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Betreuung der risikofreien Schwangerschaft nach der 35. SSW

Was ist gefordert? Worauf kann verzichtet werden?

<p class="article-intro">Seit der Einführung des Mutter-Kind-Passes nehmen nahezu 100 % der Schwangeren dieses Vorsorgeprogramm in Anspruch. Als unmittelbarer Erfolg war bereits in den ersten 5 Jahren ein Absinken der perinatalen Mortalität um fast 50 % zu verzeichnen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Gezielte Erfassung von Risikofaktoren durch Anamnese, exakte Blutdruckmessung, Gewichtskontrolle, Harnkontrolle</li> <li>Das CTG als alleinige Untersuchung hat bei der Nichtrisiko- Schwangeren ohne Wehen keinen Stellenwert und verbessert nicht das geburtshilfliche Outcome.</li> <li>Die Doppleruntersuchung soll in jedem Fall durchgef&uuml;hrt werden bei Feten, die ihre Wachstumsperzentile verlassen (Arteria uterina und zerebroplazentare Ratio).</li> <li>Die H&auml;ufigkeit der Untersuchungen liegt im Ermessen des betreuenden Facharztes, wobei auch die Bed&uuml;rfnisse der Schwangeren so weit wie m&ouml;glich ber&uuml;cksichtigt werden sollen.</li> <li>Wichtig ist jedoch nicht nur die Erhebung der Befunde, sondern die richtige Interpretation derselben und das Setzen von Konsequenzen.</li> </ul> </div> <p>Die letzte Schwangerenuntersuchung ist im Mutter-Kind-Pass zwischen der 35. und der einschlie&szlig;lich 38. Schwangerschaftswoche vorgesehen.</p> <p>In dieser Untersuchung wird gefordert:</p> <ul> <li>Ausf&uuml;hrliche Anamneseerhebung</li> <li>Gyn&auml;kologische Untersuchung</li> <li>Erhebung der m&uuml;tterlichen und kindlichen Risikofaktoren</li> <li>Beurteilung der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen</li> </ul> <h2>Antepartales CTG am wehenlosen Uterus</h2> <p>Die AWMF-Leitlinie (aus dem Jahr 2013, derzeit in &Uuml;berarbeitung) hatte die Zielsetzung, die Anwendung des CTG am wehenlosen Uterus zur &Uuml;berwachung des Ungeborenen auf der Basis evidenzbasierter Methoden zu standardisieren, um fetale Gefahrenzust&auml;nde rechtzeitig zu erkennen. Unter dem Gesichtspunkt der Evidenzbasierung kann der routinem&auml;&szlig;ige Einsatz des CTG bei der Schwangeren ohne Indikation bei wehenlosem Uterus jedoch nicht empfohlen werden, da sich hierdurch keine Verbesserung der perinatalen Daten erzielen l&auml;sst.</p> <p>Aus als normal eingestuften fetalen Herzfrequenz(FHF)-Mustern kann man in der Regel auf das derzeitige Wohlbefinden des Feten schlie&szlig;en, jedoch spiegeln bis zu 50 % der als f&auml;lschlich pathologisch eingestuften FHF-Muster physiologische Ver&auml;nderungen wider. Daraus entsteht ein Anstieg der Zahl der Geburtseinleitungen und der Indikationen zur operativen Entbindung.</p> <p>Zudem ist das CTG ist unter den fetalen &Uuml;berwachungsmodalit&auml;ten jenes, das die k&uuml;rzeste Vorwarnzeit einer fetalen Gef&auml;hrdung bietet (wenige Tage) (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s28_abb1.jpg" alt="" width="600" height="274" /></p> <h2>Computerisiertes CTG (Oxford-CTG)</h2> <p>Laut aktuellem Cochrane-Review zeigt das computerisierte CTG (Oxford-CTG) im Vergleich zum Standard-CTG im Risikokollektiv eine Verbesserung in der perinatalen Mortalit&auml;t, jedoch keinen signifikanten Vorteil in Bezug auf Apgar-Werte kleiner 7 nach 5 Minuten. Im Nichtrisikokollektiv gibt es diesbez&uuml;glich gar keine Daten.<br /> Ob das computerisierte CTG einen Vorteil in Bezug auf die l&auml;ngere Vorwarnzeit vor einer fetalen Hypox&auml;mie bieten kann, ist derzeit noch unklar, jedoch ist eine Verbesserung der Objektivit&auml;t der CTG-Beurteilung m&ouml;glich.</p> <h2>Dopplersonografie</h2> <p>Die fetale Doppleruntersuchung bietet die M&ouml;glichkeit der Absch&auml;tzung einer fetalen Gef&auml;hrdung &uuml;ber ein l&auml;ngeres Zeitintervall.<br /> F&uuml;r das generelle Screening mittels Dopplersonografie gibt es bei Niedrigrisiko- Schwangerschaften derzeit keine Evidenz.<br /> Bei Feten, welche ihre Wachstumsperzentile verlassen, ist eine Dopplermessung der Arteria uterina sowie der cerebroplazentaren Ratio empfohlen. F&auml;llt das Wachstum unter die 3. Perzentile oder liegt der PI der Arteria uterina &uuml;ber der 95. Perzentile oder sinkt die cerebroplazen tare Ratio unter die 5. Perzentile, droht eine Verschlechterung des fetalen Out comes und eine fr&uuml;hzeitige Entbindung kann indiziert sein (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s29_abb2.jpg" alt="" width="600" height="533" /></p> <h2>&bdquo;Count to ten&ldquo;</h2> <p>Sinnvoll scheint die Schulung der Schwangeren in der bewussten Registrierung der fetalen Bewegungen zu sein. Einen Goldstandard hierzu gibt es nicht. Interessant ist der Zugang einer norwegischen Studie: Schwangere wurden in einer Aufkl&auml;rungsbrosch&uuml;re angeleitet, Kindsbewegungen in einer Tabelle aufzuzeichnen und sich ohne Verz&ouml;gerung vorzustellen, wenn einen Tag &uuml;ber keine Bewegungen, &uuml;ber Tage abnehmende Kindsbewegungen wahrnehmbar oder weniger als 10 Bewegungen in 2 Stunden in Ruhe registriert werden konnten. Hierdurch konnte im Studienzeitraum von etwa zwei Jahren die Rate an sp&auml;ten IUFT um 50 % reduziert werden.</p> <h2>Termin&uuml;berschreitung</h2> <p>Bei Termin&uuml;berschreitung ist ein engmaschiges Kontrollintervall indiziert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s29_abb3.jpg" alt="" width="600" height="293" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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