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Experteninterview orale Kontrazeption

Noch immer an erster Stelle: die Pille

<p class="article-intro">Verhütungsmethoden gibt es viele, sodass jede Frau die für sie am besten geeignete auswählen kann. Über die in Österreich nach wie vor beliebteste Methode spricht Prof. Christian Egarter, Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Das Angebot an Verh&uuml;tungsmethoden ist inzwischen schwer &uuml;berschaubar. Welches ist die in &Ouml;sterreich beliebteste Methode?</strong><br /> Hierzulande ist die Pille noch immer das am h&auml;ufigsten angewandte Verfahren, allerdings mit abnehmender Tendenz. Die Gr&uuml;nde daf&uuml;r sind vielf&auml;ltig. Vermutlich spielt auch eine gewisse, meist unberechtigte Angst vor der Einnahme von Hormonen eine Rolle, die manchmal durch entsprechende Medienberichte gesch&uuml;rt wird.</p> <p><strong>Was ist den Frauen bei der Wahl des oralen Kontrazeptivums besonders wichtig?</strong><br />Wir haben dazu eine &ouml;sterreichweite Untersuchung gemacht. An erster Stelle steht die Effizienz, also eine m&ouml;glichst sichere Empf&auml;ngnisverh&uuml;tung. Gleich darauf folgt die bequeme Anwendung. Andere wichtige Gr&uuml;nde, die immer wieder genannt wurden, waren ein regelm&auml;&szlig;iger Zyklus und weniger starke Regelschmerzen. Ebenfalls sehr oft wurde auch die Empfehlung des Gyn&auml;kologen als Grund f&uuml;r die Wahl der Pille genannt.</p> <p><strong>Wie beraten Sie eine junge Frau, die zum ersten Mal eine orale Kontrazeption haben m&ouml;chte? Was ist dabei zu beachten?</strong><br />Bei jungen Frauen sind neben der sicheren Empf&auml;ngnisverh&uuml;tung auch noch andere Aspekte wichtig, zum Beispiel ein stabiler Zyklus ohne Zwischenoder Schmierblutungen. Gro&szlig;e Bedeutung hat auch die Knochendichte, denn nur wenn die Knochen in jungen Jahren bereits ihre maximale Masse aufbauen k&ouml;nnen, kann im sp&auml;teren Leben eine Osteoporose hinausgez&ouml;gert oder bei entsprechendem Lebensstil unter Umst&auml;nden vermieden werden. Daher verschreibe ich jungen Frauen eher h&ouml;her dosierte Pr&auml;parate mit 30 Mikrogramm Ethinylestradiol. Zu beachten ist dabei vor allem das Thromboserisiko. Dieses ist bei jungen Frauen generell extrem niedrig und liegt etwa bei 1 in 10 000 Frauenjahren. Man sollte allerdings die individuellen Risikofaktoren einer Patientin unbedingt ber&uuml;cksichtigen, da die Thrombose ein multifaktorielles Geschehen ist. Ist die Frau zum Beispiel &uuml;bergewichtig, Raucherin oder leidet sie an einer Gerinnungsst&ouml;rung, dann sollte man vorsichtig sein. Bei diesen Patientinnen verschreibe ich meist ein reines Gestagenpr&auml;parat. Der Nachteil ist, dass damit kein stabiler Zyklus erreicht wird. Darauf muss man die Frau vorbereiten.</p> <p><strong>Wie sieht es mit zus&auml;tzlichen Wirkungen der oralen Kontrazeptiva aus, beispielsweise auf die Haut?</strong><br />Orale Kontrazeptiva werden oft auch in der Aknetherapie eingesetzt. In der Regel wird ein Pr&auml;parat drei Monate gegeben und dann abgesetzt. Verschlimmert sich das Hautbild wieder, wird erneut f&uuml;r drei Monate behandelt. Hier ist sehr wichtig zu wissen, dass gerade in den ersten drei Monaten der Pilleneinnahme das Thromboserisiko besonders stark ansteigt und danach stark abnimmt. Deshalb sollte man bei der Aknebehandlung mit hoch dosierten Pr&auml;paraten sehr vorsichtig sein. Ich rate meist zu Kombinationen mit Dienogest und zus&auml;tzlich dem Nahrungserg&auml;nzungsmittel Inositol.</p> <p><strong>W&uuml;rden Sie einer Frau &uuml;ber 40 Jahre noch die Pilleneinnahme empfehlen? Und warum?</strong><br />In dieser Altersgruppe steigt nat&uuml;rlich das Thromboserisiko an. Bei Frauen zwischen 45 und 49 Jahren liegt es schon bei 6,6 auf 10 000 Frauenjahre, selbst wenn sie keine Hormone einnehmen. Wenn eine Frau aber bereits seit Langem orale Kontrazeptiva einnimmt, dann kann sie das auch weiterhin tun. Falls das individuelle Risikoprofil nicht dagegenspricht, k&ouml;nnen diese Frauen auch Kombinationspr&auml;parate einnehmen. Bei &auml;lteren Frauen, die zum ersten Mal oral verh&uuml;ten m&ouml;chten, sind reine Gestagenpr&auml;parate oder Kombinationen mit nat&uuml;rlichem &Ouml;strogen wahrscheinlich mit einem geringeren Thromboserisiko verbunden. Eine Alternative sind auch lokale Methoden wie der Vaginalring, da dieser im Gesamtzyklus eine wesentlich geringere &Ouml;strogenmenge abgibt als orale Pr&auml;parate. Weitere M&ouml;glichkeiten bieten vor allem die lang wirksamen Kontrazeptiva wie die Spirale, die entweder hormonfrei ist oder nur Gestagen enth&auml;lt.</p> <p><strong><em>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch.</em></strong></p></p>
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