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Einfluss der operativen Versorgung von hüftnahen Brüchen innerhalb von 48 Stunden auf Mortalität und Komplikationen in der Altersgruppe 60+: systematischer Review und Metaanalyse
Jatros
Autor:
T. Klestil et al.
30
Min. Lesezeit
19.09.2019
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<p class="article-intro">Der optimale Zeitpunkt für die chirurgische Versorgung akuter hüftnaher Frakturen wird nach wie vor kontroversiell diskutiert. Empfehlungen beruhen zum Teil auf niedriger Evidenz. Ziel des durchgeführten systematischen Reviews und der Metaanalyse war es, einen aktuellen Überblick zu dieser Thematik auf dem höchstmöglichen Evidenz-Level zu bieten.</p>
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<p class="article-content"><h2>Fragestellung</h2> <p>Der optimale Zeitpunkt für die chirurgische Versorgung akuter hüftnaher Frakturen wird nach wie vor kontroversiell diskutiert. Empfehlungen beruhen zum Teil auf niedriger Evidenz. Ziel des durchgeführten systematischen Reviews und der Metaanalyse war es, einen aktuellen Überblick zu dieser Thematik auf dem höchstmöglichen Evidenz-Level zu bieten.</p> <h2>Material und Methoden</h2> <p>Für den nunmehr publizierten systematischen Review wurde eine Arbeitsgruppe aus Klinikern, Epidemiologen und Mitarbeitern von „Cochrane Austria“ zusammengestellt. Zu Beginn wurde diese Studie im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) registriert. Nach Festlegung des Studienprotokolls wurde dieses publiziert (Syst Rev 2017; 6: 164); nach Abschluss des Projektes wurden die Ergebnisse veröffentlicht (Sci Rep 2018; 8: 13933).</p> <p>Es wurden ausschließlich randomisierte Kontrollstudien und prospektive kontrollierte Kohortenstudien in den systematischen Review eingeschlossen. Als primärer Endpunkt wurde die Mortalität, als sekundäre Endpunkte wurden perioperative Komplikationen, Funktionalität und Lebensqualität definiert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1905_Weblinks_j_ortho_1905_untersuchungsgruppen_s78.png" alt="" width="820" height="561" /></p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Von vorerst 3237 Publikationen konnten entsprechend den Einschlusskriterien 28 prospektive Kohortenstudien einbezogen werden, die insgesamt 32 537 Patienten inkludierten.<br /> Unsere Arbeit zeigt, dass eine operative Behandlung innerhalb von 48 Stunden das Mortalitätsrisiko signifikant senkt. Die 1-Monats-Mortalität wird um 14 %, die 12-Monats-Mortalität sogar um 20 % reduziert. Bei anderen Cut-offs konnte dieser signifikante Unterschied nicht nachgewiesen werden.</p> <h2>Diskussion</h2> <p>Die Versorgung von älteren Patienten mit hüftnahen Brüchen bleibt eine Herausforderung. Sie benötigt eine multidisziplinäre Zusammenarbeit und setzt die Verfügbarkeit akuter OP-Kapazität mit entsprechender Ausrüstung und personellen Ressourcen voraus. Es besteht generelles Einvernehmen darüber, dass vorbestehende Erkrankungen, welche rasch optimierbar sind, entsprechend behandelt werden sollten. Nachdem solche Zustände in der Regel innerhalb von 48 Stunden korrigiert werden können, sollten sie nicht zu einer verzögerten Operation führen.<br /> Organisatorische Gründe für eine verzögerte Operation beinhalten den Mangel einer akuten OP-Kapazität, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen. Cha et al. konnten nachweisen, dass 75 % aller verzögerten Operationen durch organisatorische Faktoren begründet sind.</p> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>Bei älteren Patienten mit hüftnahen Brüchen ist die operative Behandlung innerhalb von 48 Stunden nach der Aufnahme mit geringerer Mortalität und weniger perioperativen Komplikationen assoziiert. Patienten, die innerhalb von 48 Stunden operiert werden, haben eine um 20 % niedrigere 1-Jahres-Mortalität. Dennoch bleibt die Einhaltung dieser Zeitgrenze eine Herausforderung in Bezug auf multidisziplinäre Koordination und akute OP-Kapazität mit entsprechend verfügbaren personellen und apparativen Ressourcen.</p> <h2>Autoren</h2> <p>T. Klestil, C. Röder, C. Stotter, B. Winkler, S. Nehrer, M. Lutz, I. Klerings, G. Wagner, G. Gartlehner, B. Nussbaumer-Streit<br /> Department für Gesundheitswissenschaften, Medizin und Forschung, Donau-Universität Krems</p> <h2>Weitere Wissenschaftspreise der 55. ÖGU-Jahrestagung</h2> <p>Mehr Preisträger und Selected Abstracts der ÖGU-Jahrestagung finden Sie ab Seite 61 in unserer ePaper-Ausgabe:<br /> <em><a href="https://at.universimed.com/files/data/Zeitungen_2019/Jatros_Ortho_1905/e-papers/65/index.html" target="_blank">JATROS Orthopädie & Traumatologie, Rheumatologie 5/2019</a></em></p></p>
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