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Landärztemangel: Pflichtlektüre für Bürgermeister

<p class="article-intro">Sollten Sie, geschätzter Bürgermeister einer Landgemeinde, den Verdacht hegen, der prognostizierte Kassenärztemangel sei nur eine Erfindung von Panikmachern und Schwarzmalern, dann legen Sie diese Zeitschrift weg. Ganz von selbst wird Sie die Realität einholen. </p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM Digital_Allgemeinm_1701_Weblinks_istock-kopf-in-den-sand.jpg" alt="" width="2125" height="1411" /><br /><sup>&copy;iStock</sup><br />Aus dem Hintergrund kommt die Frage: &bdquo;Wie soll <em>DAM</em> in die H&auml;nde von Lokalpolitikern kommen?&ldquo; Meine Antwort: Kollegen, die in den vorliegenden Ausf&uuml;hrungen die realen Verh&auml;ltnisse abgebildet sehen und die von den Halbwahrheiten der Verantwortlichen die Nase voll haben, werden diesen Artikel auf den Schreibtisch &bdquo;ihres&ldquo; B&uuml;rgermeisters legen lassen. Gedacht als Anregung, um bei den &bdquo;B&uuml;rgermeisterInnentreffen&ldquo; aktiv zu werden. Was den Mangel an Vertrags&auml;rzten betrifft, wird den Statements der Kassenfunktion&auml;re immer weniger Glauben geschenkt. Manche Erkl&auml;rungen sorgen sogar f&uuml;r Heiterkeit. So wurde der Tageszeitung &bdquo;Heute&ldquo; (Ausgabe vom 12. Oktober 2016) vonseiten der N&Ouml; Gebietskrankenkasse (N&Ouml;GKK) erkl&auml;rt, die 12 freien Planstellen im Bundesland w&uuml;rden nicht einmal ein Prozent der Kassenvertrags&auml;rzte darstellen. G&auml;be es einen Kunstpreis f&uuml;r Sch&ouml;nf&auml;rben, hier w&auml;re er angebracht. Dem Herrn B&uuml;rgermeister Wolfgang Fahrnberger aus Gresten im Mostviertel, wo bereits seit Anfang April die Stelle eines Kassen-Allgemeinmediziners vakant ist, k&ouml;nnte zugerufen werden: &bdquo;Keine Panik, Ihre Suche nach einem Kassenarzt ist nur ein Minderheitenproblem. 99 Prozent aller N&Ouml;GKK-Planstellen sind besetzt.&ldquo; Auf dieser Argumentationslinie aufbauend, lassen sich noch einige Jahre durchstehen. In 3 Jahren k&ouml;nnte die Aussendung der Gebietskrankenkasse wie folgt lauten: &bdquo;Noch immer gelingt es uns, 97 % der Stellen zu besetzen.&ldquo;</p> <h2>Gemeindeamt als erste Anlaufstelle</h2> <p>B&uuml;rgermeister von Landgemeinden befinden sich meistens &uuml;ber mehrere Perioden im Amt. Den Einwohnern bleibt genau im Ged&auml;chtnis, welcher Amtsinhaber zum Beispiel dem Nachfolger des pensionierten Gemeindearztes die Praxisr&auml;umlichkeiten gegen den Einspruch der Opposition erk&auml;mpft hat. Viele Jahre war ich aufseiten von Ortschefs aktiv, deren Gemeinden drohte es, die &auml;rztliche Apotheke zu verlieren. Immer war der B&uuml;rgermeister erste Anlaufstelle der verunsicherten Patienten: &bdquo;Du musst ins Ministerium zu einer Vorsprache fahren!&ldquo; Nicht selten wurde er auch f&uuml;r die land&auml;rztefeindliche Apothekengesetzgebung mitverantwortlich gemacht: &bdquo;F&uuml;r diesen Murks sind deine &Ouml;VP-Regierungsleute zusammen mit den BZ&Ouml;-Abgeordneten verantwortlich!&ldquo; In aktuellen F&auml;llen, wo eine Kassenplanstelle aus diversen Gr&uuml;nden &uuml;ber Monate unbesetzt bleibt, entwickelt sich das Gemeindeamt zur Anlaufstelle Nummer eins. &bdquo;Wann kommt der n&auml;chste Doktor?&ldquo;, ist die meistgestellte Frage an den Ortschef und an die Gemeinder&auml;te. Im Gegensatz dazu verschwimmen die Erinnerungen der B&uuml;rger an die diversen Verantwortungstr&auml;ger im Gesundheitsministerium. Kein Mensch kann die Liste der insgesamt 18 Minister oder Staatssekret&auml;re aus dem Ged&auml;chtnis wiedergeben. Oft waren sie nur wenige Monate im Amt. Kaum eingearbeitet, verschwanden sie von der Bildfl&auml;che oder &uuml;bernahmen ein anderes Ressort. Nur Insider k&ouml;nnen angeben, wer f&uuml;r welches gesundheitspolitische Vers&auml;umnis verantwortlich ist.</p> <h2>Landmedizin kennt kein Diakonat</h2> <p>Die Landbev&ouml;lkerung wird ihrer Nahversorger beraubt. Ein Beispiel herausgenommen: Wilfersdorf im Weinviertel. Zur Zeit meiner Praxiser&ouml;ffnung 1981 standen dort zwei Banken offen, es gab ein Postamt, einen Gendarmerieposten und eine Landarztpraxis mit Hausapotheke. Jetzt ist alles weg! Als Erinnerung an diese verschwundenen Institutionen blieb nur ein einsamer Bankomat zur&uuml;ck. Einen Pfarrer gibt es noch im Ort: Mag. Ernst Steindl versucht engagiert, die Seelen seiner ihm zugeteilten Sch&auml;fchen zu retten. Jungarzt Dr. Robert Hrajnek ordiniert, aufgrund des notwendigen Abstandes zur n&auml;chsten Apotheke, ein paar Kilometer weiter in Bullendorf. Was liegt n&auml;her, als den Pfarrermangel mit dem einsetzenden Mangel an Medizinern zu vergleichen? Au&szlig;enstehenden f&auml;llt auf, dass trotz Nachwuchssorgen bei den Geistlichen keine Messfeiern ausfallen und Begr&auml;bnisse auch w&auml;hrend der Urlaubszeit des Pfarrers stattfinden. Das Geheimnis: Diakone f&uuml;llen die L&uuml;cke. M&auml;nner, die zum Dienst geweiht werden, k&ouml;nnen Wortgottesdienste abhalten, d&uuml;rfen taufen und Begr&auml;bnisse leiten. Meist stehen diese Diakone (aus dem Griechischen; &bdquo;Helfer&ldquo;) im b&uuml;rgerlichen Berufsleben, sind verheiratet und haben Kinder. Das Z&ouml;libat wird damit elegant umschifft. Das Diakonat geh&ouml;rt zu den Wachstumsfeldern der katholischen Kirche. In &Ouml;sterreich gibt es heute rund 700 Diakone, um 30 % mehr als 2005.</p> <p>Aufmerksame Leser ahnen schon, wohin die Gedankenreise gehen soll. Den Landarzt gibt es nur ganz oder gar nicht. Das Amt des &bdquo;medizinischen Diakons&ldquo; bleibt ein Gedankenspiel. Selbst wenn zuk&uuml;nftig angesichts eines akuten Medizinermangels eine Diplomkrankenschwester im Gemeindeamt zweimal w&ouml;chentlich Verb&auml;nde wechselt und Blutdruck misst, den pensionierten Landarzt kann sie nicht ersetzten. Schon h&ouml;re ich den Vorschlag: &bdquo;Eine vermehrte Zahl von Zweitordinationen k&ouml;nnte Abhilfe schaffen!&ldquo; Das System dieser fr&uuml;her gut funktionierenden Au&szlig;enstellen liegt im Sterben. Eine explodierende B&uuml;rokratie, wahnwitzige Einschr&auml;nkungen f&uuml;r Hausapotheken und die elektronische Anbindungspflicht geben Zweitordinationen der Unwirtschaftlichkeit preis.</p> <p>Noch einmal zur&uuml;ck zum Vergleich mit den &bdquo;Rettern der Seele&ldquo;. Pfarrer, Kapl&auml;ne und Diakone d&uuml;rfen nebeneinander t&auml;tig sein. Dem Hausarzt ist das durch Jahrzehnte hindurch verwehrt geblieben. Kassenleistungen durften bis vor Kurzem einzig und allein vom Vertragsarzt erbracht werden. Noch heute ist es dem Landarzt verboten, einen Kollegen anzustellen. In trauter Zweisamkeit haben Kammer und Kasse Jahrzehnte hindurch Teamarbeit unter Vertrags&auml;rzten unterbunden. Der Landarzt wurde zum Einzelk&auml;mpfer verdammt. Ein fatales gesundheitspolitisches Vers&auml;umnis, welches angesichts kommender &Auml;rzteverknappung nicht mehr wettgemacht werden kann.</p> <h2>Keine Spur von einem freien Beruf</h2> <p>Im Laufe weniger Jahre wurde die Kassenmedizin zum Sammelbecken von Ein- und Beschr&auml;nkungen. Die Vertrags&auml;rzte gerieten in eine Zentrifuge von Fremdbestimmungen. Hier nur ein kleiner, alphabetisch gereihter Auszug aus dem Register der unz&auml;hligen Pflichten: Anwesenheitspflicht, Ausweiskontrollpflicht, Aufkl&auml;rungspflicht, Chefarztpflicht, Dokumentationspflicht, ELGA-Teilnahmepflicht, Evaluierungspflicht, Fortbildungspflicht, Registrierkassenpflicht und so weiter. Damit ist der Kassenpraktiker vom freien Beruf so weit entfernt, wie der &bdquo;Islamische Staat&ldquo; vom Einhalten der Menschenrechte. Um einen Teil der Pflichten abzusch&uuml;tteln, begannen einige Haus&auml;rzte, ihre Kassenvertr&auml;ge zur&uuml;ckzulegen. So manche Patienten zeigen wenig Verst&auml;ndnis f&uuml;r so einen Befreiungsschlag ihres Vertrauensarztes. Der Unmut schl&auml;gt sich oft bis in die Lokalpresse durch. Tenor: &bdquo;Wie kann man den armen Patienten das nur antun?&ldquo; Die Podiumsdiskussion &bdquo;Zwangsjacke Kassenvertrag&ldquo; im ORF KulturCaf&eacute; am 2. Juni 2016 beendete diese Geheimnistuerei. Motto: &Auml;rzte haben genauso ein Recht auf Selbstbestimmung wie ihre Patienten. Dieser Schritt in die &Ouml;ffentlichkeit brachte Entkrampfung. &Auml;rztenamen wie Drs. Bartke, Biedermann oder Loewit sind in Kollegenkreisen in der Zwischenzeit ein Begriff. Ihre Botschaft deckt sich mit dem Werbespruch eines Mobilfunkanbieters: &bdquo;Es geht auch anders!&ldquo; Auch dieser <em>DAM</em>-Beitrag muss mit einem Tabu brechen, weil allgemein gehaltene Warnungen vor Land&auml;rztemangel reaktionslos verhallen. Kein Wunder, denn jede zweite Berufsgruppe klagt &uuml;ber Schwierigkeiten bei der Suche nach jungen Nachfolgern, somit hat Abstumpfung Platz gegriffen. Nur, was jetzt und heute geschieht, findet Beachtung. Vor neun Jahren durfte ich an der Formulierung markiger Spr&uuml;che mitwirken. Sie sollten die Gesundheitspolitiker und Kassenfunktion&auml;re aufwecken. Ein Beispiel: &bdquo;Grei&szlig;ler weg, Post weg, Arzt weg&ldquo;. Die Reaktion darauf war verhalten. Jetzt, unter dem Eindruck frei bleibender Kassenstellen, r&uuml;ckt das Thema &bdquo;Land&auml;rztemangel&ldquo; pl&ouml;tzlich in den Vordergrund. Die Verantwortlichen in Politik und Sozialversicherung erinnern uns an undisziplinierte Diabetiker. Erst wenn die Amputation ansteht, wird den jahrelangen Warnungen des Arztes Glauben geschenkt.</p> <h2>Land&auml;rzte als Pendler</h2> <p>Dr. Michael Adomeit ist seit 1. Oktober 2015 Kassen-Allgemeinmediziner in der steirischen Gemeinde Birkfeld. Der Kollege Jahrgang 1980 war der einzige Bewerber f&uuml;r die frei werdende Planstelle einer in Pension gehenden Kassen&auml;rztin. Das Besondere an diesem &bdquo;Jungarzt&ldquo;? Dr. Adomeit ist ein Pendler. Im Hintergrund h&ouml;re ich Raunen: &bdquo;Was ist daran auff&auml;llig? Tatsache ist doch, dass immer mehr Kassenpraktiker nicht mehr am Ort ihrer Praxis wohnen. Sie wollen die Freizeit ungest&ouml;rt verbringen k&ouml;nnen.&ldquo; Klare Antwort: Die L&auml;nge der Pendelstrecke ist bemerkenswert. Der engagierte Landarzt wohnt in Graz und f&auml;hrt t&auml;glich mit dem Auto nach Birkfeld im Bezirk Weiz und wieder zur&uuml;ck. Der Abstand zwischen Wohnort und Ordination betr&auml;gt genau 55 Kilometer. Der Jungarzt bew&auml;ltigt die Strecke durchgehend &uuml;ber Landstra&szlig;en. F&uuml;r die Wochenenddienste hat Dr. Adomeit ein privates Zimmer in seiner Praxis. Auch mein oben erw&auml;hnter Nachfolger, Dr. Robert Hrajnek, Jahrgang 1984, geh&ouml;rt zum edlen &bdquo;Club der F&uuml;nfziger&ldquo;. Damit wird nicht auf das Lebensalter Bezug genommen, sondern auf die Stra&szlig;enkilometer. Der Wiener Jungarzt hat seinen Hauptwohnsitz im Bezirk Donaustadt und steuert von dort seinen Pkw t&auml;glich nach Bullendorf, einer Katastralgemeinde der Gro&szlig;gemeinde Wilfersdorf, und wieder zur&uuml;ck. Im Gegensatz zur steirischen Landstra&szlig;entour Graz &ndash; Birkfeld ist die 50-km-Wegstrecke Hrajneks eine Erholungsfahrt. Sie kann zum gro&szlig;en Teil auf der im J&auml;nner 2010 er&ouml;ffneten Nordautobahn A5 absolviert werden. Der aktuelle Weiterbau dieser Autobahn bietet demn&auml;chst sogar zwei Abfahrten: Wilfersdorf Nord und Wilfersdorf S&uuml;d. Genau die H&auml;lfte der Kilometeranzahl, welche Kollege Hrajnek t&auml;glich bis zu seiner Ordination zur&uuml;cklegt, wohnt Dr. Martin Feistritzer, Jahrgang 1974, von seiner Praxis entfernt. Der Landarzt pendelt auf 25 Stra&szlig;enkilometern zwischen St. P&ouml;lten und St. Veit an der G&ouml;lsen im Bezirk Lilienfeld. Diese in Landgemeinden einpendelnden Kollegen sind nur Leihgaben. Wer in Bullendorf im ehemaligen Pfarrhof nur Praxisr&auml;umlichkeiten angemietet hat, weiterhin aber in Wien wohnt, der kann in Zeiten kommender &Auml;rzteknappheit leicht seinen Ordinationssitz verlegen.</p> <h2>M&ouml;glichkeit der Standortverbesserung</h2> <p>Um Missverst&auml;ndnisse auszuschlie&szlig;en, die drei soeben genannten Pendler haben derzeit nicht vor, ihren jeweiligen Praxisstandort zu verlassen. Aufgrund meiner zahlreichen Kontakte sind mir aber auch pendelnde Kollegen bekannt, denen die &Uuml;bersiedlungskisten schon vor ihrem geistigen Auge erscheinen. Weder die Patienten noch deren B&uuml;rgermeister ahnen irgendetwas davon, dass sie bald ohne Arzt dastehen werden. &Ouml;sterreichweit sind ein Drittel aller Kassen-Allgemeinmediziner &auml;lter als 62 Jahre. In den kommenden 5 Jahren folgt eine Pensionierungswelle und dabei werden attraktive Planstellen frei. Die &bdquo;Zwangsjacke Kassenvertrag&ldquo; l&auml;sst sich mit 1.200 Scheinen inklusive &auml;rztlicher Apotheke leichter ertragen als mit 500 Scheinen nach Hausapothekenverlust.</p> <p>Kurzsichtige Entscheidungstr&auml;ger haben die &Auml;rzteschwemme der Vergangenheit als Dauerzustand angesehen. Beispiel Nieder&ouml;sterreich: W&auml;hrend gemeinde&auml;rztliche Strukturen, weil angeblich zu kostspielig, aufgel&ouml;st wurden, begannen die Geldverschwender in der Landesregierung Milliarden in die Spit&auml;ler zu stecken. Der &bdquo;Gemeindearzt alt&ldquo; war vom Landesgesetz her an den Ort seines Wirkens gebunden. Eine aktive Mitgliedschaft bei Feuerwehr oder dem &ouml;rtlichen Hilfswerk geh&ouml;rte zum guten Ton. Der Praxisort konnte erst bei Pensionierung verlassen werden. Die Abschaffung diverser Bonit&auml;ten, wie Krankenversicherung und Pension, haben die jungen Kollegen zwar schwer getroffen, aber zugleich auch vogelfrei gemacht. Die Verknappung der &Auml;rzteschaft f&uuml;hrt zu ihrer Aufwertung. Dabei m&uuml;ssen wir froh sein, wenn Jung&auml;rzte wenigstens in &Ouml;sterreich bleiben. Allein Deutschland meldet einen Bedarf von zus&auml;tzlich 40.000 &Auml;rzten.</p> <h2>&bdquo;Hausapothekensterben&ldquo; geht weiter</h2> <p>Es w&auml;re kein echter Geppert-Beitrag, w&uuml;rde er nicht die Ausl&ouml;schung von Hausapothekenstandorten als einen wesentlichen Grund des Land&auml;rztemangels thematisieren. Zwischen 2006 und 2016 gingen der Landmedizin rund 100 &auml;rztliche Apotheken verloren. In der Zeitschrift der Nieder&ouml;sterreichischen &Auml;rztekammer &bdquo;N&Ouml; Consilium&ldquo; fand sich in der Juni-Ausgabe folgende &Uuml;berschrift: &bdquo;Die Hausapotheken sind gerettet&ldquo;. Diese Behauptung kann bei betroffenen B&uuml;rgermeistern nur Kopfsch&uuml;tteln ausl&ouml;sen. Die kommende &Auml;rztekammerwahl zwingt anscheinend zum Sch&ouml;nf&auml;rben um jeden Preis. Bleiben wir beim bereits erw&auml;hnten St. Veit an der G&ouml;lsen. F&uuml;r diese 2-&Auml;rzte-Gemeinde mit knapp 4.000 Einwohnern wurde im Oktober von der Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld die Errichtung einer &ouml;ffentlichen Apotheke bewilligt. Beide von der Zwangsschlie&szlig;ung ihrer Hausapotheken betroffenen &Auml;rzte werden gegen den positiven BH-Bescheid Einspruch erheben (Informationsstand Anfang November 2016). So kann Zeit gewonnen werden. Dr. Alfred Stalzer ist Jahrgang 1953 und h&auml;tte noch gro&szlig;e Lust, weitere Jahre in St. Veit t&auml;tig zu sein. Sein Entschluss in Angelegenheit Apothekenneugr&uuml;ndung steht fest: &bdquo;Bei Verlust der Hausapotheke schlie&szlig;e ich meine Kassenpraxis.&ldquo; Eine Beendigung seiner &auml;rztlichen T&auml;tigkeit, so seine Aussage mir gegen&uuml;ber, w&auml;re auch mit dem Verlassen des Ortes verbunden. Der zweite Kollege in der Marktgemeinde, Dr. Martin Feistritzer, kam schon bei den &bdquo;pendelnden Land&auml;rzten&ldquo; zur Erw&auml;hnung. Der Jungarzt will sich noch nicht endg&uuml;ltig festlegen. Erst zum Zeitpunkt der Apothekener&ouml;ffnung wird er dar&uuml;ber entscheiden, ob er weiterhin seine Ordination in St. Veit betreiben wird oder nicht.</p> <h2>Mutige Worte des B&uuml;rgermeisters von St. Veit an der G&ouml;lsen</h2> <p>Die Liste der B&uuml;rgermeister, die bisher mit vollem Einsatz gegen das &bdquo;Hausapothekensterben&ldquo; angek&auml;mpft haben, ist lang. Derzeit steht der Ortschef von St. Veit, Johann Gastegger (SP&Ouml;), im Rampenlicht der Medienberichterstattung. Exklusive f&uuml;r <em>DAM</em> erkl&auml;rte er: &bdquo;Angesichts der drohenden Schlie&szlig;ungen der &auml;rztlichen Apotheken in St. Veit an der G&ouml;lsen ersuche ich meine B&uuml;rgermeisterkollegen in den Landgemeinden, gemeinsam Schritte zu setzen, um den Zwangsschlie&szlig;ungen von Hausapotheken ein Ende zu setzen. Die aktuelle &Auml;nderung des Apothekengesetzes bewirkt nur eine Abschw&auml;chung des Hausapothekensterbens.&ldquo; Gastegger pr&auml;zisierte seine Forderung: &bdquo;Die prek&auml;re Situation in meiner Markgemeinde beweist, dass die Entsch&auml;rfung der restriktiven Gesetzeslage noch nicht ausreicht. Um dem &ouml;sterreichweiten Land&auml;rztemangel wirksam entgegentreten zu k&ouml;nnen, darf ab nun kein einziger Hausapothekenstandort mehr verloren gehen. Ich sehe absolut nicht ein, warum ein System &ndash; das sich &uuml;ber Jahrzehnte bew&auml;hrt hat &ndash; zerst&ouml;rt werden soll.&ldquo; Diesen Ausf&uuml;hrungen des engagierten B&uuml;rgermeisters ist nichts hinzuzuf&uuml;gen.</p></p>
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