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Schlafen und Träumen in Zeiten der Covid-19-Pandemie

Die Corona-Pandemie bestimmt seit Beginn ihres Ausbruches im Jahre 2020 unser tägliches Leben und schränkt den gewohnten gesellschaftlichen Alltag stark ein. Aktuelle Studien zeigen bereits, dass die mit der Pandemie verbundenen Herausforderungen des Alltags zu einem allgemeinen Anstieg von Stress, Angst, posttraumatischer Belastung, Depressionen und Erschöpfung geführt haben.1–3 Auch im Bereich des Schlafens machen sich die Auswirkungen der Pandemie bemerkbar. Die ICOSS-Studie untersucht die Folgen der Pandemie im Bereich Schlafen und Träumen.

ICOSS-Studie

Die ICOSS-Studie ist eine internationale Kollaboration von Schlafexpert*innen. In diversen Ländern wurden Daten zum Thema Schlaf während der Covid-19-Pandemie erhoben. Der eigens zusammengestellte Fragebogen erhebt darüber hinaus soziodemografische Daten, psychische Belastungen, Gesundheitsverhalten und Covid-19-spezifische Daten, um potenzielle Zusammenhänge aufdecken zu können.4 Die Studie befindet sich derzeit noch im Prozess der Veröffentlichung.

In Österreich hat das Institut für Bewusstseins- und Traumforschung als Teil der ICOSS-Studie das Schlaf- und Traumverhalten von Österreicher*innen im Sommer 2020 untersucht. Im Fokus der Erhebung stand die Frage, wie der Schlaf und das Träumen sich seit der Pandemie potenziell verändert haben.

Schlaf

Es gibt bereits erste Studien, die Corona-bedingte Veränderungen im Schlafverhalten feststellen konnten. Insbesondere in Verbindung mit den Ausgangsbeschränkungen und dem Lockdown treten gehäuft Insomnie und andere Schlafstörungen auf.3

Auch in Österreich zeigten sich Veränderungen im Schlaf. Aus den Daten lässt sich entnehmen, dass die subjektive Schlafqualität sich verschlechtert hat. Während 448 Personen vor der Pandemie ihre Schlafqualität als gut einschätzten und 119 Personen als schlecht, änderte sich dies während der Pandemie zu 392 Personen mit guter Schlafqualität und 175 Personen mit schlechter Schlafqualität.

Die Verschlechterung der Schlafqualität geht einher mit Berichten über vermehrte Ein- und Durchschlafschwierigkeiten sowie Erschöpfung, Müdigkeit und unkontrolliertes Einschlafen tagsüber. Die Schlafqualität während der Pandemie steht außerdem im Zusammenhang mit der finanziellen Belastung durch Covid-19 und der Arbeitssituation. Personen, die ihre Arbeit aufgrund der Pandemie verloren haben, und Personen in Kurzarbeit berichteten von einer schlechteren Schlafqualität im Vergleich zu anderen, während Personen im regelmäßigen Homeoffice eine bessere Schlafqualität berichteten. Kinder im Haushalt und die Anzahl der Personen im Haushalt scheinen hingegen keine Rolle zu spielen.

Träume und Albträume

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch Veränderungen in der Häufigkeit von Träumen und Albträumen während der Corona-Pandemie in Österreich. Während der Pandemie berichteten mehr Personen davon, häufig zu träumen, als vor der Pandemie. Hierbei scheinen Frauen und Personen mit Kindern im Haushalt während der Pandemie prozentual gesehen häufiger zu träumen. Ebenso stieg in Österreich die Anzahl an Personen, die aufgrund der Pandemie häufig Albträume erlebten. Hierbei wurden allerdings keine Zusammenhänge mit dem Geschlecht oder Kindern im Haushalt festgestellt.

Der verzeichnete Anstieg der Traum- und Albtraumfrequenz in Anbetracht der aktuellen Umstände ist im Einklang mit der Annahme, dass Träumen unter anderem der Verarbeitung von Angst und Stress dient.5 Insbesondere Albträume können einen Versuch darstellen, mit überwältigenden Erlebnissen umzugehen,6 und gleichzeitig weiteren Stress verursachen.7

Tipps für den Schlaf während der Pandemie

Die Ergebnisse zeigen, dass Covid-19 und die damit verbundenen Einschränkungen einen Anstieg der Traum- und Albtraumhäufigkeit sowie eine Verschlechterung der subjektiven Schlafqualität begünstigt haben.

Es gibt Tipps der CBT-I Academy Task-force für die Schlafhygiene, die selbstständig umgesetzt werden können, um die eigene Schlafqualität auch in Zeiten des Lockdowns zu verbessern, wie z.B. das Einhalten regelmäßiger Zu-Bett-geh- und Aufstehzeiten.8 Weitere Tipps für einen erholsamen Schlaf bietet außerdem das Buch „Schlafcoaching“.9

Die beobachteten Veränderungen in Anbetracht der derzeitigen Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit, insbesondere in der aktuellen Situation vermehrt auf sein psychisches Wohlbefinden und seinen Schlaf zu achten und entsprechende Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Die bevorstehenden Publikationen im Rahmen der ICOSS-Studie werden genauere Einblicke in das Schlaf- und Traumverhalten während der Covid-19-Pandemie geben.

Vertiefende Informationen

sowie Online-Angebote zum Thema Schlafcoaching finden Sie auf folgenden Webseiten:

www.traum.ac.at

www.schlafcoaching.org

www.meduniwien.ac.at/zk-schlafcoaching

1 Cellini N et al.: Changes in sleep pattern, sense of time and digital media use during COVID-19 lockdown in Italy. J Sleep Res 2020; 29(4): e13074 2 Mazza C: A nationwide survey of psychological distress among Italian people during the covid-19 pandemic: immediate psychological responses and associated factors. Int J Environ Res Public Health 2020; 17(9): 3165 3 Rogers J et al: Psychiatric and neuropsychiatric presentations associated with severe coronavirus infections: a systematic review and meta-analysis with comparison to the COVID-19 pandemic. The Lancet Psychiatry 2020; 7: 611-27 4 Partinen M et al.: ICOSS - international covid sleep study: sleep and circadian problems during the COVID-19 pandemic. An international collaborative project with harmonized datasets. J Sleep Res 2020; 30(1) 5 Holzinger B: Albträume: Ätiologie, Prävalenzen, gesundheitliche Folgen und Behandlungsansätze. Somnologie – Schlafforschung und Schlafmedizin 2015; 19: 233-40 6 Holzinger B: Albträume. Was sie uns sagen und wie wir sie verändern können. Nymphenburger, 2016 7 Holzinger B et al.: Cognitions in sleep: lucid dreaming as an intervention for nightmares in patients with posttraumatic stress disorder. Front Psychol 2020; 11: 1826 8 Altena E et al.: Dealing with sleep problems during home confinement due to the COVID-19 outbreak: practical recommendations from a task force of the European CBT-I Academy. J Sleep Res 2020; 29(4) 9 Holzinger B, Klösch G: Schlafcoaching. Goldegg Verlag, 2013

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