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Update zu Phytoöstrogenen in der Menopause
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Christian Egarter
Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin <br>Medizinische Universität Wien <br>E-Mail: christian.egarter@meduniwien.ac.at
30
Min. Lesezeit
25.05.2017
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<p class="article-intro">Phytoöstrogene kommen in verschiedenen Pflanzen wie Soja, der Traubensilberkerze, diversen Kleearten oder auch Hopfen vor und reagieren unterschiedlich mit den Subtypen des Östrogenrezeptors (ER). </p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Sojabohnen enthalten zwölf verschiedene Isoflavone mit den Hauptsubstanzen Genistein, Daidzein und Glycitein. In Asien wird Soja seit Jahrhunderten vermehrt konsumiert. Allerdings kommt es durch die Nahrungszubereitung zu einem etwa 70 % igen Verlust an Isoflavonen und auch die tägliche Einnahmedosis ist durchaus schwankend. Darüber hinaus besteht eine relativ große interindividuelle Metabolisierung aufgrund der unterschiedlichen Darmflora zur weiteren Verstoffwechselung. Dies alles zeigt bereits, dass placebokontrollierte Studien auf diesem Gebiet eine gewisse Herausforderung darstellen.</p> <h2>Direkte und indirekte Effekte nachgewiesen</h2> <p>Aus einer Vielzahl von In-vitro- und tierexperimentellen Studien wissen wir, dass Phytoöstrogene nicht nur mit den intrazellulären Östrogenrezeptoren interagieren und dadurch direkte Effekte auf die Transkription – auch über den Umweg epigenetischer Einflüsse wie die Histon­acetylierung – ausüben, sondern auch über die Beeinflussung von anderen Rezeptoren wie dem Androgen-, IlGF- oder dem „peroxisome proliferator-activated receptor“ (PPAR) antioxidative, antiinflammatorische, antiatherogene, neuroprotektive oder osteoprotektive Wirkungen haben können. <br />Viele klinische Studien bezüglich menopausaler Beschwerden sind in der Vergangenheit durchgeführt worden und zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Entsprechende Metaanalysen zeigen einen gewissen Effekt der Phytoöstrogene, der v.a. bei Hitzewallungen signifikant erscheint. Die tägliche Dosierung dürfte diesbezüglich relevant sein und wird mit etwa 10–15mg Genistein angegeben.<br />In einer prospektiven, doppelt verblindeten, placebokontrollierten Studie bezüglich der antiatherogenen Wirkung konnte anhand eines sonografischen Surrogat­parameters (Carotis-Intima-Media-Dicke [CIMT]) ein signifikanter Effekt von täglich 25g Sojaprotein nachgewiesen werden, allerdings nur wenn es frühzeitig zu Beginn der Menopause genommen wird. Möglicherweise funktioniert dies auch über eine günstige Beeinflussung des Lipidstoffwechsels (insbesondere des LDL-Cholesterins), worauf Metaanalysen bereits hinweisen.</p> <h2>Positive Wirkung auf die Knochendichte</h2> <p>Weitere Metaanalysen bezüglich der Prävention der Osteoporose durch Phytoöstrogene wie täglich >75mg Isoflavone haben eine Erhöhung der Knochendichte sowie eine verringerte Konzentration der urinären Knochenresorptionsmarker gezeigt. Studien mit harten Endpunkten wie der Frakturrate sind, wie übrigens auch bei einer klassischen HRT, nur selten. <br />Eine umfassende Risikobewertung der European Food Safety Authority kommt zu dem Schluss, dass es bezüglich potenzieller Nebenwirkungen keine Bedenken – auch nicht bezüglich Brustkrebs – gibt. Die Langzeitsicherheit ist für eine tägliche Einnahme von bis zu 150mg Isoflavonen für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren nachgewiesen.</p> <p> </p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8049" data-locked="0">zurück zum Themenschwerpunkt zur OEGGG Jahrestagung</a></span></p> <p> </p></p>
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<p>beim Verfasser</p>
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