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WebUp Gynäkologie

Prävention durch Bewegung und Ernährung

Welchen Beitrag kann ein gesunder Lebensstil zur Prävention von Erkrankungen wie dem Mammakarzinom oder der Osteoporose leisten? Antworten darauf lieferte das WebUp Gynäkologie.

Das Mammakarzinom ist nicht nur das häufigste Malignom der Frau, sondern auch die häufigste Todesursache bei jungen Frauen. Schätzungsweise die Hälfte der Frauen mit Brustkrebs ist zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung 50 Jahre oder älter. Das Brustkrebs-Screening ist ein wichtiges Instrument zur frühzeitigen Entdeckung. «Verhindert wird die Erkrankung dadurch aber nicht», sagt Prof. Dr. med. Andreas Günthert vom gyn-zentrum in Luzern. Der Nachweis der Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen wird im Allgemeinen durch das Fehlen randomisierter kontrollierter Studien erschwert. Oft stammt die verfügbare Evidenz aus Beobachtungsstudien, z.B. aus einer Kohortenstudie bei Frauen, die an einem Mammakarzinom erkrankt waren und bei denen das Rezidivrisiko oder das Risiko, an der Erkrankung zu sterben, durch körperliche Aktivität deutlich gesenkt werden konnte.1

Unterschiede zwischen Prä- und Postmenopause

Was den Einfluss der Ernährung auf das Brustkrebsrisiko betrifft, sind die Ergebnisse widersprüchlich. Eine «westliche Diät» mit viel Fett und Zucker und wenig Ballaststoffen ist gemäss einer aktuellen Metaanalyse von 32 Studien mit einem erhöhten Risiko assoziiert.2 Bei einer gesunden Ernährung, u.a. mit Gemüse, Früchten und Nüssen, Vollkornprodukten und Fisch, aber wenig rotem Fleisch, Zucker oder Butter, nahm das Risiko für ein Mammakarzinom hingegen ab. Interessant dabei: Der positive Zusammenhang zwischen einer westlichen Diät und dem Brustkrebsrisiko fand sich nur bei Frauen in der Postmenopause und für hormonrezeptorpositive Tumoren.

Widersprüchlich sind auch die Daten zur Fettleibigkeit: Während das Brustkrebsrisiko adipöser Frauen in der Prämenopause reduziert zu sein scheint, haben fettleibige Frauen in der Postmenopause ein erhöhtes Risiko für ein hormonrezeptorpositives Mammakarzinom.3 Dabei scheint der entscheidende Faktor für das erhöhte Brustkrebsrisiko in der Postmenopause nicht das Übergewicht allein zu sein, sondern der Körperfettanteil, wie eine weitere Studie zeigte.4 Durch eine fettarme Diät und Reduktion des Körpergewichts liess sich das Überleben von postmenopausalen Frauen, die an einem Mammakarzinom erkrankt waren, positiv beeinflussen.5

<< Um die Knochengesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten, muss man frühzeitig aktiv werden.>>
A. Günthert, Luzern

Primärprävention der Osteoporose: Bewegung, Kalzium und Vitamin D

Das Lebenszeitrisiko einer Frau, eine pathologische Fraktur basierend auf einer Osteoporose zu entwickeln, beträgt 50%. Am häufigsten handelt es sich dabei um eine Radiusfraktur.

«Um die Knochengesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten, muss man frühzeitig aktiv werden», sagt Günthert. Neben körperlicher Aktivität mit moderater Schwerkrafteinwirkung zur Stärkung der Muskelkraft ist eine ausreichende Proteinzufuhr wichtig. Zudem sollten Erwachsene zur Primärprävention täglich 1000–1200mg Kalzium mit der Nahrung zu sich nehmen. In den lichtarmen Monaten Oktober bis März (bei Personen über 70 Jahre ganzjährig) empfiehlt sich zusätzlich die Einnahme von Vitamin D.

Zur medikamentösen Osteoporosebehandlung wird klassischerweise eine orale oder parenterale antiresorptive Therapie mit Bisphosphonaten eingesetzt. Alternativ kann eine Behandlung mit dem RANKL-Inhibitor Denosumab oder dem selektiven Östrogenrezeptor-Modulator (SERM) Raloxifen erfolgen. Eine zusätzliche osteoanabole Behandlung mit Parathormon kann bei Versagen der antiresorptiven Behandlung indiziert sein. Wichtig sind dabei eine Sensibilisierung zur Bestimmung der Knochendichte ab dem 45. Lebensjahr und eine Anbindung an eine spezialisierte Osteoporose-Sprechstunde. Leider ist die Knochendichtemessung ohne pathologische Fraktur keine kassenpflichtige Leistung. Neu ist aber, dass die Knochendichtemessung bei Patientinnen mit Mammakarzinom und einer Aromatasehemmer-Therapie übernommen wird.

WebUp Gynäkologie, 8. Juni 2020

1 Holmes MD et al.: Physical activity and survival after breast cancer diagnosis. JAMA 2005; 293(20): 2479-86 2 Xiao Y et al.: Associations between dietary patterns and the risk of breast cancer: a systematic review and meta-analysis of observational studies. Breast Cancer Res 2019; 21(1): 16 3 Neuhouser ML et al.: Overweight, obesity, and postmenopausal invasive breast cancer risk: a secondary analysis of the women’s health initiative randomized clinical trials. JAMA Oncol 2015; 1(5): 611-21 4 Iyengar NM et al.: Association of body fat and risk of breast cancer in postmenopausal women with normal body mass index: a secondary analysis of a randomized clinical trial and observational study. JAMA Oncol 2019; 5(2): 155-63 5 Chlebowski RT et al.: Association of low-fat dietary pattern with breast cancer overall survival: a secondary analysis of the women’s health initiative randomized clinical trial. JAMA Oncol 2018; 4(10): e181212

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