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Was ist gefordert? Worauf kann verzichtet werden?
Jatros
Autor:
OÄ Dr. Angela Ramoni
Abteilung für Geburtshilfe<br> Univ.-Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Innsbruck<br> E-Mail: angela.ramoni@tirol-kliniken.at
30
Min. Lesezeit
07.03.2019
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<p class="article-intro">Seit der Einführung des Mutter-Kind-Passes nehmen nahezu 100 % der Schwangeren dieses Vorsorgeprogramm in Anspruch. Als unmittelbarer Erfolg war bereits in den ersten 5 Jahren ein Absinken der perinatalen Mortalität um fast 50 % zu verzeichnen.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Gezielte Erfassung von Risikofaktoren durch Anamnese, exakte Blutdruckmessung, Gewichtskontrolle, Harnkontrolle</li> <li>Das CTG als alleinige Untersuchung hat bei der Nichtrisiko- Schwangeren ohne Wehen keinen Stellenwert und verbessert nicht das geburtshilfliche Outcome.</li> <li>Die Doppleruntersuchung soll in jedem Fall durchgeführt werden bei Feten, die ihre Wachstumsperzentile verlassen (Arteria uterina und zerebroplazentare Ratio).</li> <li>Die Häufigkeit der Untersuchungen liegt im Ermessen des betreuenden Facharztes, wobei auch die Bedürfnisse der Schwangeren so weit wie möglich berücksichtigt werden sollen.</li> <li>Wichtig ist jedoch nicht nur die Erhebung der Befunde, sondern die richtige Interpretation derselben und das Setzen von Konsequenzen.</li> </ul> </div> <p>Die letzte Schwangerenuntersuchung ist im Mutter-Kind-Pass zwischen der 35. und der einschließlich 38. Schwangerschaftswoche vorgesehen.</p> <p>In dieser Untersuchung wird gefordert:</p> <ul> <li>Ausführliche Anamneseerhebung</li> <li>Gynäkologische Untersuchung</li> <li>Erhebung der mütterlichen und kindlichen Risikofaktoren</li> <li>Beurteilung der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen</li> </ul> <h2>Antepartales CTG am wehenlosen Uterus</h2> <p>Die AWMF-Leitlinie (aus dem Jahr 2013, derzeit in Überarbeitung) hatte die Zielsetzung, die Anwendung des CTG am wehenlosen Uterus zur Überwachung des Ungeborenen auf der Basis evidenzbasierter Methoden zu standardisieren, um fetale Gefahrenzustände rechtzeitig zu erkennen. Unter dem Gesichtspunkt der Evidenzbasierung kann der routinemäßige Einsatz des CTG bei der Schwangeren ohne Indikation bei wehenlosem Uterus jedoch nicht empfohlen werden, da sich hierdurch keine Verbesserung der perinatalen Daten erzielen lässt.</p> <p>Aus als normal eingestuften fetalen Herzfrequenz(FHF)-Mustern kann man in der Regel auf das derzeitige Wohlbefinden des Feten schließen, jedoch spiegeln bis zu 50 % der als fälschlich pathologisch eingestuften FHF-Muster physiologische Veränderungen wider. Daraus entsteht ein Anstieg der Zahl der Geburtseinleitungen und der Indikationen zur operativen Entbindung.</p> <p>Zudem ist das CTG ist unter den fetalen Überwachungsmodalitäten jenes, das die kürzeste Vorwarnzeit einer fetalen Gefährdung bietet (wenige Tage) (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s28_abb1.jpg" alt="" width="600" height="274" /></p> <h2>Computerisiertes CTG (Oxford-CTG)</h2> <p>Laut aktuellem Cochrane-Review zeigt das computerisierte CTG (Oxford-CTG) im Vergleich zum Standard-CTG im Risikokollektiv eine Verbesserung in der perinatalen Mortalität, jedoch keinen signifikanten Vorteil in Bezug auf Apgar-Werte kleiner 7 nach 5 Minuten. Im Nichtrisikokollektiv gibt es diesbezüglich gar keine Daten.<br /> Ob das computerisierte CTG einen Vorteil in Bezug auf die längere Vorwarnzeit vor einer fetalen Hypoxämie bieten kann, ist derzeit noch unklar, jedoch ist eine Verbesserung der Objektivität der CTG-Beurteilung möglich.</p> <h2>Dopplersonografie</h2> <p>Die fetale Doppleruntersuchung bietet die Möglichkeit der Abschätzung einer fetalen Gefährdung über ein längeres Zeitintervall.<br /> Für das generelle Screening mittels Dopplersonografie gibt es bei Niedrigrisiko- Schwangerschaften derzeit keine Evidenz.<br /> Bei Feten, welche ihre Wachstumsperzentile verlassen, ist eine Dopplermessung der Arteria uterina sowie der cerebroplazentaren Ratio empfohlen. Fällt das Wachstum unter die 3. Perzentile oder liegt der PI der Arteria uterina über der 95. Perzentile oder sinkt die cerebroplazen tare Ratio unter die 5. Perzentile, droht eine Verschlechterung des fetalen Out comes und eine frühzeitige Entbindung kann indiziert sein (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s29_abb2.jpg" alt="" width="600" height="533" /></p> <h2>„Count to ten“</h2> <p>Sinnvoll scheint die Schulung der Schwangeren in der bewussten Registrierung der fetalen Bewegungen zu sein. Einen Goldstandard hierzu gibt es nicht. Interessant ist der Zugang einer norwegischen Studie: Schwangere wurden in einer Aufklärungsbroschüre angeleitet, Kindsbewegungen in einer Tabelle aufzuzeichnen und sich ohne Verzögerung vorzustellen, wenn einen Tag über keine Bewegungen, über Tage abnehmende Kindsbewegungen wahrnehmbar oder weniger als 10 Bewegungen in 2 Stunden in Ruhe registriert werden konnten. Hierdurch konnte im Studienzeitraum von etwa zwei Jahren die Rate an späten IUFT um 50 % reduziert werden.</p> <h2>Terminüberschreitung</h2> <p>Bei Terminüberschreitung ist ein engmaschiges Kontrollintervall indiziert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s29_abb3.jpg" alt="" width="600" height="293" /></p></p>
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<p>bei der Verfasserin</p>
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