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Studie aus Harvard

Depressiver Senior? Möglicherweise ein Frühzeichen von Alzheimer

<p class="article-intro">Ist ein älterer Mensch depressiv, könnte das auf Mb. Alzheimer weisen – lange bevor es zu Gedächtnisproblemen und Demenz kommt. Dies zeigten kürzlich Forscher aus Harvard.<sup>1</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Eine Depression scheint ein Fr&uuml;hzeichen f&uuml;r Morbus Alzheimer zu sein&ldquo;, kommentiert Prof. Robert Perneczky, Leiter der Sektion f&uuml;r Psychische Erkrankungen im Alter und Leiter des Alzheimer Therapieund Forschungszentrums an der Ludwig- Maximilians-Universit&auml;t M&uuml;nchen. &bdquo;Das Amyloid st&ouml;rt vermutlich Netzwerke im Hirn, die unsere Emotionen kontrollieren.&ldquo;<br /><br /> Der Alzheimerdemenz geht eine lange &bdquo;pr&auml;klinische&ldquo; Phase voraus, in der sich Amyloid und pathologisches Tau-Protein im Hirn ansammeln. Dieser Prozess zieht sich mehr als zehn Jahre hin, bevor es zu ersten leichten kognitiven Einschr&auml;nkungen (&bdquo;mild cognitive impairment&ldquo;, MCI) kommt.<sup>2&ndash;4</sup> Beobachtungsstudien aus den letzten Jahren weisen darauf hin, dass sich eine Alzheimerdemenz in diesem Vorstadium durch Depressionen und andere neuropsychiatrische Symptome &auml;u&szlig;ern kann. &Auml;ltere Menschen mit normaler kognitiver Funktion und neuropsychiatrischen Symptomen &ndash; vor allem mit Depressionen und &Auml;ngstlichkeit &ndash; hatten ein doppelt so hohes Risiko, in den kommenden 3&ndash;6 Jahren ein MCI zu entwickeln, als diejenigen ohne diese Beschwerden.<sup>4&ndash;7</sup> Manche Forscher postulieren, Depressionen k&ouml;nnten das Voranschreiten von Mb. Alzheimer f&ouml;rdern oder andersherum als Konsequenz der Demenz auftreten.<sup>8</sup> Schon seit L&auml;ngerem suchen Wissenschaftler nach Biomarkern, mit denen man Mb. Alzheimer im pr&auml;klinischen Stadium identifizieren k&ouml;nnte, um die Patienten besser betreuen und therapieren zu k&ouml;nnen.<br /><br /> Ein solcher Biomarker k&ouml;nnten Depressionen sein, insbesondere die vom &auml;ngstlichen Typ. Die Psychiaterin Dr. Nancy Donovan und ihre Kollegen von der Universit&auml;t in Harvard fanden n&auml;mlich bei gesunden &auml;lteren Menschen mit (noch) normaler kognitiver Funktion h&ouml;here Amyloid-Werte bei den Teilnehmern mit Depressionen. Je h&ouml;her der Amyloid-Wert, desto &auml;ngstlich-depressiver wurden die Teilnehmer &uuml;ber den Studienzeitraum.<br /><br /> Die Forscher schlossen 270 gesunde Senioren von der Harvard-Aging-Brain- Studie im Alter zwischen 62 und 90 Jahren ein, die keine kognitiven Einschr&auml;nkungen und keine bedeutende psychiatrische Krankheit hatten. Zu Beginn der Studie wurden die Amyloid-Ansammlungen mittels PiB-Positronenemissionstomografie (PET) gemessen. Ob jemand unter einer Depression litt und wenn ja, wie sehr, ermittelten die Wissenschaftler mit der Geriatrischen Depressions-Skala (GDS) jeweils einmal am Anfang der Studie und einmal j&auml;hrlich. Zus&auml;tzlich wurden der Score im Mini-Mental-Status-Test (MMSE), der Hollingshead-Score und der AMNART-Score erhoben sowie der APOE- &epsilon;4-Carrier-Status bestimmt.<br /><br /> Zu Beginn der Studie hatten die Teilnehmer insgesamt einen Wert auf der Geriatrischen Depressions-Skala von im Schnitt 2,8 und diejenigen mit fr&uuml;herer Depression von 3,7. Je h&ouml;her die PiB-Bindung in der PET, desto mehr stieg der Wert auf der Depressions-Skala &uuml;ber die Jahre &ndash; unabh&auml;ngig davon, ob ein Teilnehmer eine Depression hatte oder nicht. Teilnehmer mit h&ouml;herer PiB-Bindung hatten im Laufe der Zeit auch zunehmend &auml;ngstliche Symptome. Je mehr Amyloid, so das Fazit der Autoren, desto &auml;ngstlich-depressiver wurden kognitiv normale &auml;ltere Erwachsene. Hatte jemand schon fr&uuml;her einmal eine Depression, f&uuml;hrte das zu h&ouml;heren Werten auf der Depressions-Skala, aber nicht zu einer Verschlechterung depressiv-&auml;ngstlicher Symptome. &bdquo;Die Studie unterst&uuml;tzt die Hypothese, dass neuropsychiatrische Symptome auftreten, noch bevor fr&uuml;he Zeichen von Alzheimerdemenz zu erkennen sind&ldquo;, sagt Prof. Perneczky. &bdquo;Sie liefert ein weiteres Mosaiksteinchen zum Verst&auml;ndnis der komplexen Zusammenh&auml;nge zwischen Morbus Alzheimer und Depression.&ldquo; Trotzdem lasse sich auch weiterhin nicht klar sagen, ob eine Depression ausschlie&szlig;lich die Ursache oder zu einem Teil auch Ausdruck der Alzheimererkrankung ist. Nicht sicher ist auch, ob depressive Senioren sp&auml;ter alle an Alzheimerdemenz erkranken.<br /><br /> Auf jeden Fall sei die Studie ein erneuter Beleg daf&uuml;r, dass man hellh&ouml;rig werden sollte, wenn sich ein &auml;lterer Mensch grundlos niedergeschlagen f&uuml;hlt, und man das sorgf&auml;ltig abkl&auml;ren sollte, erst recht dann, wenn der Betroffene zus&auml;tzlich Ged&auml;chtnisprobleme habe. &bdquo;Auch wenn sich dann herausstellt, dass er keine Alzheimerdemenz hat: Eine antidepressive Behandlung erh&ouml;ht die Lebensqualit&auml;t enorm.&ldquo;</p> <p>Lesen sie auch: <a href="1000000556">Was ist die korrekte Therapie?</a></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Donovan NJ et al.: Am J Psychiatry online, 12. 1. 2018 <strong>2</strong> Jack CR et al.: Lancet Neurol 2013; 12: 207-16 <strong>3</strong> Sperling RA et al.: Alzheimers Dement 2011; 7: 280-92 <strong>4</strong> Geda YE et al.: Arch Neurol 2006; 63: 435-40 <strong>5</strong> Steenland K et al.: J Alzheimers Dis 2012; 31: 265-75 <strong>6</strong> Geda YE et al.: Am J Psychiatry 2014; 171: 572-81 <strong>7</strong> Donovan NJ et al.: Am J Geriatr Psychiatry 2014; 22: 1642-51 <strong>8</strong> Peters ME, Lyketsos CG: Am J Geriatr Psychiatry 2015; 23: 115-8</p> </div> </p>
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