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55. ÖGU-Jahrestagung - Wissenschaftspreis

Einfluss der operativen Versorgung von hüftnahen Brüchen innerhalb von 48 Stunden auf Mortalität und Komplikationen in der Altersgruppe 60+: systematischer Review und Metaanalyse

<p class="article-intro">Der optimale Zeitpunkt für die chirurgische Versorgung akuter hüftnaher Frakturen wird nach wie vor kontroversiell diskutiert. Empfehlungen beruhen zum Teil auf niedriger Evidenz. Ziel des durchgeführten systematischen Reviews und der Metaanalyse war es, einen aktuellen Überblick zu dieser Thematik auf dem höchstmöglichen Evidenz-Level zu bieten.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Fragestellung</h2> <p>Der optimale Zeitpunkt f&uuml;r die chirurgische Versorgung akuter h&uuml;ftnaher Frakturen wird nach wie vor kontroversiell diskutiert. Empfehlungen beruhen zum Teil auf niedriger Evidenz. Ziel des durchgef&uuml;hrten systematischen Reviews und der Metaanalyse war es, einen aktuellen &Uuml;berblick zu dieser Thematik auf dem h&ouml;chstm&ouml;glichen Evidenz-Level zu bieten.</p> <h2>Material und Methoden</h2> <p>F&uuml;r den nunmehr publizierten systematischen Review wurde eine Arbeitsgruppe aus Klinikern, Epidemiologen und Mitarbeitern von &bdquo;Cochrane Austria&ldquo; zusammengestellt. Zu Beginn wurde diese Studie im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) registriert. Nach Festlegung des Studienprotokolls wurde dieses publiziert (Syst Rev 2017; 6: 164); nach Abschluss des Projektes wurden die Ergebnisse ver&ouml;ffentlicht (Sci Rep 2018; 8: 13933).</p> <p>Es wurden ausschlie&szlig;lich randomisierte Kontrollstudien und prospektive kontrollierte Kohortenstudien in den systematischen Review eingeschlossen. Als prim&auml;rer Endpunkt wurde die Mortalit&auml;t, als sekund&auml;re Endpunkte wurden perioperative Komplikationen, Funktionalit&auml;t und Lebensqualit&auml;t definiert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1905_Weblinks_j_ortho_1905_untersuchungsgruppen_s78.png" alt="" width="820" height="561" /></p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Von vorerst 3237 Publikationen konnten entsprechend den Einschlusskriterien 28 prospektive Kohortenstudien einbezogen werden, die insgesamt 32 537 Patienten inkludierten.<br /> Unsere Arbeit zeigt, dass eine operative Behandlung innerhalb von 48 Stunden das Mortalit&auml;tsrisiko signifikant senkt. Die 1-Monats-Mortalit&auml;t wird um 14 %, die 12-Monats-Mortalit&auml;t sogar um 20 % reduziert. Bei anderen Cut-offs konnte dieser signifikante Unterschied nicht nachgewiesen werden.</p> <h2>Diskussion</h2> <p>Die Versorgung von &auml;lteren Patienten mit h&uuml;ftnahen Br&uuml;chen bleibt eine Herausforderung. Sie ben&ouml;tigt eine multidisziplin&auml;re Zusammenarbeit und setzt die Verf&uuml;gbarkeit akuter OP-Kapazit&auml;t mit entsprechender Ausr&uuml;stung und personellen Ressourcen voraus. Es besteht generelles Einvernehmen dar&uuml;ber, dass vorbestehende Erkrankungen, welche rasch optimierbar sind, entsprechend behandelt werden sollten. Nachdem solche Zust&auml;nde in der Regel innerhalb von 48 Stunden korrigiert werden k&ouml;nnen, sollten sie nicht zu einer verz&ouml;gerten Operation f&uuml;hren.<br /> Organisatorische Gr&uuml;nde f&uuml;r eine verz&ouml;gerte Operation beinhalten den Mangel einer akuten OP-Kapazit&auml;t, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen. Cha et al. konnten nachweisen, dass 75 % aller verz&ouml;gerten Operationen durch organisatorische Faktoren begr&uuml;ndet sind.</p> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>Bei &auml;lteren Patienten mit h&uuml;ftnahen Br&uuml;chen ist die operative Behandlung innerhalb von 48 Stunden nach der Aufnahme mit geringerer Mortalit&auml;t und weniger perioperativen Komplikationen assoziiert. Patienten, die innerhalb von 48 Stunden operiert werden, haben eine um 20 % niedrigere 1-Jahres-Mortalit&auml;t. Dennoch bleibt die Einhaltung dieser Zeitgrenze eine Herausforderung in Bezug auf multidisziplin&auml;re Koordination und akute OP-Kapazit&auml;t mit entsprechend verf&uuml;gbaren personellen und apparativen Ressourcen.</p> <h2>Autoren</h2> <p>T. Klestil, C. R&ouml;der, C. Stotter, B. Winkler, S. Nehrer, M. Lutz, I. Klerings, G. Wagner, G. Gartlehner, B. Nussbaumer-Streit<br /> Department f&uuml;r Gesundheitswissenschaften, Medizin und Forschung, Donau-Universit&auml;t Krems</p> <h2>Weitere Wissenschaftspreise der 55. &Ouml;GU-Jahrestagung</h2> <p>Mehr Preistr&auml;ger und Selected Abstracts der &Ouml;GU-Jahrestagung finden Sie ab Seite 61 in unserer ePaper-Ausgabe:<br /> <em><a href="https://at.universimed.com/files/data/Zeitungen_2019/Jatros_Ortho_1905/e-papers/65/index.html" target="_blank">JATROS Orthop&auml;die &amp; Traumatologie, Rheumatologie 5/2019</a></em></p></p>
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