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Systemische Tumortherapie

Die Patientin mit gynäkologischen Problemen

<p class="article-intro">Supportivmaßnahmen bei onkologischen Patientinnen mit gynäkologischen Problemen sind essenziell. Wie diese durchgeführt werden können, wird im Folgenden genau beschrieben.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Maligner Aszites</h2> <p>In vielen F&auml;llen ist nach bzw. unter Ultraschalldarstellung durch die Punktion von ausgepr&auml;gtem Aszites am &Uuml;bergang des mittleren in das laterale Drittel der Verbindungslinie zwischen dem Nabel und der linken Spina iliaca anterior superior eine effektive Palliation m&ouml;glich, insbesondere auch von Subileusbeschwerden.</p> <h2>Thromboembolien</h2> <p>Postoperativ sollten Patientinnen mit Genitalkarzinom prophylaktisch eine Antikoagulation f&uuml;r 4 Wochen erhalten. Dadurch reduziert sich die Thromboembolierate signifikant.<br /> Zeichen einer Pulmonalarterienembolie (PAE) sind v.a. pl&ouml;tzliche Atemnot, Tachykardie und evtl. H&auml;moptoe. Erg&auml;nzend sollten eine sorgf&auml;ltige Inspektion und Palpation der unteren Extremit&auml;ten zum Ausschluss bzw. zur Best&auml;tigung einer Bein- bzw. Beckenvenenthrombose erfolgen. Als Akutdiagnostik sollte D-Dimer bestimmt werden (falls negativ, ist eine PAE auszuschlie&szlig;en; falls positiv, ist eine Pulmonalembolie m&ouml;glich) sowie eine arterielle Blutgasanalyse (Abfall von O<sub>2</sub> und CO<sub>2</sub>) durchgef&uuml;hrt werden. Im EKG zeigen sich typischerweise eine tachykarde Flimmerarrhythmie, ein P-pulmonale, ein Rechtsschenkelblock sowie SI/QIII. In der Echokardiografie zeigt sich evtl. eine Rechtsherzdilatation.<br /> Bei Verdacht auf eine Pulmonalarterienembolie sollten ein Spiral-CT oder eine Perfusionsszintigrafie der Lungen erfolgen. Bei Verdacht auf tiefe Bein- bzw. Beckenvenenthrombose sollte eine Dopplersonografie (evtl. Phlebografie) der unteren Extremit&auml;t durchgef&uuml;hrt werden.<br /> Nach Diagnosestellung werden als Therapie ein Kompressionsverband der unteren Extremit&auml;ten und initial die Gabe von therapeutisch dosiertem niedermolekularem Heparin angeschlossen. Meist wird die Thrombosetherapie nach 5&ndash;10 Tagen &ndash; nach klinischer Kontrolle bzw. Kontrolle der Dopplersonografie &ndash; mit reduzierter Dosis eines niedermolekularen Heparins &uuml;ber weitere 6 Monate fortgesetzt. Die &uuml;ber insgesamt 6 Monate verabreichte Gabe von Dalteparin hat gegen&uuml;ber der Vergleichstherapie mit Warfarin (Marcoumar mit einer Ziel-INR [&bdquo;international normalized ratio&ldquo;] von 2,5) in einer Studie von Lee et al. 2004 zu einer klinisch relevanten Reduktion der Zahl von Rethrombosen bzw. Reembolien ohne vermehrte Blutungskomplikationen gef&uuml;hrt.<br /> Seit Kurzem ist alternativ zur Langzeitapplikation von niedermolekularen Heparinen nach nur 5 Tagen einer initialen s.c. Gabe von niedermolekularem Heparin auch Edoxaban (Lixiana), ein Faktor Xa- Inhibitor, als perorale Therapie f&uuml;r 6 Monate bei tumorassoziierter Thromboembolie zugelassen. Die Dosis betr&auml;gt 60mg/ Tag bzw. 30mg/Tag, Letzteres bei einem K&ouml;rpergewicht &lt;60kg und/oder einer Creatinin-Clearance &lt;50ml/min.</p> <h2>Lebensbedrohliche Blutung durch einen malignen Vaginaltumor</h2> <p>Die Blutung wird zun&auml;chst notfallm&auml;&szlig;ig durch vaginale Applikation von Streifentamponaden, die mit einem H&auml;mostyptikum angereichert sind, versorgt. Je nach prognostischer Gesamtsituation ist auch eine Gabe von Erythrozytenkonzentraten indiziert.<br /> Weiters ist eine Beckenarterienembolisation m&ouml;glich. Nach vorhergehender Punktion der A. femoralis einer Seite und Arteriografie der Beckenarterien wird die (Haupt-)Blutungsquelle identifiziert und die ventralen &Auml;ste der A. iliaca interna werden selektiv mithilfe von Embolisaten wie Polyvinylalkohol, Silikonpartikeln oder Gelatine verschlossen.<br /> Evtl. kommt auch eine Laparotomie mit Ligatur der Aa. iliacae internae beidseits infrage.<br /> Bei leichteren vaginalen Dauerblutungen ist die h&auml;mostyptische Bestrahlung (Brachytherapie oder auch wenige Fraktionen einer Teletherapie) w&auml;hrend mehrerer Tage (nur wenige Minuten t&auml;glich) von gro&szlig;er palliativer Bedeutung.<br /> Die palliative perorale Gabe von Vitamin- K-Mischmizellenl&ouml;sung (Konakion) in der Dosierung 1x 2mg bis maximal 4-mal 10mg/Tag hat sich bew&auml;hrt. Alternativ ist auch eine Vitamin-K-Infusion (10mg Konakion ad 200ml NaCl 0,9 % ) m&ouml;glich.</p> <h2>Chronische Diarrh&ouml;</h2> <p>Als Folge ausgedehnter Darmresektionen, einer Radiotherapie des Beckens bzw. Abdomens oder als Folge der Anlage eines Ileostomas bei Ausschaltung der Resorption des Dickdarms tritt oft eine chronische Diarrh&ouml; mit fl&uuml;ssigen St&uuml;hlen und gro&szlig;em Fl&uuml;ssigkeitsverlust auf. Klinisch handelt es sich um ein Kurzdarmsyndrom. Hier ist Loperamid das Mittel der ersten Wahl. Die Initialdosierung betr&auml;gt 2 Kapseln zu 2mg, gefolgt von jeweils 1 Kapsel zu 2mg typischerweise alle 4&ndash;8 Stunden per os. Tinctura opii (z.B. 3x tgl. 10&ndash;15 Tropfen) ist bei therapieresistenten Diarrh&ouml;en zu empfehlen. Auch die retardierte Form von Octreotid kann in diesem Fall eingesetzt werden.</p> <h2>Fisteln im Genitalbereich</h2> <p>Bei gyn&auml;kologischen Patientinnen sind insbesondere folgende Fisteln m&ouml;glich:</p> <ul> <li>Vesikovaginalfistel</li> <li>Ureterovaginalfistel</li> <li>Rektovaginalfistel</li> <li>Bauchdecken-Darm-Fistel</li> </ul> <p>Sie k&ouml;nnen als postoperative Komplikation auftreten. Bei diesen Formen ist eine operative Therapie meist m&ouml;glich. Bei Darmfisteln ist meist ein vor&uuml;bergehendes Stoma (Kolostoma oder Ileostoma) notwendig.<br /> Handelt es sich um tumorbedingte (Rezidiv, Tumorpersistenz) oder radiogene Fistelbildungen, die am Darm typischerweise nach 5&ndash;10 Jahren und bei der Harnblase nach 10&ndash;15 Jahren auftreten, ist eine kausale operative Therapie in den allermeisten F&auml;llen nicht m&ouml;glich, da die strahlentherapiegesch&auml;digte Haut einen effektiven Fistelverschluss nicht zul&auml;sst. Es erfolgen eine beidseitige Nephrostomie zur Harnableitung, die Anlage eines Darmstomas und in hochselektierten F&auml;llen eine palliative Exenteration. Die letzteren Ma&szlig;nahmen sind definitive Therapien.</p> <h2>Gewichtszunahme w&auml;hrend und nach Antihormontherapie</h2> <p>Brustkrebspatientinnen nehmen h&auml;ufig w&auml;hrend einer Chemo- bzw. Antihormontherapie an K&ouml;rpergewicht zu. Eine Studie hat bei 1436 Patientinnen mit Brustkrebs den Gewichtsverlauf untersucht. Im Durchschnitt betrug die Gewichtszunahme im ersten Jahr 0,74kg und im gesamten Beobachtungszeitraum 2,39kg. Frauen mit einem BMI 25,0&ndash;29,9 wiesen im Durchschnitt gegen&uuml;ber der Gruppe mit einem BMI &lt;25,0 eine gesteigerte Gewichtszunahme von 1,93kg/Jahr auf. Der gr&ouml;&szlig;te Effekt auf das Gewicht war im 1. Jahr nach Diagnosestellung zu beobachten (p&lt;0,001). J&uuml;ngere Patientinnen hatten ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r eine st&auml;rkere Gewichtszunahme als &auml;ltere.<br /> In der Nurses&rsquo; Health Study wurde bei Frauen, die nach mehr als einem Jahr post diagnosem eine Gewichtszunahme zwischen 0,5 und 2,0kg/m<sup>2</sup> aufwiesen, eine signifikante Verk&uuml;rzung des brustkrebsspezifischen &Uuml;berlebens beobachtet (relatives Risiko: 1,35). Diese inverse Relation verst&auml;rkte sich bei einer Gewichtszunahme von &gt;2kg/m<sup>2</sup>.<br /> Die Aufkl&auml;rung dar&uuml;ber, dass Patientinnen selbst vom Halten ihres K&ouml;rpergewichts oder auch von der bewussten Gewichtsabnahme hinsichtlich ihrer Prognose profitieren, ist f&uuml;r die Beratung durch Gyn&auml;kologen von Bedeutung.</p> <h2>&Uuml;bergewicht und Lymph&ouml;dem</h2> <p>Risikofaktoren f&uuml;r die Entstehung eines Lymph&ouml;dems 20 Jahre nach Mastektomie und axill&auml;rer Dissektion sind eine Infektion/ Verletzung der betroffenen oberen Extremit&auml;t sowie die Gewichtszunahme seit der Operation. Auch hier k&ouml;nnen Gyn&auml;kologen sinnvoll unterst&uuml;tzen.</p></p>
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