
Nationales Zentrum für die Sammlung, Lagerung und Analyse von Gewebe- und Flüssigkeitsproben
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Autor:
Dr. Sander Botter
SCMB (Swiss Center for Musculoskeletal<br> Biobanking), Balgrist Campus AG, Zürich<br> www.scmb.balgristcampus.ch<br> E-Mail: sander.botter@balgristcampus.ch
30
Min. Lesezeit
05.03.2020
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<p class="article-intro">Liest man die Definition von «Biobank» in Wikipedia, steht an erster Stelle, dass es sich um «eine Sammlung von Stoffen, wie Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben, mit assoziierten, in Datenbanken verwalteten Daten» handelt. Das ist korrekt. Allerdings bietet das Swiss Center for Musculoskeletal Biobanking (SCMB) noch einiges mehr.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Im SCMB findet eine Sammlung von Gewebeproben und Flüssigkeiten zusammen mit verschlüsselten Patientendaten statt. Die Zustimmung der Patienten wird sichergestellt und elektronisch festgehalten.</li> <li>Zudem bietet das SCMB hochwertige Analysemöglichkeiten, um qualitativ hochwertige Daten und Probenderivate zu erzeugen.</li> <li>Nebst Probensammlung und -analyse unterstützt das SCMB Forschungsgruppen und -projekte, beispielsweise mit Analyse, Interpretation von Resultaten, Mitarbeit im Projekt oder Akquise von Forschungsgeldern.</li> </ul> </div> <p>Um die Ursache von Erkrankungen des Bewegungsapparates auf molekularer Ebene besser zu verstehen, sind detaillierte Untersuchungen von Gewebeproben unerlässlich. Die SCMB-Plattform dient als nationales Referenzzentrum für die Gewinnung, Analyse und Lagerung von Gewebe- und Blutproben, die von Patienten mit muskuloskelettalen Krankheitsbildern gespendet werden. Die Zustimmung der Patienten wird zuvor sichergestellt und elektronisch festgehalten, und es wird ausschliesslich mit verschlüsselten Patientendaten gearbeitet.<br /> Das SCMB wurde 2018 als Teil der Forschungseinrichtung von nationaler Bedeutung am Balgrist Campus eröffnet. Das SCMB ist, als Teil der Balgrist Campus AG, als «offene Plattform» angedacht, was bedeutet, dass gesamtschweizerisch Gewebeproben, welche in Zusammenhang mit muskuloskelettalen Forschungsfragen gesammelt werden, bei uns eingelagert werden können. Wir arbeiten eng zusammen mit der «Swiss Biobanking Platform» (SBP), einer vom Bund unterstützten Initiative, mit dem Ziel, verschiedene Biobanken in der Schweiz miteinander zu verknüpfen.<br /> Die Infrastruktur des SCMB ist nach neuesten Standards aufgebaut. Nebst Räumen, in denen Gewebeproben in automatischen Lagertanks bei bis zu minus 196 Grad Celsius eingefroren gelagert werden, gibt es auch Räumlichkeiten, in denen gefrorene oder noch frische Proben weiterverarbeitet werden können. Nebst der Lagerung bietet das SCMB so auch die Möglichkeit, Proben nach Standardprotokollen aufzubereiten und zu analysieren. Dadurch soll eine hohe Probenqualität erreicht werden, die für die nachfolgende Forschungsverwendung essenziell ist. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die Qualität über längere Zeit gewährleistet werden kann, da die Proben typischerweise über Monate bis Jahre gesammelt werden. Nicht zuletzt hat das SCMB eine wichtige Funktion in der Unterstützung von Forschungsgruppen und -projekten, beispielsweise bei der Akquise von Forschungsgeldern und dem Erstellen wissenschaftlicher Publikationen.<br /> Mit der Eröffnung im November 2018 hat das SCMB den Betrieb aufgenommen. Zurzeit werden von der Biobank Proben für 16 Studien aus den Bereichen Orthopädie, Paraplegie und Rheumatologie gesammelt. Bei sieben weiteren Projekten werden verschiedene Teile der SCMB-Infrastruktur regelmässig genutzt, dies betrifft beispielsweise Experimente, in denen Zellkultur, Mikroskopie und FACS («Fluorescence-Activated Cell Sorting») eine Rolle spielen. Somit wurden im ersten Jahr beispielsweise fast 300 Einsätze erledigt und rund 1000 Proben in den Kühltanks eingelagert. Demnächst werden mindestens vier mittelgrosse bis grosse Biobanking-Projekte starten, wobei das SCMB in den nächsten fünf Jahren mindestens rund 40 000 Probenröhrchen erhalten wird. Damit alle biobankbezogenen Logistikprozesse reibungslos ablaufen, besprechen wir vor Projektbeginn sämtliche Abläufe mit den am Projekt beteiligten Forschern und Projektleitern. Gerne unterstützen wir auch Sie bei Ihrem Projekt!</p></p>
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