© Getty Images/iStockphoto

PI3K-Inhibitoren und CD20-Antikörper

Neues bei der Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie

<p class="article-intro">Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämie der westlichen Hemisphäre. Insbesondere die letzten Jahre waren durch viele Fortschritte in der Behandlung dieser Erkrankung gekennzeichnet. Auch bei der ICML (International Conference on Malignant Lymphoma) in Lugano wurde eine Reihe von wichtigen Innovationen bei der Therapie der CLL präsentiert.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Eine Erstlinientherapie mit Bendamustin, Rituximab und Lenalidomid scheint mit einer h&ouml;heren Toxizit&auml;t vergesellschaftet zu sein als Bendamustin + Rituximab alleine.</li> <li>Durch Zugabe des &bdquo;glycoengineered&ldquo; CD20-Antik&ouml;rpers Obinutuzumab zu Bendamustin kann bei indolenten Lymphomen (inklusive Patienten mit SLL) ein verl&auml;ngertes PFS im Vergleich zur Bendamustin-Monotherapie erzielt werden.</li> <li>Interessante Ergebnisse aus Studien mit PI3K-Inhibitoren der neuen Generation sowie zu neuen Antik&ouml;rpertherapien wurden pr&auml;sentiert.</li> <li>Der Benefit neuer chemotherapiefreier Kombinationstherapien muss noch in gr&ouml;&szlig;eren randomisierten Studien nachgewiesen werden.</li> </ul> </div> <h2>Erstlinientherapie bei CLL</h2> <p>Abramson (Abstract #13) pr&auml;sentierte die Ergebnisse einer Phase-I-Studie bei therapienaiven Patienten, die mit Rituximab, Bendamustin und Lenalidomid behandelt worden waren: Bei 23 Patienten konnte eine ORR (&bdquo;overall response rate&ldquo;) von 92 % dokumentiert werden, die Rate an kompletten Remissionen betrug 31 % . Jedoch zeigte sich eine vergleichsweise h&ouml;here Toxizit&auml;t durch die zus&auml;tzliche Gabe von Lenalidomid, vor allem Hautausschlag und Neutropenie. Bei 2 Patienten musste die Therapie aufgrund einer Pulmonalembolie trotz Prophylaxe mit ASS unterbrochen werden.</p> <h2>CD20-Antik&ouml;rper</h2> <p>Imposant waren die Ergebnisse zu den Therapien mit CD20-Antik&ouml;rpern (AK) der neuen Generation (&bdquo;glycoengineered&ldquo; AK, Obinutuzumab und Ublituximab). Mit Ublituximab in Kombination mit Ibrutinib wurde bei Hochrisiko(HR)-Patienten mit relapsierter CLL (n=44) eine ORR von 95 % erzielt (Sharman et al, Abstract #105). Im historischen Vergleich kann durch die Zugabe dieses neuen AK ein schnelleres Ansprechen als mit einer Ibrutinib-Monotherapie generiert werden. W&auml;hrend die Dosis von Ublituximab bei keinem Patienten vermindert werden musste, war unter Ibrutinib bei 2 Patienten eine Dosisreduktion erforderlich (1 Diarrh&ouml;, 1 Hautausschlag). Des Weiteren wurden erste Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit der Kombination von Obinutuzumab und Bendamustin (GB) vs. eine Bendamustin-Monotherapie (B) bei indolenten Lymphomen und SLL (&bdquo;small lymphocytic lymphoma&ldquo;) pr&auml;sentiert (GADOLIN-Studie; Cheson et al, Abstract #123). Patienten im B-Arm erhielten 120mg/m<sup>2</sup> Bendamustin (B) an den Tagen 1 und 2, jene im GB-Arm erhielten 90mg/m<sup>2</sup> B und zus&auml;tzlich 1.000mg Obinutuzumab an den Tagen 1, 8 und 15 im ersten Zyklus sowie am Tag 1 der 28-Tages-Zyklen 2&ndash;6. Patienten im GB-Arm, die nicht progredient waren, wurde alle 2 Monate f&uuml;r die Dauer von 2 Jahren eine Erhaltungstherapie mit Obinutuzumab verabreicht. Der prim&auml;re Endpunkt war das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS). Im B-Arm betrug das PFS 14,9 Monate, w&auml;hrend das PFS im GB-Arm nicht erreicht wurde (p=0,0001; Abb. 1). Zwischen den Gruppen fand sich kein Unterschied in der ORR und im Gesamt&uuml;berleben (OS). Bez&uuml;glich des Toxizit&auml;tsprofils wurde ein h&ouml;herer Prozentsatz an Neutropenien und Infusions-assoziierten Reaktionen im GB-Arm, aber eine h&ouml;here Rate an Thrombozytopenien, An&auml;mien und Pneumonien im B-Arm verzeichnet. In diesem Kontext ist auf die h&ouml;here Bendamustin-Dosis im Monotherapie-Arm hinzuweisen. Jedenfalls konnte die &Uuml;berlegenheit bez&uuml;glich des PFS durch die Zugabe von Obinutuzumab selbst bei Rituximab-refrakt&auml;ren Patienten nachgewiesen werden.<br /> Au&szlig;erdem wurde &uuml;ber eine weitere laufende Phase-III-Studie mit Obinutuzumab berichtet (iLLUMINATE-Studie, Moreno et al, Abstract #OT06). Geplant ist die Randomisierung von 212 CLL/SLL-Patienten, dabei sollen Obinutuzumab + Chlorambucil (CHL) vs. Obinutuzumab + Ibrutinib untersucht werden. Die Kombinationstherapie Obinutuzumab mit CHL ist seit der Ver&ouml;ffentlichung der Daten der CLL11-Studie f&uuml;r Patienten mit Komorbidit&auml;ten oder einer beeintr&auml;chtigten Nierenfunktion aufgrund des verbesserten PFS im Vergleich zu einer CHL-Monotherapie und zu CHL + Rituximab f&uuml;r die Erstlinie zugelassen (Goede et al, 2014).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite125.jpg" alt="" width="623" height="575" /></p> <h2>Neue Kombinationstherapien</h2> <p>Eine chemotherapiefreie Kombinationsstrategie bei relapsierten/refrakt&auml;ren Patienten mit CLL oder anderen NHL wurde pr&auml;sentiert. Diese schwer behandelbaren Patienten erhielten Ibrutinib, den neuen PI3-Kinase-Inhibitor TGR-1202 sowie den CD20-AK Ublituximab (Nastoupil et al, Abstract #105). Auch CLL-Patienten, die auf eine herk&ouml;mmliche Therapie mit PI3-Kinase-Inhibitoren oder BTK-Inhibitoren therapierefrakt&auml;r waren, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Bei allen bisher untersuchten CLL-Patienten konnte zumindest eine PR erzielt werden. Insgesamt sprachen 6 von 7 Lymphompatienten (86 % ) auf diese Therapie an. Die Nebenwirkungen (AE) unter dieser neuartigen Kombinationstherapie waren akzeptabel, Remissionen konnten nach kurzer Therapiedauer dokumentiert werden; die untersuchte Patientenzahl ist jedoch noch niedrig.</p> <h2>Neue Substanzen</h2> <p><strong>PI3K-Inhibitoren</strong><br />Der statistisch hochsignifikante Vorteil einer Therapie mit Idelalisib + Rituximab vs. Rituximab alleine wurde bereits publiziert (Furman et al, N Engl J Med 2014). Burris hat die Daten eines PI3K-Inhibitors der n&auml;chsten Generation, TGR-1202, pr&auml;sentiert (Abstract #38). Im Gegensatz zu anderen PI3K-Inhibitoren wie Idelalisib ist dieser durch eine ausbleibende Hepatotoxizit&auml;t gekennzeichnet. Die ORR bei CLL-Patienten betrug 93 % (13 von 14 Patienten). Als einzige Toxizit&auml;t von Grad &ge;3 fand sich bei 10 % der F&auml;lle eine Neutropenie, zu den weiteren AE z&auml;hlten Diarrh&ouml; (34 % ), Fatigue (31 % ) und &Uuml;belkeit (29 % ).<br /> Zu INCB040093, einem weiteren PI3K-Inhibitor, wurden Phase-I-Studienergebnisse vorgestellt (Philips et al, Abstract #79): Bei stark vorbehandelten CLL-Patienten konnte ein Ansprechen nachgewiesen werden, das Toxizit&auml;tsprofil war akzeptabel.<br /> <br /> <strong>Ibrutinib</strong><br /> Patienten mit relapsierter oder refrakt&auml;rer CLL und einer 17p-Deletion (n=144) sprachen zu 82,6 % auf eine Monotherapie mit Ibrutinib an (O&rsquo;Brien et al, ASH-Kongress 2014). Nach 12 Monaten waren noch 88,3 % aller Patienten progressionsfrei. Auch bei der ICML in Lugano wurde eine Subgruppenanalyse der Phase-III-Studie mit dem randomisierten Vergleich von Ibrutinib vs. Ofatumumab (RESONATE) pr&auml;sentiert (Thomton et al, Abstract #55). S&auml;mtliche HR-Patienten (nicht mutierter IGVH-Status, 17p-Deletion, komplexer Karyotyp) profitierten von einer Therapie mit Ibrutinib, das PFS war im Ofatumumab-Arm k&uuml;rzer.<br /> <br /><strong> CD37-Antik&ouml;rper</strong><br /> In einer Phase-I-Studie, in der der neue CD37-AK BI 836826 bei relapsierten/refrakt&auml;ren CLL-Patienten untersucht wurde (Stilgenbauer et al, Abstract #141), betrug die ORR bei 26 auswertbaren Patienten 42,3 % . Zu den h&auml;ufigsten AE z&auml;hlten Infusions-assoziierte Reaktionen (66,7 % ), Erk&auml;ltungen (60,6 % ), Fieber (48,5 % ), Neutropenie (36,4 % ) und Thrombozytopenie (27,3 % ).</p> <h2>Allogene Stammzelltransplantation</h2> <p>Bei einzelnen therapierefrakt&auml;ren oder fr&uuml;h relapsierten CLL-Patienten stellt die allogene Stammzelltransplantation (aSZT) eine potenziell kurative Option dar. Infrage kommen j&uuml;ngere Patienten mit entsprechendem Performancestatus. In einer Studie mit 89 eingeschlossenen Patienten wurde die Konditionierung mit FCR (Fludarabin, Cyclophosphamid, Rituximab) bzw. BFR (Bendamustin, Fludarabin, Rituximab) untersucht (Khouri et al, Abstract #56). Erstmalig konnte dabei ein OS-Vorteil f&uuml;r ein Konditionierungsregime mit BFR gezeigt werden: Das OS nach 3 Jahren war im Vergleich zu FCR signifikant h&ouml;her (82 % vs. 51 % ; p=0,03). Dasselbe gilt f&uuml;r das PFS (63 % vs. 27 % ; p=0,001). Der OS-Vorteil konnte auch bei Vorliegen einer 17p-Deletion (86 % vs. 50 % ), einem Alter &gt;50 Jahre (79 % vs. 50 % ) und bei Patienten mit &gt;3 Vortherapielinien (70 % vs. 43 % ) nachgewiesen werden. Die therapieassoziierte Mortalit&auml;t nach 2 Jahren betrug 11 % im BFR-Arm und 27 % im FCR-Arm (p=0,05). Sowohl akute als auch chronische GVHD wurden im BFR-Arm seltener verzeichnet.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 1. Medizinische Abteilung, Zentrum für Onkologie und Hämatologie<br/> Wilhelminenspital, Wien<br/> E-Mail: daniel.heintel@wienkav.at Quelle: 13. ICML (International Conference on Malignant Lymphoma), 17.–21. Juni 2015, Lugano, Schweiz </p>
Back to top