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Impfperspektiven bei Malaria
Jatros
30
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20.12.2018
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<p class="article-intro">Seit einem Jahrhundert versucht man, für Menschen wirksame Impfungen gegen Malaria zu entwickeln. Lange blieben die Versuche erfolglos. Inzwischen gibt es jedoch erste Erfolg versprechende Ansätze. Ein Impfstoff ist bereits in Phase III.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Plasmodien sind als Einzeller erheblich größer als Viren oder Bakterien und sie haben auch viel mehr Gene – etwa 5400“, erläuterte Prof. Dr. Peter Kremsner, Institut für Tropenmedizin, Uniklinikum Tübingen. „Deshalb ist es auch viel schwieriger, dagegen eine Impfung zu entwickeln.“ <br />Seit dem Ersten Weltkrieg wurden rund 50 Malariaimpfungen entwickelt, die auch eine Wirksamkeit von 100 % aufwiesen, allerdings nur bei Tieren. Beim Menschen war dies bisher nicht umsetzbar. <br />Abbildung 1 zeigt den Lebenszyklus der Plasmodien und die daraus resultierenden Ansatzmöglichkeiten für Impfungen.<br /> „In jedem der unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Plasmodien, in der Leber, im Blut sowie in der Mücke, werden unterschiedliche Antigene präsentiert“, fuhr Kremsner fort.</p> <p>Bei sogenannten semiimmunen Personen gibt es unterschiedliche Immunantworten, die sich bisher einer klaren Definition entziehen. Es gibt bis dato, trotz vieler Bemühungen, kein Korrelat für Immunprotektion.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Infekt_1804_Weblinks_s11_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1152" /></p> <h2>Impfstoffkandidaten</h2> <p>Einer der am weitesten entwickelten Impfstoffkandidaten ist RTS,S. Dabei handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Oberflächenantigen von P. falciparum im Sporozoitenstadium. Er enthält die wichtigsten T-Zell-Epitope und auch das B-Zell- Epitop. Dieser Ausschnitt wurde mit dem Hepatitis-B-Oberflächenantigen verknüpft (deshalb wirkt die Impfung auch gegen Hepatitis B) und mit einem potenten Adjuvans versehen. <br />In einer Phase-III-Studie mit einem Beobachtungszeitraum von vier Jahren fand sich eine Schutzwirksamkeit von 36 % bei Kindern über einem Jahr und von 26 % bei Kindern unter einem Jahr. Die analogen Zahlen für schwere Malaria lagen bei 32 % bzw. 17 % . „Das ist aber gar nicht so schlecht“, kommentierte Kremsner. „Immerhin ist das die erste antiparasitäre Impfung überhaupt, die bis in die Phase III gekommen ist.“ Derzeit laufen Implementierungsstudien in drei afrikanischen Ländern, mit dem Ziel, die Machbarkeit (vier Injektionen), die Auswirkung auf die Mortalität und die Sicherheit (Meningitis) weiter zu evaluieren. <br />Es gibt jedoch auch noch verschiedene andere Ansätze. Der vielleicht wichtigste ist die Sporozoitenimpfung. Hier geht man vom bei Parasiten wahrscheinlich nicht funktionierenden Ansatz, einzelne Antigene zu verwenden, ab und verwendet stattdessen ganze, attenuierte Sporozoiten. Die Attenuierung kann beispielsweise durch Bestrahlung stattfinden. Die Sporozoiten können dann noch in die Leber einwandern, sich dort aber nicht mehr vermehren. In einer Tübinger Studie konnte, abhängig von der Zahl der verabreichten Sporozoiten (die gleichzeitig mit Chloroquin verabreicht wurden), bei guter Verträglichkeit eine Schutzrate von bis zu 100 % erreicht werden. <br />Auch Vakzinen, in denen sexuelle und asexuelle Blutstadien von Plasmodien verwendet werden, sind in Entwicklung.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „Neue Impf-Perspektiven bei der Malaria“, Vortrag von
Prof. Dr. Peter Kremsner, Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin
und Humanparasitologie, Universitätsklinikum Tübingen,
im Rahmen von Symposium III, 26. Jahrestagung
der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG), 4. Oktober 2018, Wien
</p>
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<p>beim Vortragenden</p>
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