<p class="article-intro">Der nachfolgende Artikel umfasst Darstellungen von wissenschaftlichen Projekten, welche von Orthopädinnen und Traumatologinnen durchgeführt bzw. unter deren Erstautorinnenschaft in den Jahren 2016 bis 2019 publiziert wurden. Die Palette an Themen reicht von anatomischen über grundlagenwissenschaftliche bis hin zu klinischen Studien aus den Bereichen der Sport-, Tumor- und Kinderorthopädie bzw. -traumatologie. Die Beiträge werden in alphabetischer Reihenfolge der Autorinnen wiedergegeben.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Geschlechtsspezifische Evaluierung des anterolateralen Ligaments</h2> <p>Ziel der Studie war es, das anterolaterale Ligament (ALL) des Kniegelenks in einem großen Kollektiv in Bezug auf Geschlechtsunterschiede zu analysieren sowie die ALL-Länge mit den Längen des vorderen Kreuzbandes (ACL) und des lateralen Seitenbandes (LCL) zu korrelieren.<br /> Hierfür wurden 80 paarige untere Extremitäten, welche mittels der Methodik nach Thiel konserviert worden waren, verwendet. 42 Extremitäten stammten von weiblichen und 38 von männlichen Körperspendern. Nach erfolgter Präparation wurde die Länge des ACL in 120° Knieflexion vermessen. Die Längen des ALL und des LCL wurden in Extension vermessen. Zusätzlich wurde die gesamte Beinlänge (TLL) als Intervall zwischen der Spitze des Trochanter major und der Spitze des Malleolus lateralis vermessen.<br />Das ALL wurde in 100 % der Fälle gefunden. In 97,5 % (78/80) entsprang es femoral am Zenit des Epicondylus lateralis inklusive Überlappung des LCL-Ursprungs (Abb. 1). Im Rahmen seines schrägen Verlaufs zur anterolateralen Seite der Tibia konnten in 96 % (77/80) Verbindungszüge zum lateralen Meniskus gefunden werden. In 97,5 % (78/80) befand sich die A. geniculata inferior zwischen ALL und dem lateralen Meniskus (Abb. 2). Die TLL war mit 806,2 mm bei den männlichen Körperspendern statistisch signifikant länger als bei den Spenderinnen (748,3 mm; p < 0,001). Die Länge des ALL war bei den Spenderinnen statistisch signifikant kürzer (32,8 mm vs. 35,7 mm; p = 0,44). Das ACL war bei den Präparaten der männlichen Spender signifikant länger (35,8 mm vs. 31,7 mm; p < 0,001) und bei der Länge des LCL gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied (F: 45,2 mm, M: 47,9 mm; p = 0,084). Die Länge des ALL korrelierte signifikant positiv mit jener des ACL und LCL, jedoch nicht mit der TLL und der Körpergröße. Es gab eine signifikant positive Korrelation der Länge des ACL mit jener des LCL, der TLL und der Körpergröße. Die Länge des LCL korrelierte nicht mit der TLL und der Körpergröße. <br />Die Fakten zur Korrelation der ALLLänge könnten zur Umsetzung der Graft- Gewinnung bei der Entwicklung von ALL-Rekonstruktionstechniken beitragen. <br />(Priv.-Doz. Dr. med. univ. Dr. scient. med. Gloria Hohenberger)</p>
<p class="article-intro">Der nachfolgende Artikel umfasst Darstellungen von wissenschaftlichen Projekten, welche von Orthopädinnen und Traumatologinnen durchgeführt bzw. unter deren Erstautorinnenschaft in den Jahren 2016 bis 2019 publiziert wurden. Die Palette an Themen reicht von anatomischen über grundlagenwissenschaftliche bis hin zu klinischen Studien aus den Bereichen der Sport-, Tumor- und Kinderorthopädie bzw. -traumatologie. Die Beiträge werden in alphabetischer Reihenfolge der Autorinnen wiedergegeben.</p>
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<p class="article-content"><h2>Geschlechtsspezifische Evaluierung des anterolateralen Ligaments</h2> <p>Ziel der Studie war es, das anterolaterale Ligament (ALL) des Kniegelenks in einem großen Kollektiv in Bezug auf Geschlechtsunterschiede zu analysieren sowie die ALL-Länge mit den Längen des vorderen Kreuzbandes (ACL) und des lateralen Seitenbandes (LCL) zu korrelieren.<br /> Hierfür wurden 80 paarige untere Extremitäten, welche mittels der Methodik nach Thiel konserviert worden waren, verwendet. 42 Extremitäten stammten von weiblichen und 38 von männlichen Körperspendern. Nach erfolgter Präparation wurde die Länge des ACL in 120° Knieflexion vermessen. Die Längen des ALL und des LCL wurden in Extension vermessen. Zusätzlich wurde die gesamte Beinlänge (TLL) als Intervall zwischen der Spitze des Trochanter major und der Spitze des Malleolus lateralis vermessen.<br />Das ALL wurde in 100 % der Fälle gefunden. In 97,5 % (78/80) entsprang es femoral am Zenit des Epicondylus lateralis inklusive Überlappung des LCL-Ursprungs (Abb. 1). Im Rahmen seines schrägen Verlaufs zur anterolateralen Seite der Tibia konnten in 96 % (77/80) Verbindungszüge zum lateralen Meniskus gefunden werden. In 97,5 % (78/80) befand sich die A. geniculata inferior zwischen ALL und dem lateralen Meniskus (Abb. 2). Die TLL war mit 806,2 mm bei den männlichen Körperspendern statistisch signifikant länger als bei den Spenderinnen (748,3 mm; p < 0,001). Die Länge des ALL war bei den Spenderinnen statistisch signifikant kürzer (32,8 mm vs. 35,7 mm; p = 0,44). Das ACL war bei den Präparaten der männlichen Spender signifikant länger (35,8 mm vs. 31,7 mm; p < 0,001) und bei der Länge des LCL gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied (F: 45,2 mm, M: 47,9 mm; p = 0,084). Die Länge des ALL korrelierte signifikant positiv mit jener des ACL und LCL, jedoch nicht mit der TLL und der Körpergröße. Es gab eine signifikant positive Korrelation der Länge des ACL mit jener des LCL, der TLL und der Körpergröße. Die Länge des LCL korrelierte nicht mit der TLL und der Körpergröße. <br />Die Fakten zur Korrelation der ALLLänge könnten zur Umsetzung der Graft- Gewinnung bei der Entwicklung von ALL-Rekonstruktionstechniken beitragen. <br />(Priv.-Doz. Dr. med. univ. Dr. scient. med. Gloria Hohenberger)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Ortho_2001_Weblinks_s14_abb1.jpg" alt="" width="1359" height="680" /></p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Literatur:</strong> </span></p> <ul> <li>Hohenberger GM et al.: Correlation analysis of the anterolateral ligament length with the anterior cruciate ligament length and patient’s height: an anatomical study. Sci Rep 2019; 9(1): 9802</li> </ul> <h2>Bioresorbierbare Magnesiumimplantate für die pädiatrische Osteosynthese</h2> <p>Materialien auf Magnesium(Mg)-Basis gelten aufgrund ihrer günstigen mechanischen und biologischen Eigenschaften als vielversprechende Kandidaten für die bioresorbierbare Osteosynthese. Besonders im pädiatrischen Bereich stoßen sie auf großes Interesse, da sie die anschließende Metallentfernung überflüssig machen. <br />Die Entfernung konventioneller Osteosynthesematerialien (Titan, Stahl) ist meist mit einer zweiten Narkose verbunden: Die Narbe muss wieder eröffnet werden und ist aufgrund des stattgehabten Wachstums nicht selten größer als zuvor, da das eingebrachte Metall von der Einbringungshöhe „weggewachsen“ ist. Mit dem Einsatz eines sich selbst auflösenden Materials entfallen die Metallentfernung und auch ein erneuter Krankenhausaufenthalt. Neben den individuellen Vorteilen für den Patienten bietet das Verfahren somit auch einen sozioökonomischen Vorteil, da weder berufstätige Eltern noch weitere Familienmitglieder für einen zweiten Spitalsaufenthalt ihres Kindes freigestellt werden müssen. Auch entfallen die sekundären Behandlungskosten. <br />Im Rahmen des Laura-Bassi-Projekts unter Frau Univ.-Prof. Dr. Annelie Weinberg wurde mir die Möglichkeit gegeben, mich mit Mg-basierten bioresorbierbaren Materialien für die kindliche Osteosynthese näher auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team (Mediziner, Materialwissenschaftler, Biologen) durfte ich an bioresorbierbaren Materialien forschen und mehrere Artikel in hochrangigen Fachzeitschriften publizieren. In unserer zuletzt publizierten Arbeit wurde der Einfluss von bioresorbierbaren Mg-Implantaten auf die Wachstumsfuge untersucht:<sup>1</sup> Eine Besonderheit des kindlichen Knochens ist sein Längenwachstum, das in den Wachstumsfugen stattfindet. Da Wachstumsfugen sehr empfindlich auf Verletzungen reagieren, versucht der Operateur – wann immer möglich – die Wachstumsfuge zu meiden. <br />In einigen Fällen (kurze, fugennahe Fragmente) erfordert die chirurgische Fixationstechnik jedoch ein Überkreuzen der Wachstumsfuge mit dem Implantat, um eine adäquate Reposition und Stabilisierung zu erreichen. Ziel unserer Studie war es, das Abbauverhalten von Mg-Implantaten hinsichtlich des Degradationsverhaltens, aber auch möglicher Wachstumsfugenverletzungen mit konsekutiver Wachstumsstörung zu untersuchen. <br />Hierzu wurden in einem In-vivo-Modell die Femora von Sprague-Dawley-Ratten herangezogen. Zwei verschiedene Mg-basierte Legierungen wurden verwendet: eine schnell resorbierbare (ZX50, „worstcase scenario“) und eine langsam resorbierbare (WZ21). Ein distales Femur der Ratte wurde transphysär gebohrt und mit einem Mg-Pin besetzt, während das andere lediglich transphysär gebohrt wurde und als Kontrolle diente. <br />Abbauverhalten, Gasbildung und Beinlänge wurden durch kontinuierliche Invivo- Mikro-CT über 52 Wochen gemessen, zusätzliche hochauflösende μCT-Scans und histomorphologische Analysen der Wachstumsfuge wurden durchgeführt. <br />Durch den schnellen Abbau von ZX50-Implantaten wurde die Wachstumsfuge lokal zerstört und das Knochenwachstum signifikant verringert. Die sich langsam resorbierenden WZ21-Implantate zeigten hingegen einen homogenen und moderaten Abbau. Das Knochenlängenwachstum unterschied sich hier nicht signifikant vom Längenwachstum des Knochens mit einem Bohrdefekt. Ein sich langsam auflösendes, biodegradierbares, transphysär eingebrachtes Mg-Implantat schädigt folglich die Wachstumsfuge nicht – eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz derartiger Materialien in der pädiatrischen Osteosynthese. <br />(Priv.-Doz. Dr. med. univ. Tanja Kraus)</p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Literatur:</strong> </span></p> <p><strong>1</strong> Kraus T et al.: The influence of biodegradable magnesium implants on the growth plate. Acta Biomater 2018; 66: 109-17</p> <h2>Die Erforschung neuer medikamentöser Therapieansätze für Chordome</h2> <p>Bei Chordomen handelt es sich um seltene, bösartige Knochentumoren, welche insbesondere entlang des Achsenskelettes auftreten und aufgrund eingeschränkter therapeutischer Optionen eine schlechte Prognose besitzen. Der Erforschung neuer Therapieansätze für diese Tumorentität kommt daher eine große Bedeutung zu. Das nachfolgend dargelegte Projekt wurde im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes am University College London (UCL) Cancer Institute in London, UK, durchgeführt, welcher von drei Mentorinnen entscheidend unterstützt und ermöglicht wurde: Frau Prof. Liegl-Atzwanger, Sarkom-Pathologin am Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz, Frau Prof. Langmann, ehemals Vizerektorin für Personal und Gleichstellung der Medizinischen Universität Graz, sowie Frau Prof. Adrienne M. Flanagan, Sarkom-Pathologin und Leiterin der Forschungsabteilung für Pathologie am UCL Cancer Institute. <br />Im Zuge dieses Projektes wählten wir folgenden Ansatz zur Identifizierung potenzieller neuer Medikamente gegen diese Tumorerkrankung: Ohne vorgefasste Hypothese betreffend tumorspezifische Zielstruktur(en) testeten wir knapp 1100 Substanzen in gut charakterisierten Chordom-Modellen im Rahmen eines phänotypischen Substanzscreenings. 154 der 1100 Substanzen erfüllten die Hit- Selektionskriterien und wurden in ansteigenden Konzentrationen auf ihre Wirksamkeit und ihr Kurvenprofil hin untersucht. Diese Bestimmungen erfolgten sowohl in Chordom-Zelllinien als auch in normalen Hautfibroblasten, welche als Kontrollen dienten, da keine anderweitigen Vergleichszellen zu Chordomen verfügbar sind. Dadurch konnten unter den initialen 154 Hits insgesamt 27 Substanzen identifiziert werden, welche selektiv Tumorzellen, jedoch nicht physiologische Kontrollen in ihrem Wachstum hemmten. <br />Es zeigte sich, dass 21 dieser 27 Substanzen (78 %) einen ähnlichen Wirkmechanismus besaßen: Sie alle waren Inhibitoren von Wachstumsfaktor-Rezeptoren der „Epidermal growth factor rezeptor/ erythroblastic leukaemia viral oncogene homolog (EGFR/ERBB)“-Familie. Da die Mehrzahl der bisher untersuchten Substanzen noch nicht klinisch zugelassen war, wurde in weiterer Folge an einem erweiterten Panel von gut charakterisierten Chordomzelllinien eine Auswahl an EGFR-Inhibitoren getestet, welche sich bereits in klinischer Anwendung bzw. Erprobung befanden. Während wir intrinsische Resistenzen in einigen der Zelllinien beobachteten, sprach die Mehrzahl auf EGFR-Inhibitoren an. Eine chemische Strukturanalyse ergab, dass EGFR-Inhibitoren mit kleinen Anilin-Substituenten in Position 4 des Quinazolinringes eine höhere Wirksamkeit besaßen als solche mit großen Substituenten. Die EGFR/ERBB-Inhibitoren wirkten proapoptotisch und supprimierten p-EGFR und dessen nachgeschaltete intrazellulären Effektoren dosisabhängig. Darüber hinaus bewirkten EGFR-Inhibitoren eine signifikante Wachstumsreduktion von Chordomen in zwei Xenograft- Maus-Modellen. <br />Wenngleich der Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR in der Mehrzahl der klinischen Chordomproben immunhistochemisch nachweisbar ist, konnten wir in unseren Untersuchungen keinen genetischen Biomarker für ein Ansprechen von EGFR-Inhibitoren in Chordom-Modellen identifizieren: Es fanden sich weder Amplifikationen noch Mutationen in der EGFR-Rezeptor-Familie bzw. in verwandten oder nachgeschalteten Kinasen. Eine der resistenten Zelllinien zeigte jedoch eine starke Expression einer Rezeptorkinase (MET), welche einen anerkannten Umgehungskreislauf zu der EGFR-Signalkaskade darstellt. Genetische Veränderungen der MET-Kinase, wie Mutationen oder Amplifikationen, fanden sich weder in dieser oder anderen Zelllinien noch in klinischen Tumorproben. Zusammenfassend konnten unsere Ergebnisse zur Wirksamkeit von EGFR-Inhibitoren in Chordom-Modellen von zwei weiteren Arbeitsgruppen in Italien und in den USA bestätigt werden, welche ebenfalls empirische Drug-Screens durchführten. In diesem Zusammenhang darf angemerkt werden, dass alle drei Publikationen zu diesem Thema von weiblichen Erstautorinnen erstellt wurden.<sup>1–3</sup> Es existieren darüber hinaus Fallberichte und kleinere Fallserien, welche einen positiven Behandlungseffekt von EGFR-Inhibitoren bei Chordomen beschreiben. Basierend auf diesen vielversprechenden präklinischen Daten läuft aktuell eine multizentrische prospektiv- randomisierte klinische Studie, welche die Wirksamkeit eines EGFR-Inhibitors bei Patienten mit fortgeschrittenen Chordomerkrankungen untersucht. <br />(Priv.-Doz. Dr. med. univ. Dr. scient. med. Susanne Scheipl)</p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Literatur:</strong> </span></p> <p><strong>1</strong> Scheipl S et al.: EGFR inhibitors identified as a potential treatment for chordoma in a focused compound screen. J Pathol 2016; 239(3): 320-34 <strong>2</strong> Magnaghi P et al.: Afatinib is a new therapeutic approach in chordoma with a unique ability to target EGFR and brachyury. Mol Cancer Ther 2018; 17(3): 603-13 <strong>3</strong> Sharifnia T et al.: Small-molecule targeting of brachyury transcription factor addiction in chordoma. Nat Med 2019; 25: 292-300</p> <h2>Stellenwert der Metastasenchirurgie bei Weichteilsarkomen</h2> <p>Etwa 30 % aller Patienten mit Weichteilsarkomen der Extremitäten, die primär mit einem kurativen Ansatz operiert wurden, entwickeln im Verlauf Metastasen. Da systemische Chemotherapien bei Weichteilsarkomen einerseits mit einer hohen Toxizität einhergehen, andererseits aber deren Effektivität als gering einzustufen ist, ist die Prognose von Patienten im disseminierten Stadium eher schlecht. Neben der Radiotherapie besteht auch die Option der Metastasektomie, wobei deren Nutzen bis dato kontrovers beurteilt wurde. Im Rahmen einer retrospektiven, bizentrischen Studie (Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Österreich; Department of Orthopaedic Surgery, Leiden University Medical Centre, The Netherlands) wurde der Einfluss von Metastasektomien auf die Prognose von 135 Patienten mit metastasiertem Weichteilsarkom untersucht. Diese Kooperation mit der Universität Leiden wurde durch den Chef der Grazer Univ.- Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner, ermöglicht. <br />Um einen möglichen Selektions- und Überlebens-Bias auszugleichen, wurden eine IPTW (Inverse-Probability-of-Treat-ment-Weight)-Analyse sowie eine Landmark- Analyse durchgeführt. Von 135 inkludierten Patienten waren 55 weiblich (41 %) und 80 männlich (59 %), mit einem medianen Alter von 65 Jahren. 51 Patienten (38 %) hatten singuläre Metastasen, während die Mehrheit (62 %; n = 84) bereits multiple Metastasen aufwies. Jene 68 Patienten, die metastasektomiert wurden, wiesen tendenziell bessere Ausgangsparameter auf als die übrigen 67 Patienten, die konservativ therapiert wurden: weniger Metastasen (Median: 1 vs. 6), einen besseren ECOG-Performance- Status (Median: 0,5 vs. 1) sowie höhere Hämoglobinwerte (Median: 13,5 vs. 12,6 g/dl). Es konnte gezeigt werden, dass jene 68 Patienten, die einer Metastasektomie unterzogen wurden, ein signifikant besseres Überleben hatten als jene 67 Patienten, die konservativ behandelt worden waren (HR: 0,55; 95 % CI: 0,30–0,98; p < 0,043). In diese Analysen waren bereits der ECOG-Performance-Status (ebenfalls signifikant mit dem Überleben assoziiert; HR: 1,72; 95 % CI: 1,22–2,42; p = 0,002), die Anzahl der Metastasen, Hämoglobinsowie Albumin-Werte miteinbezogen worden. Anders gesagt lag das 10-JahresÜberleben bei 23 % für operierte Patienten, verglichen mit 4 % für konservativ behandelte Patienten (Abb. 3). Somit sollte die Metastasektomie als wichtige Behandlungsmöglichkeit bei Weichteilsarkompatienten im disseminierten Stadium angesehen werden. <br />(Dr. med. univ. Maria Smolle)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Ortho_2001_Weblinks_s14_abb3.jpg" alt="" width="1041" height="819" /></p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Literatur: </strong></span></p> <ul> <li>Smolle MA et al.: Surgery for metachronous metastasis of soft tissue sarcoma – a magnitude of benefit analysis using propensity score methods. Eur J Surg Oncol 2019; 45(2): 242-8</li> </ul> <h2>Sportlich aktiv bleiben mit Knie-Totalendoprothese</h2> <p>Die Knie-Totalendoprothese (K-TEP) zählt zu den am häufigsten durchgeführten chirurgischen Behandlungen einer fortgeschrittenen Arthrose des Kniegelenks. Dieses Verfahren gilt hinsichtlich Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung als sehr erfolgreich bei Gonarthrose. Ehemals bei überwiegend älteren Patienten mit geringeren funktionellen Ansprüchen durchgeführt, konnte im Laufe der Jahre ein stetiger Anstieg der Operationszahlen beobachtet werden. Dies ist dem Erfolg dieser Prozedur zuzusprechen, welche mittlerweile, dank des Einsatzes moderner Implantate sowie ausgereifter Operationstechniken, einen weiterhin aktiven Lebensstil gewährleistet.<sup>1–3</sup> Ziel der angeführten Studie war es, umfassende Langzeitdaten zum sportlichen Aktivitätsniveau von Patienten nach K-TEP bereitzustellen sowie deren sportlichen Aktivitätsgrad mit dem präoperativen zu vergleichen. Hierzu wurden 236 Patienten eingeschlossen, welche präoperativ sportlich aktiv waren. Das Follow-up betrug mindestens 10 Jahre. Es zeigte sich, dass 10 Jahre nach K-TEP-Implantation immerhin 70,8 % der Patienten weiterhin sportlich aktiv waren. Hiervon wurden von mehr als zwei Dritteln der Patienten (71,3 %) Low-Impact-Sportarten wie Schwimmen, Wandern, Nordic Walking, Gymnastik und Fitnesstraining ausgeübt. 43,7 % übten weiterhin Sportarten wie Badminton oder Inline-Skating aus. Das schlechteste Ergebnis wurde bei Hochleistungssportarten („high-impact sports“: Fußball, Handball, Volleyball, Schifahren, Tennis) beobachtet: Nur noch knapp 17 % blieben in diesen Sportarten weiterhin aktiv. Detaillierte Angaben zu den durchgeführten Sportarten präoperativ sowie nach der Operation sind in Tabelle 1 angeführt. <br />Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass das funktionelle Ergebnis, unabhängig vom präoperativen Ausmaß der Arthrose, in erheblichem Maße vom präoperativen Funktionsstatus abhängt. Sportarten, welche bereits früher ausgeübt wurden, konnten größtenteils auch weiterhin betrieben werden. Neue Sportarten wurden jedoch nach durchgeführter K-TEP kaum noch begonnen. Wir empfehlen unseren Patienten daher, ihre Gelenksmobilität sowie die aktive Teilnahme an angepassten Sportarten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, bevor sie sich einer K-TEP-Implantation unterziehen, um die bestmöglichen postoperativen funktionellen Ergebnisse zu erzielen. Mögliche Strategien hierfür können intensive präoperative Bewegungs- und Physiotherapien sein.<sup>1</sup> (Dr. med. univ. Ines Vielgut)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Ortho_2001_Weblinks_s14_tab1.jpg" alt="" width="1040" height="818" /> </p> <p><span style="text-decoration: underline;"><strong>Literatur: </strong></span></p> <p><strong>1</strong> Vielgut I et al.: Sports activity after low-contact-stress total knee arthroplasty – a long term follow-up study. Sci Rep 2016; 6: 24630 <strong>2</strong> Vielgut I et al.: Application and surgical technique of total knee arthroplasties: a systematic comparative analysis using worldwide registers. Int Orthop 2013; 37(8): 1465-9 <strong>3</strong> Galea VP et al.: Changes in patient satisfaction following total joint arthroplasty. J Arthroplasty 2020; 35(1): 32-8</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Die Vielfalt der Beiträge und deren Qualität sind ein starkes weibliches Lebenszeichen in einem Bereich der Medizin, in welchem Frauen sowohl in der Ausbildung als auch als praktizierende Fachärztinnen und insbesondere in Führungspositionen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind. Die Tatsache, dass viele der oben angeführten Projekte im Rahmen von multidisziplinären Arbeitsgruppen durchgeführt und von etablierten Mentorinnen und Mentoren in die Wege geleitet bzw. unterstützt wurden, unterstreicht die Bedeutung von effizientem Mentoring und Networking in der wissenschaftlichen Nachwuchs- und Frauenförderung. In weiterer Folge gilt es, diese nachhaltig zu gestalten, um wissenschaftlich aktive Fachärztinnen der Orthopädie und Traumatologie in der Rolle als selbstständige Arbeitsgruppengründerinnen und -leiterinnen (Principal Investigators, PIs) zu etablieren. Solcherart erhalten sie die Möglichkeit, künftig ebenfalls fördernd und unterstützend tätig zu werden.</p></p>