
HIV-2: eine seltene Herausforderung
Bericht:
Mag. Birgit Leichsenring
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HI-Viren mit allen bekannten Subtypen entspringen speziesübergreifenden Transmissionen von Retroviren zentralafrikanischer Primaten auf den Menschen. Am erfolgreichsten zeigten sich Transmissionen von Schimpansen auf den Menschen, aus welchen der Virustyp HIV-1 hervorging, der die globale HIV-Epidemie dominiert. Weniger Beachtung findet HIV-2, entstanden durch die Übertragung von Rußmangaben auf Menschen.
Weltweit leben geschätzte 1–2 Millionen Menschen mit HIV-2.1 Hauptsächlich tritt die Infektion in westafrikanischen Ländern auf, hier werden teils hohe Prävalenzen von 1–5% angegeben. Exakte Angaben sind schwierig, da es wenig internationale Statistiken und Daten gibt. So wird die Anzahl der mit HIV-2 lebenden Menschen in Frankreich auf etwa 1000, in Spanien auf etwa 350 und in Deutschland auf insgesamt ca. 100 Personen geschätzt.2
HIV-1 versus HIV-2
Ein entscheidender Unterschied zwischen HIV-1 und HIV-2 findet sich in der Plasmavirämie. Bei HIV-2 ist eine signifikant geringere Viruslast zu messen. Werte über 1000HIV-2-RNA-Kopien/ml Blut gelten bereits als hoch, eine Viruslast um die 15000–20000 Kopien ist selten. Diese niedrige Virämie erklärt die vergleichsweise geringe Verbreitung von HIV-2, da bekanntermaßen die Wahrscheinlichkeit einer Transmission mit der Höhe der Viruslast korreliert.
Trotz niedriger Virämie kann auch die HIV-2-Infektion zu einem Krankheitsverlauf führen, der keine wesentlichen klinischen Unterschiede zu HIV-1 aufzeigt und unbehandelt mit gleichen opportunistischen Erkrankungen und demnach hoher Mortalität einhergeht. Nur bei 6–10% dürfte es sich um sogenannte Long-Term-Non-Progressors und Elite-Controllers handeln. Die HIV-Therapie ist somit auch bei einer HIV-2-Infektion essenziell, wie auf den Münchner AIDS- und Covid-Tagen betont wurde.
HIV-2: herausfordernd in der Behandlung
Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle antiretroviralen Medikamente, die für die Behandlung einer HIV-1-Infektion zugelassen sind, auch gegen HIV-2 wirken. So sind alle Substanzen aus der Gruppe der nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) nicht effektiv und bei den Proteaseinhibitoren (PI) können nur einzelne Wirkstoffe eingesetzt werden. Integraseinhibitoren und nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) hingegen zeigten eine hohe Wirksamkeit. Durch die eingeschränkten Therapieoptionen kann die langfristige Behandlung eine große Herausforderung darstellen.
Ebenfalls wurde die wesentlich langsamere Änderung der Parameter bei Statuskontrollen als Herausforderung für Behandler und Patienten dargestellt. Denn einerseits ist der Anstieg der Zahl der CD4-Zellen nach Therapiestart und somit der Therapieerfolg langsamer zu beobachten. Andererseits ist ein potenzielles virologisches Versagen schwierig zu identifizieren, da der CD4-Abfall und insbesondere ein Anstieg der Virämie nicht eindeutig über einen kurzen Zeitraum sichtbar sind.
Spannend aus virologischer Sicht
Da vergleichsweise wenige Menschen mit einer HIV-2-Infektion leben, erscheint diese spezielle Infektion eher als Nischenthema. Dabei ist HIV-2 aus virologischer Sicht durchaus sehr spannend. Aus medizinischer Sicht erfordert sie eine besondere Aufmerksamkeit in der Therapie und langfristigen Betreuung von den behandelnden Ärzten. Und insgesamt spielt im Sinn der globalen Ziele gegen HIV selbstverständlich auch die richtige Diagnostik und effektive Therapie der HIV-2-Infektion eine wesentliche Rolle.
Auch als seltene Herausforderungen erhielt HIV-2 daher zu Recht Raum auf den Münchner AIDS- und Covid-Tagen 2022.
Quelle:
18. Münchner AIDS- und Covid-Tage 2022
Literatur:
1 Gottlieb GS et al.: 90-90-90 for HIV-2? Ending the HIV-2 epidemic by enhancing care and clinical management of patients infected with HIV-2. Lancet 2018; 5(7): 390-9 2 Hoffmann C, Rockstroh J: HIV 2020/2021. Medizin Fokus Verlag Hamburg; www.hivbuch.de
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