 5 (nicht relevant) entsprechend ihrer Wichtigkeit gereiht (Tab. 2).

Tab. 2: Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass mehr Fachärzt:innen für Orthopädie und Traumatologie auf Dauer in einem Krankenhaus arbeiten wollen, sowie ihre Reihung durch die Umfrageteilnehmer:innen durch Vergabe der Noten 1 (sehr zielführend) bis 5 (nicht relevant)

Mit 67,7% kann sich ein durchaus beachtlicher Anteil der Befragten sogar vorstellen, auch nach Erreichen des Regelpensionsalters in verschiedenen Funktionen weiterzuarbeiten. Nur 14,1% schließen dies kategorisch aus, während 18,3% diesbezüglich noch unentschlossen sind.

Wünsche an die ÖGOuT

Das derzeitige Fortbildungsangebot der ÖGOuT im Allgemeinen und die Online-Fortbildungen im Speziellen werden von 64,4% bzw. 82,5% der Umfrageteilnehmer:innen als (eher) sehr gut beurteilt. Ergänzend dazu wünschen sich viele eine von der ÖGOuT angebotene vertiefende Aus- bzw. Weiterbildung in den Bereichen Polytrauma (69,6%), Kinderorthopädie (69,6%), konservative Orthopädie (66,7%), komplexe Gelenkschirurgie (59,4%) und Tumororthopädie (49,3%). Langfristig wird ein theoretisches Seminar-Ausbildungskonzept mit den kompletten Inhalten der Fachartzprüfung als wünschenswert erachtet.

Im Fragebogen sind zehn Vorschläge für mögliche Initiativen der ÖGOuT aufgelistet, die von den Umfrageteilnehmer:innen nach ihrer Wichtigkeit von 1 (sehr wichtig) bis 10 (ganz unwichtig) geordnet wurden. Das Ergebnis wird in Tabelle 3 präsentiert.

Tab. 3: Vorschläge für mögliche Initiativen der ÖGOuT, mit Beurteilung durch die Umfrageteilnehmer:innen nach ihrer Wichtigkeit von 1 (sehr wichtig) bis 10 (ganz unwichtig)

Aus den individuellen Wünschen, die in den offenen Antworten zu weiteren Initiativen der ÖGOuT genannt wurden, lässt sich folgendes mögliches Szenario ableiten: Expert:innen auf den jeweiligen Gebieten gründen zunächst Sektionen/Arbeitskreise. Sie vernetzen sich im Rahmen von Expert:innentreffen, um langfristig an der Erstellung von Guidelines mitzuarbeiten, und werden in weiterer Folge auch für standespolitische Fragen, die in ihren Wirkungsbereich fallen, herangezogen.

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